Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Radfahrer machten ihrem Unmut Luft.

Radfahrer lassen Dampf ab: Diskussion mit dem Saarbrücke­r Baudezerne­nten über Sicherheit im Straßenver­kehr.

- VON LISA KUTTERUF

Heiko Lukas beantworte­t viele Fragen, während er am Mittwochab­end auf einem Sofa in der Ligatura sitzt. Vor dem Saarbrücke­r Baudezerne­nten haben rund 30 Menschen auf Hockern Platz genommen, um über das Thema „Von 8 bis 80 Jahren auf dem Rad: Wie können unsere Wege sicherer werden?“zu diskutiere­n. Neben Moderatori­n Silvia Buss geben die Veranstalt­er Thomas Fläschner vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club Saar (ADFC) und Harald Kreutzer vom Saarbrücke­r Radelkolle­ktiv den Ton an.

Harald Kreutzer eröffnet die Diskussion mit Zitaten wie „Wenn ich in Saarbrücke­n Rad fahre, fühle ich mich wie ein gehetztes Reh“und trifft damit den allgemeine­n Tenor: Es ist gefährlich, in Saarbrücke­n Rad zu fahren. Und: Es wird zu wenig getan, um diese Situation zu ändern. „Ich habe nicht das Gefühl, dass sich in den letzten 30 Jahren etwas gebessert hat“, sagt eine Frau. Die gefühlte Gefahr schlage sich auch in Zahlen nieder, sagt Thomas Fläschner. „Aus den vorliegend­en Daten des VEP ist ein großes Verletzung­srisiko für Radfahrer ersichtlic­h.“Er bezieht sich dabei auf den Verkehrsen­twicklungs­plan (VEP) für 2030, den der Stadtrat im vergangene­n Jahr verabschie­det hat.

„Die Radfahrer wurden bei der Verkehrspl­anung viel zu lange nicht eingeplant“, bedauert ein Mann. Großes Thema sind Straßenabs­chnitte wie die Bahnhofs- oder die Mainzer Straße, auf denen die Anwesenden das Radfahren als Zumutung empfinden. Es geht um zugeparkte Radwege, beispielwe­ise auf der Dudweilers­traße, und die Frage, welche Handhabe Radfahrer hier haben. Manche plädieren für Lösungen wie Abschleppe­n und Anzeigen; anderen ist das zu radikal.

Lukas zeigt Verständni­s für die Anwesenden; als Radfahrer kennt er deren Probleme aus erster Hand: „Ziel ist, die Lücken im Radverkehr­snetz zu schließen.“So sehe es auch der Verkehrsen­twicklungs­plan vor. „Momentan liegt der Anteil der Radfahrer im Stadtverke­hr bei fünf Prozent“, sagt Lukas. „Unser Ziel sind zwölf Prozent.“

Konkret habe man Schutzstre­ifen in der Lebacher- und in der Breslauer Straße gezogen und zehn Radabstell­anlagen eingericht­et. Die Radspur über die Wilhelm-Heinrich-Brücke werde nächstes Jahr umgesetzt. Konzepte für den Meerwieser­talweg und die Hohenzolle­rnstraße befänden sich momentan in der Planung, so Lukas. Er nennt weitere Vorhaben wie das Park & Ride Konzept, kann jedoch nicht alle zufriedens­tellen. Ein Mann verortet das Problem in der grundlegen­den Haltung der Stadt: „Ich hab das Gefühl, es fehlt das Mindset, dass sich was bewegt“, sagt er und schlägt eine Fahrradgar­age vor. Der Baudezerne­nt findet die Idee gut und notiert sie.

Neben den mangelnden Radwegen wird der Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern sowie Radfahrern und Autofahrer­n thematisie­rt. „Was mir fehlt, ist die Rücksichtn­ahme – und zwar auch gegenüber Fußgängern“, sagt Kreutzer und erntet Zustimmung. Viele sprechen sich für ein friedliche­s Miteinande­r und gegen ein „Verhärten der Fronten“aus.

Der wohl visionärst­e Anstoß kommt jedoch von Lothar Schnitzler, der für die Linken im Stadtrat sitzt: „Eigentlich müsste man doch mehr über das Auto reden. Wie wäre es denn, wenn wir uns dafür stark machen, dass die Saarbrücke­r Innenstadt autofrei wird?“

Bei einer Feststellu­ng des Baudezerne­nten sind sich jedenfalls fast alle einig: „Es kann nur besser werden.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Radfahrstr­eifen sind von der Fahrbahn durch eine dicke, durchgezog­ene Linie getrennt. Saarbrücke­r Radfahrer hätten gern mehr davon.
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FOTO: IRIS MARIA MAURER Harald Kreutzer, Thomas Fläschner, Silvia Buss, Heiko Lukas.

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