St. Willibrord: Ungewöhnlich und imposant
Die Pfarrkirche in Waldweiler beruht auf einem Architektenwettbewerb. Die Aufgabe war, alte Kirchenteile von 1569 zu integrieren.
WALDWEILER/KELL AM SEE Die rund 900 Einwohner zählende kleine Gemeinde Waldweiler im Schwarzwälder Hochwald liegt im Naturpark Saar-Hunsrück und gehört zur Verbandsgemeinde Kell am See in Rheinland-Pfalz.
Ich treffe mich in der Kirche mit Pastor Kai-Georg Quirin. Seit fünf Jahren ist er Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Schillingen. Über den imposanten Kirchbau aus massivem Ziegelmauerwerk und den eigenwilligen Baustil bin ich erstaunt. „Die Kirche ist schon etwas Besonderes, das man hier nicht erwartet“, sagt der Pastor dann auch. Der Erbauung der Kirche in den Jahren 1969 bis 1973 ging ein Architektenwettbewerb voraus, bei dem es galt, die Lage des Grundstücks in der Ortsmitte mit der vorhandenen engen Bebauung unter einen Hut zu bringen. Als wichtigste Vorgabe war jedoch die Einbeziehung des spätgotischen Chorraumes und der Sakristei der alten Kirche aus dem Jahre 1569 in den modernen Kirchenraum.
Die ehemalige St. Willibrord-Kapelle wurde in den Jahren 1816 und 1924 erweitert und im Jahre 1969 dann endgültig abgerissen. Nach den Plänen des Architekten Heinz Bienefeld aus Overath bei Köln gelang es, alle vorgegebenen Kriterien zu erfüllen. Der 12,50 Meter hohe Turm, in den der Haupteingang integriert ist, wurde rund 20 Jahre später erst errichtet. Engel auf dem Kirchturm symbolisieren die vier Himmelsrichtungen und umgeben das Kreuz mit dem Wetterhahn.
Der Innenraum ist mit rund 550 Sitzplätzen sehr geräumig und auch ungewöhnlich konzipiert. Für die gute Pflege sorgt Klara Jakobs seit 25 Jahren. Kernstück im Kirchenraum ist der unter Denkmalschutz stehende spätgotische Chorraum mit Sakramentshäuschen der alten Kirche, der sich auf einzigartige Weise mit dem modernen, Kirchenraum verbindet und heute als Sakramentskapelle genutzt wird.
Der Kirchenraum ist fast fensterlos. Für ausreichend Licht sorgt eine breite Lichtkuppel über dem Altar. „In amerikanischen Reiseführern wird St. Willibrord Waldweiler wegen seiner Lichtkuppel, die man in amerikanischen Gefängnissen vorfindet, als ,Gefängniskirche’ vermerkt“, das erläutert Pastor Quirin beim Besuch in der Kirche schmunzelnd.
Der Boden besteht aus Ziegelsteinen und ist von allen Seiten leicht auf den Altar in der Mitte zugeneigt. Rundum stehen einfache, hölzerne Bankreihen. Es fällt nicht schwer, bei diesem Anblick einen „Bezug zu römischer Mauerwerkstradition zu ziehen, zu einer römischen Markthalle oder den alten polygonalen Marktplätzen, die Orte von Versammlungen und Festen waren“, so wie es in der Broschüre „Die katholische Pfarrkirche St. Willibrord“zu lesen ist. Im Übrigen ist der Innenraum dieses Gotteshauses für Kirchenkonzerte hervorragend geeignet.
Ein Holzgitter trennt die Sakristei vom übrigen Kirchenraum ab. Darüber befindet sich die Pfarrbücherei, die auch als Pfarrsaal genutzt wird. Auffallend schön ist die Pièta, eine große Terrakottafigur, die – ebenso wie die Figur des Heiligen Willibrord in einer Mauernische – aus der alten Kirche stammt. Eine weitere Statue des Kirchenpatrons befindet sich in der Außennische zur Hauptstraße hin. Diese hatte im Jahr 1984 der Trierer Bildhauer W. Hahn gefertigt.
Die Kreuzwegstationen aus dem 19. Jahrhundert sind im Nazarenerstil gearbeitet. In der Weihnachtszeit ist eine moderne Krippe in der Kirche zu bewundern. Diese besteht aus einer Krippenlandschaft und Bronzefiguren des Trierer Künstlers Gay Charlier.
Waldweiler mit seiner ungewöhnlichen Pfarrkirche St. Willibrord ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Kirche ist tagsüber geöffnet. .............................................
stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Michaela Heinze Peter Seringhaus