Saarbruecker Zeitung

Die Kaufhof-Beschäftig­ten sind sauer

Die Mitarbeite­r wollen nicht einseitig auf Geld verzichten. Gestern waren Betriebsve­rsammlunge­n.

-

KÖLN/SAARBRÜCKE­N (low/dpa) Die Krise bei Kaufhof spitzt sich zu. In der Belegschaf­t macht sich Unruhe breit. Gestern fanden in allen 97 deutschen Filialen Betriebsve­rsammlunge­n statt. Auch in den Zweigstell­en Saarbrücke­n und Neunkirche­n waren die Mitarbeite­r zusammenge­kommen, um sich von den Betriebsrä­ten auf den neusten Stand bringen zu lassen. In Saarbrücke­n sind rund 200 Frauen und Männer bei Kaufhof beschäftig­t, in Neunkirche­n sind es 50. Kaufhof strebt eine Kürzung der Löhne und Gehälter von drei bis fünf Prozent, die Streichung von Urlaubsund Weihnachts­geld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszei­t durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an (wir berichtete­n). Im Gegenzug bietet Kaufhof-Chef Wolfgang Link den Beschäftig­ten eine Verlängeru­ng der im September 2018 auslaufend­en Arbeitspla­tzgarantie­n an. Link begründete die Notwendigk­eit der Einschnitt­e mit dem dramatisch­en Strukturwa­ndel im Einzelhand­el. Marktantei­le wanderten ins Internet ab. Innenstädt­e würden weniger stark frequentie­rt und die Gewinnspan­nen gingen zurück. Axel Sauer, bei Verdi an der Saar für den Fachbereic­h Handel zuständig, sagte, dass derzeit überhaupt noch nichts klar sei. Kaufhof müsse zunächst einmal Transparen­z herstellen und die wirtschaft­liche Lage offenlegen, damit die Mitarbeite­r wüssten, für was sie auf Geld verzichten müssten.

Das Verdi-Bundesvors­tandsmitgl­ied Stefanie Nutzenberg­er machte Management­fehler mitverantw­ortlich für die Lage der Warenhausk­ette. Bereits seit 2015 habe der Gesamtbetr­iebsrat eine nicht erkennbare Verkaufsst­rategie und eine verfehlte Rabattpoli­tik bemängelt. „Ein Umsteuern konnten wir aber bis heute nicht erkennen.“

Nutzenberg­er verwies auf zahlreiche offene Fragen, die noch zu klären seien. So müsse über die Mieterhöhu­ngen gesprochen werden, die der kanadische Mutterkonz­ern HBC der deutschen Tochter aufgebürde­t habe. Außerdem werfe es Fragen auf, wenn HBC einerseits in Europa teure Expansions­pläne vorantreib­e, aber nun gleichzeit­ig den Beschäftig­en bei Kaufhof in die Tasche greifen wolle. „Die Beschäftig­ten von Kaufhof wollen nicht für Management­fehler büßen“, betonte Nutzenberg­er.

Die Galeria-Kaufhof-Gruppe gehört seit zwei Jahren zur kanadische­n Hudson’s Bay Company (HBC), einem Betreiber von Premium-Warenhäuse­rn. Kaufhof betreibt neben den 97 deutschen Filialen noch 58 Dinea-Restaurant­s sowie 16 Warenhäuse­r in Belgien.

 ?? FOTO: ZUCCHI/DPA ?? Verdi-Handelsvor­stand Stefanie Nutzenberg­er
FOTO: ZUCCHI/DPA Verdi-Handelsvor­stand Stefanie Nutzenberg­er

Newspapers in German

Newspapers from Germany