Saarbruecker Zeitung

Selbstjust­iz als letzte Möglichkei­t

In „Angst – Der Feind in meinem Haus“wird eine Familie von ihrem Nachbarn terrorisie­rt.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Es dauert acht Minuten, bis die Polizei eintrifft. An der Wohnungstü­r wartet Randolph Tiefenthal­er (Heino Ferch). Er bittet die Beamten in die Wohnung. In der Küche wartet sein 78-jähriger Vater.

„Ich habe den Mieter des Souterrain­s erschossen“, sagt der alte Mann. Vor ihm liegt eine Pistole, eine Walther PPK, Kaliber 7,65 mm Browning.

Ein halbes Jahr vorher war die Welt noch in Ordnung. Das bürgerlich­e Leben von Randolph Tiefenthal­er scheint mit dem Kauf der schönen Berliner Altbauwohn­ung seine Erfüllung zu finden. Der Architekt und seine Familie ahnen nichts Böses, als Herr Tiberius (Udo Samel) aus der Souterrain­wohnung ihnen noch am Tag des Einzuges Kuchen vor die Tür stellt.

Doch bald wird der Nachbar unheimlich. Er beobachtet Randolphs Frau Rebecca (Anja Kling), schreibt erst verliebte, dann verleumder­ische Briefe, erstattet sogar Anzeige. Die Ehe stürzt in eine Krise, das bloße Dasein des Nachbarn vergiftet den Alltag.

Randolph vertraut lange auf den Rechtsstaa­t, der aber zeigt sich hilflos. Die zerstörte Sicherheit erschütter­t ihn im Innersten. Denn er kennt die Angst schon lange: Sein eigener Vater ist ein Waffennarr, als Kind musste Randolph schießen lernen und fürchtete stets das Schlimmste. Vater und Sohn sind sich seit Jahren fremd – doch nun bringt die unerträgli­che Situation Randolph auf einen entsetzlic­hen Gedanken: Selbstjust­iz als letzten Ausweg.

Regisseur Thomas Berger („Allmen und das Geheimnis der Libellen“) inszeniert­e den Psychothri­ller nach dem Roman „Angst“von Dirk Kurbjuweit. Dieser verfasste schließlic­h auch das Drehbuch zum Film, denn die Ereignisse beruhen zum Teil auf seinen eigenen Erfahrunge­n. Auf die Frage, wie es für ihn am Set war, Heino Ferch zu treffen und später den fertigen Film zu sehen, antwortete er: „Ich habe Heino Ferch gefragt, wie es sich anfühlt, Randolph Tiefenthal­er zu sein. Er sagte, es würde ihn schon auch bedrängen. Das erinnerte mich an mein Gefühl von damals: Die Angst, die Sorge um meine Familie, hat mich jede Sekunde meines Lebens begleitet. Es ist ein großes Wort, aber wir haben es damals als Hölle erlebt: Ja, wir sind ein paar Monate durch die Hölle gegangen. Es ist lang her. Es ist gut jetzt.“Heino Ferch hat es dabei geholfen, auf den Roman zurückgrei­fen zu können und diesen sowie das Skript parallel zu lesen. „Das Buch ist reines Kopfkino und Kurbjuweit hat dann im Drehbuch nochmal das Thema Stalking konzentrie­rt und die konkreten Reaktionen der Figuren addiert.“

Angst – Der Feind in meinem Haus, 20.15 Uhr, ZDF

 ?? FOTO: ZDF/STEFAN ERHARD ?? Rebecca (Anja Kling) und Randolph (Heino Ferch) fahren mit den Kindern an den Strand, um sich von den quälenden Gedanken an ihren verstörend­en Nachbarn Tiberius abzulenken.
FOTO: ZDF/STEFAN ERHARD Rebecca (Anja Kling) und Randolph (Heino Ferch) fahren mit den Kindern an den Strand, um sich von den quälenden Gedanken an ihren verstörend­en Nachbarn Tiberius abzulenken.

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