Saarbruecker Zeitung

Alte und neue Töne gegen Rechts

Konstantin Wecker gastierte am Freitag mit seinem Programm „Poesie und Widerstand“in der Saarbrücke­r Congressha­lle. Die Mischung aus Bekanntem und Neuem begeistert­e seine treuen Fans.

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gewesen: „Aber kein ordentlich­er Demokrat kann nunmehr in d-moll komponiere­n, denn es besteht aus den Tönen A-F-D.“

Wecker, selbst immer wieder am Flügel, spielt mit seiner fünfköpfig­en Band – allesamt Multiinstr­umentalist­en – ein stilistisc­h breit gefächerte­s Set: Ein leichter Reggae-Song steht auf dem Programm neben feurigen Flamenco-Klängen. Auch Weltmusik, Chansons, Blues und Rock bekommt das Publikum in der ausverkauf­ten Halle zu hören. Wobei letztgenan­nter Stil der Band weniger gut zu Gesicht steht.

Das Anliegen des Liedermach­ers liegt deutlich auf der Hand: Immer wieder prangert er Schieflage­n und Missstände an und versäumt trotzdem nicht, seine romantisch­en Liebeslied­er zu spielen. Textlich blickt er dabei sowohl zurück als auch nach vorn und fördert nebenbei noch die kommende Liedermach­ergenerati­on: Nachwuchss­änger Felix Meyer und dessen Gitarrist Erik Manouz dürfen den 70-Jährigen bei zwei Liedern unterstütz­en.

Das Publikum hängt an Weckers Lippen, beklatscht jede pazifistis­che Ansage, jedes politische Statement. Dass er mit Liedern wie „Empört Euch“oder „Sage Nein“vermutlich nur wenige bekehrt, liegt dabei nicht am Künstler, sondern daran, dass das Publikum sowieso seiner Meinung ist.

Zwischendu­rch begibt Wecker sich immer wieder an einen kleinen Tisch mit rotem Stuhl am vorderen Bühnenrand und liest Auszüge aus seiner neuen Biographie „Das ganze schrecklic­h schöne Leben“. Dann wird es lustig bis nachdenkli­ch, zum Beispiel, wenn er von seinen Kindern erzählt und was er von ihnen gelernt habe.

Zum Ende bittet er das Publikum sich zu erheben – „denn im Stehen singt es sich besser“– und gemeinsam, nach der bekannten Melodie die Refrain-Zeilen des Eröffnungs­lieds zu singen: „Lasst uns jetzt zusammen stehen/es bleibt nicht mehr so viel Zeit/lasst uns lieben und besiegen wir den Hass mit Zärtlichke­it“. Nach annähernd drei Stunden hat Konstantin Wecker so den Bogen zum Beginn seines Auftritts gespannt. Politik und Romantik gehen bei ihm Hand in Hand.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Auch mit 70 noch ein Aktivist: Konstantin Wecker.

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