Stahlindustrie hilft beim Start in den Beruf
Das Programm BEST 2.0 hilft geflüchteten und deutschen Jugendlichen auf dem Weg zu einer Ausbildung. Die zweite Auflage ist nun gestartet.
Menschen den Weg in die Ausbildung zu erleichtern.
Das Programm verbindet Theorie und Praxis, erläutert Petra Bühler von VAUS: An einem Tag und zwei Nachmittagen haben die Jugendlichen gemeinsam Unterricht in Mathematik, Deutsch und Sozialkunde. Im Bereich Deutsch werde auf die unterschiedlichen Hintergründe der Teilnehmer reagiert, erklärt sie. Den Rest der Zeit verbringen sie in den Ausbildungswerkstätten in den Bereichen Metall und Elektro.
In Richtung Metall zieht es Diyar Usman aus Großrosseln. Wie Mohammad hat er an der Erstauflage des Programms teilgenommen und hat nun seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Saarstahl in Völklingen begonnen. „Es war gut und sehr hilfreich für den Start in die Ausbildung“, findet der 19-Jährige, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Nach seinem qualifizierten Hauptschulabschluss und einigen Nebenjobs hat er die Maßnahme auf Anraten der Agentur für Arbeit begonnen. Ein Abschluss sei jedoch nicht zwingend erforderlich, betont Jürgen Haßdenteufel, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Saarland: „Es gibt keine formalen Zugangsvoraussetzungen.“Im Falle von Mohammad gingen der Maßnahme Deutschkurse voran. Zudem hat er nach seinem Abitur in Syrien zwei Jahre als Bauarbeiter in Libyen gearbeitet.
Neben Mohammad und Usman konnten 15 weitere Teilnehmer direkt in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden, neun bei Saarstahl und acht in Dillingen. Weitere acht Teilnehmer wurden in andere Unternehmen vermittelt. Haßdenteufel hält dies für „einen guten Vermittlungserfolg“. Tatsächlich seien alle, die die Maßnahme abgeschlossen hätten, vermittelt worden, ergänzt Bühler. Die Hauptgründe für Abbrüche seien mangelnde Motivation, aber auch Probleme, die Arbeitsstätte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen – und fehlende Sprachkenntnisse. „Einige haben gesagt, sie wollen erst noch einen Sprachkurs machen“, erklärt sie.
Grundkenntnisse der deutschen Sprache seien notwendig, um in Beschäftigung zu gelangen, weiß Heino Klingen, Geschäftsführer der Industrieund Handelskammer (IHK) Saarland. Doch sobald diese vorhanden seien, sei es wichtig, schnell ins Berufsleben einzusteigen. „Integration funktioniert nur über Arbeit“, betont er und befindet: „Wir sind auf einem ganz guten Weg, das zu schaffen.“
Bis sie ihre Ausbildung geschafft haben, dauert es für Mohammad und Usman nun noch dreieinhalb Jahre. Was sie sich für die Zukunft erhoffen? „Ich wünsche mir, viel Erfahrung sammeln zu können“, sagt Mohammad, und: später mal ein Haus und eine Familie in Deutschland zu haben. Ähnliche Ziele hat auch Usman. Er will seine Ausbildung absolvieren, in eine eigene Wohnung ziehen und „selbständiger werden“. Den 40 jungen Leute, die jetzt mit der zweiten Auflage von BEST 2.0 begonnen haben, rät er: „Nutzt die Chance, zeigt Motivation und seid bereit, dazuzulernen.“ 2600 geflüchtete Menschen waren laut der Bundesagentur für Arbeit im Juni an der Saar in einer arbeitsmarkpolitischen Maßnahme. 5400 befanden sich in fremdgeförderten Maßnahmen wie zum Beispiel Integrationskursen. Von Juni 2016 bis September 2017 konnten rund 1300 Geflüchtete eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt aufnehmen. 260 konnten eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung beginnen und 500 eine schulische Ausbildung, einen Schulbesuch oder ein Studium.