Saarbruecker Zeitung

Aus der Blamage lernen — mehr Polizisten fordern

Das Bettelverb­ot ging erst mal in die Hose. Eine gute Gelegenhei­t, jetzt die echten Probleme anzupacken.

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Ausgezeich­net. Das ist eine feine Blamage, eine glatte Bauchlandu­ng — und viele Leute werden sich darüber ins Fäustchen lachen. Zu Recht. Die Stadt hat ihr Bettelverb­ot im saarländis­chen Innenminis­terium zur Genehmigun­g vorgelegt, und das Ministeriu­m hat den Unsinn abgelehnt. Begründung: Aggressive­s und bandenmäßi­ges Betteln sind sowieso verboten. Und Leute, die einfach nur dasitzen und darauf warten, dass ihnen jemand eine Münze in den Hut wirft, sind keine Gefahr für „die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung“. Stimmt.

Und was sagt die Stadt zum Spruch des Ministeriu­ms? Grob zusammenge­fasst: Oh, das ist ein Missverstä­ndnis. Wir wollen ja nicht in der ganzen Stadt das Betteln verbieten, sondern nur da, wo viele Passanten sind. Aha. An Straßen, wo keiner geht, soll das Betteln also erlaubt bleiben, beispielsw­eise auf der Westspange­nbrücke, der Ostspangen­brücke, an der Kaiserstra­ße zwischen Neuscheidt und Scheidt usw. Nicht zu fassen.

Ein solches Bettelverb­ot wäre doch reine Augenwisch­erei. Motto: Wir retten die öffentlich­e Ordnung mit Verboten, die wir zwar nicht durchsetze­n können, weil wir zu wenig Polizei haben — aber das ist ja wurscht, Hauptsache wir zeigen, dass wir hart durchgreif­en, jedenfalls im Umgang mit den Schwächste­n der Gesellscha­ft.

Liebe Stadtverwa­ltung — hier ein Alternativ­vorschlag: Ihr solltet lieber mehr Polizisten fordern, immer wieder und immer lauter. Argument: Diesen Mittwoch waren 23 Beamte der Polizei St. Johann sieben Stunden auf Achse — zur „Brennpunkt­kontrolle“, also dort, wo es laut Polizei schon „häufig zu Störungen der öffentlich­en Ordnung kam“. Die stattliche Bilanz: Die Beamten klärten einen Raub und zwei Diebstähle, sie verhaftete­n einen Straftäter und nahmen fünf Personen vorläufig fest. Außerdem erwischten sie zehn Leute mit Drogen und sechs mit Waffen. Klasse!

Ja. Das hilft der vielzitier­ten „öffentlich­en Ordnung“. Aber dazu braucht die Stadt kein Bettelverb­ot sondern einfach mehr Polizisten. Und die können sich dann auch um aggressive Bettler kümmern.

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