„Separatisten“kennt auch die Saar-Geschichte
In Katalonien tobt ein Streit um die Loslösung von Spanien. Das Saarland entschied sich einst für den umgekehrten Weg: die Anbindung an die Bundesrepublik.
Den Begriff „Separatisten“kennen wir nicht nur aus der aktuellen Diskussion um Spanien und seine autonome Gemeinschaft Katalonien, sondern auch aus der jüngeren Geschichte des Saarlandes. Als „Separatisten“wurden hier im Abstimmungskampf rund um den 23. Oktober 1955 jene politischen Kräfte rund um Ministerpräsident Johannes Hoffmann (JoHo), die CVP (Christliche Volkspartei) und ihre Verbündeten eingeordnet, die eine Teilautonomie des Saarlandes in enger Anbindung an Frankreich anstrebten.
Die „Ja-Sager“verloren die Auseinandersetzung deutlich, die das Land spaltete und quer durch die Familien ging. Den älteren Saarländern sind die Parolen aus jener Epoche noch lebhaft in Erinnerung: „Der Dicke muss weg“, hieß es auf Tausenden von Plakaten und Aufklebern. Oder: „JoHo, der falsche Bergmannssohn, verkauft den Warndt für Judaslohn.“
Heute wird dieser Kampf-Begriff „Separatisten“von der spanischen Zentralregierung gegen die Befürworter einer Unabhängigkeit von Katalonien ins Feld geführt. Nach der allgemeinen Lexikon-Lesart sind mit „Separatisten“die Anhänger von politischen Bestrebungen gemeint, die eine Loslösung von Landesteilen aus einem bestehenden Staat betreiben mit dem Ziel, daraus einen neuen souveränen Staat zu bilden.
Für die saarländischen Verhältnisse trifft diese Definition allerdings nur bedingt zu. Ging es damals doch um die Anbindung der Region an die Bundesrepublik Deutschland, nicht um eine Loslösung. Höchstens um eine Trennung von JoHo, den die letztlich siegreiche Mehrheit in die Wüste geschickt sehen wollte.