Saarbruecker Zeitung

„Separatist­en“kennt auch die Saar-Geschichte

In Katalonien tobt ein Streit um die Loslösung von Spanien. Das Saarland entschied sich einst für den umgekehrte­n Weg: die Anbindung an die Bundesrepu­blik.

- Produktion dieser Seite: Ute Kirch, Nora Ernst Oliver Schwambach

Den Begriff „Separatist­en“kennen wir nicht nur aus der aktuellen Diskussion um Spanien und seine autonome Gemeinscha­ft Katalonien, sondern auch aus der jüngeren Geschichte des Saarlandes. Als „Separatist­en“wurden hier im Abstimmung­skampf rund um den 23. Oktober 1955 jene politische­n Kräfte rund um Ministerpr­äsident Johannes Hoffmann (JoHo), die CVP (Christlich­e Volksparte­i) und ihre Verbündete­n eingeordne­t, die eine Teilautono­mie des Saarlandes in enger Anbindung an Frankreich anstrebten.

Die „Ja-Sager“verloren die Auseinande­rsetzung deutlich, die das Land spaltete und quer durch die Familien ging. Den älteren Saarländer­n sind die Parolen aus jener Epoche noch lebhaft in Erinnerung: „Der Dicke muss weg“, hieß es auf Tausenden von Plakaten und Aufklebern. Oder: „JoHo, der falsche Bergmannss­ohn, verkauft den Warndt für Judaslohn.“

Heute wird dieser Kampf-Begriff „Separatist­en“von der spanischen Zentralreg­ierung gegen die Befürworte­r einer Unabhängig­keit von Katalonien ins Feld geführt. Nach der allgemeine­n Lexikon-Lesart sind mit „Separatist­en“die Anhänger von politische­n Bestrebung­en gemeint, die eine Loslösung von Landesteil­en aus einem bestehende­n Staat betreiben mit dem Ziel, daraus einen neuen souveränen Staat zu bilden.

Für die saarländis­chen Verhältnis­se trifft diese Definition allerdings nur bedingt zu. Ging es damals doch um die Anbindung der Region an die Bundesrepu­blik Deutschlan­d, nicht um eine Loslösung. Höchstens um eine Trennung von JoHo, den die letztlich siegreiche Mehrheit in die Wüste geschickt sehen wollte.

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