Füchse feiern, Zebras hoffen auf weiße Wand
Berlin bleibt Tabellenführer der Handball-Bundesliga. In der Champions League steht ein Derby an.
BERLIN (sid) Die 6416 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. „Oh, wie ist das schön“, hallte es nach dem 31:25 gegen den HC Erlangen durch die Arena der Füchse Berlin. Nach acht Siegen aus acht Spielen, dem besten Saisonstart der Clubgeschichte, ist der Handball in der Hauptstadt heißgelaufen.
„Die Euphorie nehmen wir natürlich wahr. Die Sympathiewelle macht Spaß, sie motiviert uns“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. In der Hoffnung auf etwas ganz Großes wurden bei den Füchsen inzwischen sogar Karten für den letzten Spieltag vorbestellt – das gab es in Berlin zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie. Doch für Träumereien von der Qualifikation für die Champions League oder gar vom Titel sei es noch zu früh: „Man sollte das richtig einordnen. Anfang November wissen wir, wo wir wirklich stehen.“
Doch schon vor den Spielen in Hannover, gegen den THW Kiel und in Göppingen lugt die Konkurrenz voller Respekt zu den Hauptstadt-Handballern. Während die anderen Top-Teams längst Federn lassen mussten, spielte sich das von Verletzungen gebeutelte Berlin fast unbemerkt an die Spitze und gilt immer mehr als ernsthafter Titelkandidat. Zumal Nationalspieler wie Paul Drux und Silvio Heinevetter noch nicht einmal ihre Bestform erreicht haben und der kroatische Rückraumbomber Marko Kopljar zuletzt wochenlang fehlte. Nur Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen (14:2 Punkte) kann bislang Schritt halten. Kiel hat schon acht Minuspunkte auf dem Konto, Flensburg und Melsungen derer fünf.
Vor allem in Sachen Mentalität macht den Füchsen zurzeit keiner etwas vor. Vier Mal waren die Spiele in der noch jungen Saison eng, stets gewann am Ende die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic. Seit der 61-Jährige Petkovic im Dezember 2016 den Trainerjob in Berlin übernahm, geht es nach oben. Akteure wie Nationalspieler Steffen Fäth fanden zurück in die Spur. Die jüngste Siegesserie dürfte aber auch noch einen deutlich profaneren Grund haben: Denn vor der Partie in Leipzig hatte Hanning 5000 Euro Prämie für den Sieg ausgerufen. Solange die Füchse weiter gewinnen, kommen jedes Mal 5000 Euro dazu. „Bei den großen Spielen bin ich auch bereit, meinen Einsatz zu erhöhen“, sagte Hanning. Bei den bislang erspielten 15 000 Euro ist also noch reichlich Luft nach oben.
In der Champions League freut sich der THW Kiel derweil auf das mit Spannung erwartete Derby an diesem Sonntag (18.30 Uhr) gegen die SG Flensburg-Handewitt. Die „Zebras“, die am Donnerstagabend mit 28:23 (13:9) gegen Frisch Auf Göppingen um den Saarlouiser Daniel Fontaine gewannen, wollen unbedingt ihren letzten Platz in der Gruppe B verlassen. „Wir spielen in Weiß. Wenn unsere Fans auch in Weiß kommen, bilden wir eine starke Einheit. Wir wollen das Derby zusammen mit unserer ,weißen Wand’ gewinnen“, sagte THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg. Thorsten Storm ist überzeugt, dass die erfolgsverwöhnten Kieler nach ihrem Fehlstart in Liga und Champions League langsam aus der Krise herausfinden werden. „Wenn man aus so einem Loch kommt, dann springt man da nicht einfach raus, sondern klettert Stück für Stück nach oben“, erklärte der THW-Manager.