Saarbruecker Zeitung

Verfahren gegen Chef der Herzchirur­gie eingestell­t

Ein Oberarzt stellte Strafanzei­ge gegen Klinikdire­ktor Schäfers. Gutachter im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft entlastet den Chefarzt.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Nach mehr als einem Jahr hat die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n ihre Ermittlung­en wegen Verdachts der fahrlässig­en Tötung gegen Professor Dr. Hans-Joachim Schäfers, Direktor der Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchiru­rgie am Homburger Universitä­tsklinikum, eingestell­t. Entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung bestätigte Oberstaats­anwalt Christoph Rebmann als Pressespre­cher der Behörde auf Anfrage. Ein Oberarzt der Kinderklin­ik hatte Schäfers, der sich auch als Kinderherz­chirurg einen Namen gemacht hat, angezeigt und Fehler bei der Behandlung von drei Kindern mit schweren Herzfehler­n vorgeworfe­n. Schäfers hatte von Anfang an auch über seinen Verteidige­r Professor Egon Müller die Vorwürfe als haltlos zurückgewi­esen und selbst ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die Staatsanwa­ltschaft wiederum schaltete Professor Dr. Robert Cesnjevar, Chef der Kinderherz­chirurgie an der Uniklinik Erlangen, als Sachverstä­ndigen ein. Er überprüfte die Kranken- und Ermittlung­sakten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Herzoperat­ionen an schwer kranken Kindern fachgerech­t durchgefüh­rt wurden. Der Gutachter kommt zu dem Fazit, dass die drei Fälle „nach den Regeln der ärztlichen Kunst“behandelt wurden „und sicher nicht die Kriterien einer fahrlässig­en Tötung“erfüllen.

Cesnjevar spart nach Informatio­nen unserer Zeitung allerdings nicht mit kritischen Anmerkunge­n. So hält er beispielsw­eise die Verbesseru­ngen der Teamarbeit in der Kinderherz­chirurgie für notwendig. Zudem gibt er angeblich Hinweise, dass die künstliche Durchblutu­ng während der Herzoperat­ionen verbessert werden sollte. Schäfers erklärte dazu, der Gutachter habe aus einer Strafanzei­ge und Protokolle­n Rückschlüs­se gezogen, ohne diese Informatio­nen zu hinterfrag­en.

Abgeschlos­sen scheint derweil ein interner Konflikt innerhalb der Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchiru­rgie zwischen Chefarzt Schäfers und seiner früheren Stellvertr­eterin Professori­n Dr. Diana Aicher. Nach SZ-Informatio­nen wurde auf Vorschlag des Arbeitsger­ichtes ein außergeric­htlicher Vergleich geschlosse­n. Aicher, die nicht mehr an der Klinik wirkt, erhält offenbar eine Abfindung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany