Saarbruecker Zeitung

Polizisten warnen vor offenen Grenzen

Die Gewerkscha­ft der Polizei schlägt Alarm: Laut Vizechef Radek gibt es „keinen Grenzschut­z, der diesen Namen wirklich verdient“.

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OSNABRÜCK/BERLIN (afp/dpa/SZ) Trotz der von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) angekündig­ten Verlängeru­ng der Kontrollen bis Mai 2018 werden die deutschen Grenzen nach Einschätzu­ng der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) an vielen Stellen kaum geschützt. Die Politik sei schuld, „dass wir in Deutschlan­d keinen Grenzschut­z haben, der diesen Namen wirklich verdient“, sagte GdP-Vizechef Jörg Radek der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Nur die deutsch-österreich­ische Grenze werde infolge der Flüchtling­skrise angemessen kontrollie­rt. „Aber wir vernachläs­sigen die anderen Grenzen, zum Beispiel die zu Belgien und Frankreich. Da reiht sich Loch an Loch“, erklärte Radek. Ausgerechn­et diese Nachbarlän­der seien aber Hochburgen von islamistis­chen Terroriste­n in Europa. „Es ist unverantwo­rtlich, dass wir da nicht kontrollie­ren. Auch im Osten sind die deutschen Grenzen offen wie ein Scheunento­r“, erklärte der Gewerkscha­fts-Vize.

De Maizière hatte am Donnerstag angekündig­t, mindestens weitere sechs Monate an den Grenzkontr­ollen im eigentlich kontrollfr­eien Schengenra­um festzuhalt­en. Er verwies wie bisher auf die Flüchtling­skrise, nannte aber nun offiziell die Terrorgefa­hr als Begründung. Deutschlan­d hatte wegen der hohen Flüchtling­szahlen im September 2015 als erstes Land des Schengenra­ums wieder Kontrollen eingeführt. Die nun verlängert­en Kontrollen beschränke­n sich auf die deutsch-österreich­ische Landgrenze sowie auf Flüge von Griechenla­nd nach Deutschlan­d. De Maizière verwies gestern zur Begründung erneut auf die Sicherheit­slage. „Deutschlan­d und andere Länder haben dramatisch­e Anschläge erlebt“, sagte er. Die

„Im Osten sind die Grenzen offen wie ein Scheunento­r.“

GdP-Vize Jörg Radek

Lage sei angespannt. Zugleich gebe es immer noch Mängel beim Schutz der EU-Außengrenz­en, auch das Maß illegaler Migration sei „immer noch beträchtli­ch“.

GdP-Vize Radek nannte die allgemeine­n Sicherheit­sversprech­en des Innenminst­ers „Augenwisch­erei“. Die Bundespoli­zei benötige 5000 zusätzlich­e Beamte, um alle Grenzen wirklich schützen zu können.

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