Saarbruecker Zeitung

SPD in Berlin feiert – Katzenjamm­er bei den Linken

- VON STEFAN VETTER

BERLIN Für die SPD gab es schon lange Zeit nichts mehr zu feiern. Drei verlorene Landtagswa­hlen in Folge, dazu die krachende Niederlage bei der Bundestags­wahl. Aber wie heißt es so schön – wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Und wie das jetzt leuchtet! Der Jubel im Willy-Brandt-Haus will gar kein Ende nehmen, als die erste Prognose zum Ausgang der Niedersach­sen-Wahl bekannt wird. Viele bekommen glänzende Augen.

Als der nach der Bundestags­wahl so angeschlag­ene Parteichef Martin Schulz die Bühne betritt, steht ihm die Erleichter­ung ins Gesicht geschriebe­n. Ein fünftes Wahldesast­er in Folge hätte wohl unweigerli­ch eine Debatte über seinen Verbleib im Chefsessel der Partei ausgelöst. Doch das verhindert­e vor allem der amtierende Ministerpr­äsident Stephan Weil. Was der geleistet habe, sei „einzigarti­g in der Wahlkampfg­eschichte“, schwärmt Schulz mit Blick auf die gewaltige Aufholjagd seines Parteifreu­ndes. Dass die Regierungs­bildung in Hannover schwierig werden könnte, falls es für Rot-Grün nicht mehr reicht, ist kein Thema in Berlin an diesem Abend. Die allermeist­en sind schon von der Tatsache überwältig­t, dass die SPD überhaupt noch gewinnen kann.

Ein paar Kilometer Luftlinie weiter in der Parteizent­rale der Linken herrscht dagegen Katzenjamm­er. Erneut hat man den Einzug in den niedersäch­sischen Landtag verpasst. „Wir hätten mehr erwartet“, sagt Parteichef Bernd Riexinger enttäuscht. Dabei hat auch er einen Anteil an der Niederlage. Denn wieder einmal ist die Partei tief zerstritte­n. Vorläufige­r Höhepunkt sind kurz vor dem Wahlsonnta­g aufgetauch­te Zitate mit regelrecht feindselig­en Bemerkunge­n über Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t, die Riexinger zugeschrie­ben werden. Co-Chefin Katja Kipping indes hat das Wahldesast­er scheinbar schon abgehakt: Nun gehe es im Bund darum, gegen eine Jamaika-Koalition soziale Opposition zu sein, sagt sie.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Der SPD-Vorsitzend­e Martin Schulz durfte sich gestern freuen.

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