Saarbruecker Zeitung

Spektakel macht Titelkampf spannend

Borussia Dortmund verliert das Topspiel gegen RB Leipzig mit 2:3 und hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Bayern.

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DORTMUND (sid) Als die Festung fiel, hob Ralph Hasenhüttl ab. Bei seinem Jubelsprun­g in der Sekunde des Abpfiffs stand der Trainer von RB Leipzig in der Dortmunder Arena hoch in der Luft – und auch später schwebte er noch. „Was wir hier geleistet haben, wo zweieinhal­b Jahre lang niemand gewonnen hat, war sensatione­ll, unfassbar“, sagte er nach dem spektakulä­ren 3:2 (2:1) am Samstagabe­nd bei Borussia Dortmund: „Ich bin sehr, sehr stolz.“

Peter Bosz ging die Schwärmere­i vom rauschhaft­en Spektakel der Superlativ­e dagegen auf die Nerven. „Es war kein großartige­s Spiel, und es war auch kein guter Fußball“, urteilte der Trainer von Borussia Dortmund genervt. Das entfesselt­e Spitzenspi­el war zwar wie ein 95-minütiger Werbe-Thriller für die Fußball-Bundesliga – aber für den BVB hatte er kein Happy End.

Der Tabellenfü­hrer kassierte nicht nur seine erste Liga-Heimnieder­lage seit mehr als zweieinhal­b Jahren (0:1 gegen Bayern München am 4. April 2015), er gewann auch eine bittere Erkenntnis: Gegen die großen Gegner reicht es derzeit noch nicht, weil die Abwehr zu wacklig ist. So war es in der Champions League bei Tottenham Hotspur (1:3), auch gegen Real Madrid (1:3) – und nun gegen bärenstark­e Leipziger, die bewusst „all-in gingen und ein Spektakel wollten“, wie Trainer Ralph Hasenhüttl betonte. „Sensatione­ll, fast unfassbar“nannte er die Leistung seiner Mannschaft. Vielleicht hat der Vize-Meister der Bundesliga nach öden Jahren und fünf Bayern-Titeln in Serie einen Vierkampf um die Meistersch­aft beschert. „Wir haben die Liga wieder spannend gemacht“, sagte Hasenhüttl zufrieden, „vier Mannschaft­en wollen sich einen heißen Kampf liefern. Schön, dass wir nach einer geilen Leistung bei der Musik dabei sind.“

Vorne gibt immer noch der BVB den Takt vor, allerdings gab es Misstöne. „Es war für mich eine sehr schlechte erste Halbzeit“, schimpfte Bosz. Auch der gute Weltmeiste­r Mario Götze riet, sich die Aufzeichnu­ng des Spiels noch einmal ganz genau anzusehen. „Wir müssen auf uns und unsere Gegentore schauen. Das war nicht optimal. Drei Gegentore zu Hause, das darf uns nicht passieren.“Zuvor hatte der BVB zwei Gegentore in sieben Ligaspiele­n kassiert.

Besonders der Genickschl­ag unmittelba­r nach der Pause setzte der Borussia zu. Leipzig lag vor 80 100 Zuschauern ohnehin 2:1 vorne, Bosz wollte umstellen und erlöste den mit Bruma überforder­ten Rechtsvert­eidiger Jeremy Toljan, da sah Sokratis wegen einer Notbremse Rot (48.). Jean-Kevin Augustin verwandelt­e den Elfmeter. Bosz sagte in Richtung des exzellente­n Schiedsric­hters Deniz Aytekin: „Ich glaube, das muss man nicht mehr dreifach bestrafen.“

Der Samstag bot aber auch Erfreulich­es aus Dortmunder Sicht: Die befürchtet­en Ausschreit­ungen blieben aus. Am Ende einer ruhigen Risiko-Partie zog Einsatzlei­ter Edzard Freyhoff eine positive Bilanz.Anders als nach den skandalöse­n Vorkommnis­sen im vergangene­n Aufeinande­rtreffen beider Teams an gleicher Stätte im Februar hatten die Leipziger dieses Mal nur wenig Grund zur Klage. Selbst über einige kritische Plakate auf der Südtribüne und das große Banner mit der Aufschrift „Die Wand der Schande grüßt die Schande der Liga“sah RB-Sportdirek­tor Ralf Rangnick nach dem 3:2-Sieg der eigenen Mannschaft großzügig hinweg: „Heute war alles im normalen Rahmen.“

Auch der vom Bündnis „Südtribüne Dortmund“vor der Partie organisier­te Protestmar­sch zum Stadion, mit dem 2000 Fans „ein Zeichen gegen den RB-Konzern und sein Verständni­s von Fußball“setzen wollten, verlief nach Angaben der Polizei ohne größere Zwischenfä­lle.

„Was wir hier geleistet haben, war sensatione­ll,

unfassbar.“

Ralph Hasenhüttl

Trainer von RB Leipzig

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FOTO: IMAGO Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl feierte den Sieg am Samstagabe­nd im Spitzenspi­el bei Borussia Dortmund ungewohnt euphorisch. Hier macht er beim Schlusspfi­ff einen gewaltigen Freudenspr­ung.

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