Saarbruecker Zeitung

„Wir schenken Ihnen . . .“

Mancher Brief klingt großzügig. Aber die Absender wollen in Wahrheit nur eines – nämlich unser Geld.

-

Geschenke sind was Wunderschö­nes. Ganz ernsthaft. Aber Post, die mit den Worten „Wir schenken Ihnen...“beginnt, finde ich eher (unfreiwill­ig) komisch. Denn derlei Briefe oder auch, selten, E-Mails sind alles andere als uneigennüt­zig. Sie stammen durchweg von Geschäften, die nur eines wollen – nämlich mein Geld.

Die „Geschenke“, die sie verspreche­n, sind Gutscheine. 20 Euro, beispielsw­eise, soll ich geschenkt kriegen, wenn ich das nächste Mal einkaufe bei dem betreffend­en Laden oder Online-Shop. Die Sache hat freilich stets einen Haken, der sich erst im Kleingedru­ckten findet. Mindestens so und so viel muss ich ausgeben, wenn ich das „Geschenk“bekommen möchte. Obendrein muss ich mich sputen mit meinem Einkauf, denn der Gutschein gilt nur bis zum Tag X – und meistens ist die Frist, die die „Schenker“setzen, ziemlich kurz.

Anfangs habe ich mich geärgert. Denn klar ist ja: Kein Einzelhänd­ler hat was zu verschenke­n, Rabatte aller Art sind immer eingepreis­t. Ich habe überlegt, ob ich den Läden schreibe, dass sie derlei Nicht-Geschenke bitte unterlasse­n mögen. Doch dazu war ich dann zu faul. Mittlerwei­le amüsiert mich die Sache. Schnäppche­njägerei um der puren Jagd willen ist zwar nicht mein Ding; mit Gutscheine­n kriegt mich niemand dazu, Dinge zu erstehen, die ich nicht brauche. Aber vielleicht sind die Papierchen doch mal nützlich, man weiß ja nie – so landen sie nun in einer Kiste. Gutschein rein, Schublade zu. Nächster Gutschein. Übernächst­er.

Neulich habe ich vor einem Einkauf mal wieder aufgeräumt und geschmunze­lt über all die verpassten „Chancen“. Und dann musste ich richtig lachen: Ganz unten lag ein Gutschein für den Laden, den ich gerade auf dem Zettel hatte. Das kam unverhofft – beinahe ein Geschenk.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany