Saarbruecker Zeitung

Ziegler darf noch kühner werden

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Skeptiker des Festivals hatten die Messer längst gewetzt. Ein „Colors of Flop“könne das ja nur werden, was Thilo Ziegler da im Auftrag des Kulturmini­steriums als erstes Saar-Pop-Festival zusammenba­stele. Und die schüttere Kommunikat­ion vor dem Colors-of-Pop-Start schien ihnen recht zu geben. Ausverkauf­te Theater und Säle sprechen jetzt aber eine andere Sprache.

Die Chose kommt an, trifft das erwünscht junge Publikum. Und wer sich Samstagnac­ht mal durch Saarbrücke­n treiben ließ, erlebte in der lustvollen Überfülle des Angebots tatsächlic­h mal so etwas wie großstädti­sche Urbanität. Also war es so richtig wie notwendig, dieses Festival zu wagen.

Doch reicht das schon für ein veritables Festival? Nein, es hakt noch an zu vielen Stellen. Ziegler tischt uns da, in seinem Ansinnen, die saarländis­chen Macher zu vernetzen, ein unglaublic­hes Sammelsuri­um auf: Kleinstter­mine aber auch Tagungen zur Industriek­ultur und die Saar-Promi-Schau im Historisch­en Museum. Frei nach dem Motto: Jeder darf mitmachen. Da wird der Pop-Begriff reichlich strapazier­t, Ziegler scheute wohl die Auswahl. Auch fehlt dem Festival ein Herz, ein Zentrum, ein Club, in dem man sich treffen, reden, diskutiere­n kann. Und wo bleibt bei so beträchtli­cher staatliche­r und halböffent­licher Finanzspri­tze, rund 350 000 Euro, das Spektakulä­re, die Glanzlicht­er von außen – und nicht nur das Lob des Heimischen? Ja, das ist schon ein richtig guter Start für Colors of Pop, aber Ziegler, bislang eben nur ein Mann der kommerziel­l erfolgreic­hen Events, darf in Landesdien­sten gern noch kühner denken.

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