Rast rast überraschend zum DTM-Titel
Mindener überholt am letzten Renn-Wochenende auf dem Hockenheimring den schwedischen Altmeister Ekström.
HOCKENHEIM (dpa) Überraschungs-Meister René Rast brüllte in den Boxenfunk und wusste überhaupt nicht, wohin mit seinen Emotionen für den ersten Titel im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM). „Jaaaaaaa, jaaaaaaa, jaaaaaaa“, rief der 30 Jahre alte Familienvater aus Minden nach einem engen Rennen auf dem Hockenheimring, als das Feuerwerk in den Himmel schoss. „Emotionen pur. Vielen Dank an alle, die mich auf diesem Weg unterstützt haben“, sagte er später. Als Zweiter hinter Tagessieger und Vorjahresmeister Marco Wittmann im BMW belohnte sich Rast für seine Aufholjagd und fing DTM-Altmeister Mattias Ekström (39) noch ab. Der Schwede kam nicht über Rang acht hinaus. Aus elf Punkten Vorsprung wurden so im letzten Saisonrennen drei Punkte Rückstand.
Eine Strafe aus dem Samstags-Rennen und insgesamt zu wenig Geschwindigkeit kostete den Top-Favoriten am Ende noch alles. Rast dagegen nutzte die Chance, in seiner ersten vollen DTM-Saison gleich seine Klasse zu demonstrieren – was ihm kaum jemand zugetraut hatte. Der Lohn: Als erster Fahrer bekam er den auch von Fans neu gestalteten DTM-Pokal.
Am Start war die Ausgangssituation klar: Als Zweiter der Qualifikation musste Rast seine Position nur verteidigen. Zu weit hinten waren seine Audi-internen Konkurrenten Ekström, Jamie Green und Mike Rockenfeller. Doch für den Quasi-Neuling, der früher nur als Ersatzfahrer in der DTM aktiv war, lief an der Startampel einiges schief. Am Ende der ersten Runde war er bereits auf den fünften Platz zurückgefallen – und Ekström war trotz Rang 15 zu diesem Zeitpunkt der virtuelle Meister. Mit einem Punkt Vorsprung. Nach fünf Runden schob sich Rast auf den vierten Platz – und holte sich seinerseits mit einem Zähler mehr den virtuellen ersten Rang.
Die Titelkandidaten blieben lange auf der Strecke und fuhren mit dem ersten Satz Reifen Runde um Runde. Ekström und Green pflügten, begünstigt durch die Stopps der anderen Fahrer, durchs Feld und erhöhten den Druck auf Rast mehr und mehr. Die Zuschauer auf den gut gefüllten Tribünen sahen bei strahlendem Sonnenschein ein Nervenkitzel-Rennen – mit dem besten Ende für Rast.
Die Teamwertung ging nach Bayern: Im Gegensatz zu den letzten Jahren belohnte sich Audi in dieser Saison für den Leistungsvorsprung: Zum zweiten Mal nach 2004 holten die Bayern neben dem Fahrer- auch den Hersteller- und Team-Titel.
Für DTM-Chef Gerhard Berger war die Spannung ein dringend benötigtes Geschenk zum Saisonabschluss. In seinem ersten Jahr als Boss der Tourenwagenserie gelangen dem Österreicher viele gute Entscheidungen. Doch mit dem für 2019 angekündigten Ausstieg von Mercedes musste er auch einen herben Schlag verarbeiten, der die Zukunft der ganzen Serie infrage stellt. Und schon für die kommende Saison muss der ehemalige Formel-1-Pilot drängende Fragen beantworten. Der TV-Vertrag mit der ARD läuft aus, der Sender hat wohl auch kein Angebot mehr für die Live-Rechte abgegeben. Auch hinter dem Rennkalender stehen noch Fragezeichen.