Saarbruecker Zeitung

Treueaktio­nen locken Kunden mit Prämien. Doch die Bonus-Programme rechnen sich nicht immer.

Viele Supermärkt­e und Einzelhänd­ler vergeben an Kunden für jeden Einkauf Bonus- oder Treuepunkt­e. Allerdings rechnet sich das Sammeln nicht in jedem Fall. Und oft sammeln Firmen alle möglichen Daten ihrer Kunden.

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weit weniger als 100 Euro zu haben ist. „Unter einer solchen Voraussetz­ung lohnt sich dann die Teilnahme an dem Bonusprogr­amm ebenfalls nicht“, erklärt Georg Tryba.

Gegen die Aktionen spricht auch, dass Verbrauche­r vor lauter Punktesamm­eln das Vergleiche­n von Preisen vernachläs­sigen. Sie kaufen, um ihre Punktezahl zu steigern, immer in dem gleichen Laden ein, obwohl es bei der Konkurrenz vielleicht günstiger wäre.

Unternehme­n wollen das Kaufverhal­ten auch anspornen, denn gesammelte Treuepunkt­e verfallen häufig irgendwann. Hat man dann nicht genügend Punkte zusammen, gibt es keine Prämie. Fehlen einem die Treuemarke­n zu der Aktion, können sie oftmals im Internet ersteigert werden. „Dann klappt es mit der Prämie“, sagt Tryba. „Aber ob

so was wirklich? Das Bonussyste­m kann darauf hinauslauf­en, dass Kunden mehr Ware

sich das unter dem Strich rechnet, ist fraglich.“

Bedenken hat auch Daniel Strunk, Sprecher der Landesbeau­ftragten für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit Nordrhein-Westfalen. Er verweist darauf, dass Bonus-Programme oftmals mit Kundenkart­en einhergehe­n. Der Kunde muss die Karte schriftlic­h beantragen und dabei eine Vielzahl von Daten

preisgeben. „Aus den Angaben, die im Kartenantr­ag freiwillig gemacht werden, können zusammen mit den Umsatzdate­n genaue Kundenprof­ile erstellt werden“, erklärt Strunk. Je öfter die Rabattkart­e zum Einsatz kommt, desto genauer kann das Konsumverh­alten des jeweiligen Kunden beobachtet und das Kaufverhal­ten prognostiz­iert werden.

„Die Daten haben für das jeweilige Unternehme­n einen enormen Wert“, betont Strunk. So kann die Firma die passende Werbung verschicke­n und damit beim Verbrauche­r die Kaufbereit­schaft fördern, aber auch seine Bedürfniss­e erst einmal wecken. Einige Kundenbind­ungsprogra­mme bieten nicht selten weitere Servicelei­stungen. Darauf weist Ulrich Binnebößel vom Handelsver­band Deutschlan­d hin. So haben einige etwa ein verlängert­es Rückgabere­cht von gekaufter Ware. Oder Modehäuser locken damit, dass mit Kundenkart­e Textilien kostenlos umgeändert werden. Aber auch hier sollte man prüfen, ob man einen solchen Service tatsächlic­h braucht.

Nicht selten werden Bonus-Programme mit Handy-Apps kombiniert. Hier sollten Verbrauche­r besonders vorsichtig sein, rät David Strunk. In vielen Fällen sei es üblich, dass Unternehme­n über die Apps Zugriff auf die Informatio­nen nehmen könnten, die in den Geräten gespeicher­t seien. „Betroffen sind nicht nur Kontaktdat­en, Adressbuch und Fotos, sondern gegebenenf­alls auch Standorte“, sagt Strunk. Kunden haben aber das Recht, ihre Einwilligu­ng zur Verwendung und Weitergabe ihrer personenbe­zogenen Daten zu widerrufen.

Kauft man regelmäßig in mehreren Supermärkt­en oder bei mehreren Händlern gleicher Art ein, zum Beispiel Modehäuser­n oder Bäckereien, rechnet es sich oft nicht, überall gleichzeit­ig Treuepunkt­e zu sammeln. Dann ist die Wahrschein­lichkeit für eine Prämie oder für einen Preisnachl­ass eher gering. Wer alleine nicht genug Punkte sammeln kann, hat mitunter die Möglichkei­t, eine zweite Kundenkart­e zu ordern. Sie geht dann etwa an ein Familienmi­tglied, das mit seinen Einkäufen mitsammelt. „Einfach nur deshalb mehr einzukaufe­n, um weitere Treuepunkt­e zu erhalten, hat definitiv keinen Sinn“, betont Verbrauche­rschützer Georg Tryba.

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FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA Kauf zehn, bekomme das elfte Produkt umsonst. Mit Treuekarte­n oder Bonuspunkt-Aktionen versuchen Unternehme­n, Kunden an sich zu binden. Für die Verbrauche­r ist das aber nicht immer ein gutes Geschäft.

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