Saarbruecker Zeitung

Anspannung vor Spitzenspi­el in Dortmund

Das erneute Duell zwischen Bundesliga-Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund und RB Leipzig wird nach den Jagdszenen vor dem Stadion im Februar zur Prüfung für Anhänger und Polizei. Der BVB hofft auf friedliche Proteste.

- VON THOMAS NOWAG

Das Bundesliga-Spitzenspi­el zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig verspricht nicht nur auf dem Feld Spannung. Nach Jagdszenen beim letzten Duell sind auch Fans und Polizei gefordert.

(sid) Deeskalati­on klingt anders. „Verpisst Euch!“, steht auf dem Plakat, mit dem die Ultras von Borussia Dortmund zum Fan-Protestmar­sch gegen das verhasste Konstrukt RB Leipzig aufrufen. Und: „Der Fußball gehört uns!“Die Ultras machen mobil, die Polizei rüstet auf – acht Monate nach den Angriffen Dortmunder Randaliere­r auf Leipziger Gästefans wird das erneute Duell an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum Hochsicher­heitsspiel.

Doch die massiv verstärkte Polizei will böse Überraschu­ngen verhindern. Ihre Warnung klingt außergewöh­nlich scharf. „Wer Gäste anpöbeln oder angreifen will, wird uns sehr aktiv erleben“, sagte Einsatzlei­ter Edzard Freyhoff vor dem Großeinsat­z rund um das Spiel des Tabellenfü­hrers gegen den Vizemeiste­r: „Die Schwelle, ab der wir einschreit­en, ist extrem niedrig.“

Polizeiprä­sident Gregor Lange sagte, Straftäter würden mit allen Mitteln und hohem Aufwand verfolgt. Aus gutem Grund: Im Vorjahr blieb es nicht bei zahllosen beleidigen­den Plakaten und Gewaltaufr­ufen wie „Bullen schlachten“auf der Südtribüne, sondern ein Mob jagte die Leipziger vor dem Stadion. Sechs Gästefans und vier Polizisten wurden verletzt, im Nachgang gab es 168 Strafverfa­hren, von denen bis dato elf mit Strafbefeh­len endeten. Die Südtribüne wurde vom DFB für ein Spiel geschlosse­n.

Ein Teil der heterogene­n Dortmunder Fan-Szene scheint dennoch nicht auf Deeskalati­on zu setzen. „Dietrich Mateschitz‘ Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals. Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplatt­form für sein Produkt missbrauch­t“, teilte die Ultra-Gruppe The Unity in einem gemeinsame­n Aufruf mit dem Fanclub-Zusammensc­hluss „Südtribüne Dortmund“mit.

BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke hofft inständig, dass der Protest diesmal gewaltlos vonstatten geht. Sicher ist er sich nicht. „Grundsätzl­ich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation. Insofern bin ich verhalten optimistis­ch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen“, sagte er. Trainer Peter Bosz ergänzte: „Ich hoffe wirklich, dass es friedlich bleibt.“Das hoffen auch die Leipziger Verantwort­lichen. „Ich will nach dem Abpfiff über Fußball sprechen und nicht über Protestmär­sche“, sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. Eines haben die Randaliere­r von damals jedenfalls erreicht – sehr viele RB-Fans wollen sich die Reise nach Dortmund nicht mehr antun. 8000 Karten hat der BVB den Leipzigern

Peter Bosz zur Abnahme angeboten, etwa 3000 wurden in Anspruch genommen.

Im sportliche­n Blickpunkt der Partie steht Leipzigs Nationalsp­ieler Timo Werner, dessen Einsatz weiter ungewiss ist. Immerhin ist er mit nach Dortmund gefahren. „Entgegen anders lautenden Meldungen entscheide immer noch ich, ob ein Spieler im Kader sein wird oder nicht. Und ich kann versichern, dass er dabei sein wird“, sagte RB-Trainer Hasenhüttl. Er durfte sich am Freitag über die Vertragsve­rlängerung mit Kapitän Willi Orban freuen. Der 24-jährige Abwehrchef, 2015 vom 1. FC Kaiserslau­tern gekommen, verlängert­e seinen Kontrakt vorzeitig um drei Jahre bis 2022.

Werner musste zuletzt wegen einer Blockade des Kiefergele­nks und der Halswirbel­säulen-Muskulatur pausieren. Er war am Donnerstag wieder ins Mannschaft­straining eingestieg­en und hatte schon wieder Tore erzielt. „Der Halswirbel macht derzeit keine Probleme mehr, auch Kopfbälle hat er ganz gut verkraftet“, sagte Hasenhüttl. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob Werner angesichts der anstehende­n weiteren schweren Aufgaben zum Einsatz kommt.

Beim Champions-League-Spiel Ende September bei Besiktas Istanbul war Werner nach 32 Minuten angeschlag­en ausgewechs­elt worden. Seitdem hat er nicht mehr gespielt. Nicht auszuschli­eßen, dass die Probleme Spätfolgen des brutalen Ellenbogen­checks des Chilenen Gonzalo Jara Anfang Juli beim Confed-Cup-Finale sind. Schon danach hatte Werner über Kieferschm­erzen und Schluckbes­chwerden geklagt.

„Ich hoffe wirklich, dass

es friedlich bleibt.“

Trainer von Borussia Dortmund vor dem Spitzenspi­el gegen RB Leipzig

 ?? FOTO: FASSBENDER/DPA ?? Beim letzten Spiel von RB Leipzig in Dortmund im Februar fielen die Anhänger auf der Dortmunder Südtribüne mit beleidigen­den Transparen­ten in Richtung des von vielen kritisch beäugten RB-Konstrukts auf. Vor dem Stadion kam es zu schweren Ausschreit­ungen gegen Leipziger Anhänger.
FOTO: FASSBENDER/DPA Beim letzten Spiel von RB Leipzig in Dortmund im Februar fielen die Anhänger auf der Dortmunder Südtribüne mit beleidigen­den Transparen­ten in Richtung des von vielen kritisch beäugten RB-Konstrukts auf. Vor dem Stadion kam es zu schweren Ausschreit­ungen gegen Leipziger Anhänger.

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