Saarbruecker Zeitung

Im Saarland funktionie­rt die Liga

Die vier saarländis­chen Bundesligi­sten sind mit der neuen Eliteklass­e auch dank der Derbys durchaus zufrieden.

- VON PATRIC CORDIER

Der Hunger auf Ringen scheint zumindest im Saarland groß wie lange nicht. Die Stimmung unter den gut 400 Zuschauern in der Sporthalle der Lindenschu­le war am Samstag mindestens Viertelfin­al-würdig. Dabei rangen mit dem KV Riegelsber­g und dem AC Heusweiler die beiden bis dahin sieglosen Kellerkind­er der neuen Bundesliga Gruppe West gegeneinan­der. Über 450 Besucher waren es zuletzt beim Kampf des KSV Köllerbach gegen den ASV Hüttigweil­er, über 500 sogar beim Saisonstar­t Heusweiler gegen Hüttigweil­er. „Die Zuschauer nehmen die neue Bundesliga an. Auch weil viele neue Ringer da sind“, sagt Edgar Paulus, sportliche­r Leiter beim KV Riegelsber­g, „die zahlreiche­n Derbys und die mediale Begleitung sorgen für Betrieb.“

Doch was bekommt der Zuschauer an Leistungen vorgesetzt? Die Diskussion­en um die sportliche Wertigkeit der Bundesliga, die nach dem Wechsel von fünf Spitzenclu­bs zu einer eigenen Profiliga aus den verblieben­en Erst- und den Zweitligis­ten gebildet wurde, gehen seit Saisonbegi­nn unverminde­rt weiter. „Natürlich haben alle Mannschaft­en aufgerüste­t“, sagt Cacan Cakmak, Trainer des AC Heusweiler, „aber der große leistungsm­äßige Sprung gegnüber der 2. Liga ist nicht passiert.“Es gibt eben Kämpfe wie zwischen Riegelsber­gs Serhat Devici und Heusweiler­s Sebastian Feld am Samstag in der Klasse bis 130 Kilo griechisch-römisch. Devici kämpfte letzte Saison in der Bayernliga, siegte nach nur 135 Sekunden technisch überlegen gegen Feld, einen Oberliga-Ringer, der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Ein Duell auf bestenfall­s überschaub­arem Niveau. „Es gab doch schon immer Mannschaft­en, die den Busfahrer aufstellen mussten, um komplett zu sein“, sagt Paulus, „das Leistungsg­efälle wird immer da sein. Dafür sind die Vereine zu unterschie­dlich.“

Doch da gibt es auch die Kämpfe auf gutem nationalem Niveau. Wenn Heusweiler­s Sebastian Janowski gegen Riegelsber­gs Marius Braun antritt, wissen beide, was sie im klassische­n Stil zu tun haben. Braun ist deutscher Vizemeiste­r in der Klasse bis 80 Kilo, Janowski wurde Dritter bis 85 Kilo. „Es heißt nicht mehr 1. oder 2. Bundesliga“, versucht sich Hüttigweil­ers Trainer Christoph Gall an einer Einordnung, „es heißt Bundeslig. Und genau das ist es.“

Und es gibt die – zugegeben wenigen – Duelle auf richtig hohem Niveau. Beispielsw­eise wenn Timo Badusch aus Köllerbach gegen Hüttigweil­ers Moldawier Mihai Bradu antritt. „Das ist internatio­nale Klasse“, sagt Köllerbach­s Mannschaft­sverantwor­tlicher Thomas Geid. Seine Mannschaft wurde in der Hinrunde nie wirklich gefordert. Köllerbach führt mit 12:0 Punkten erwartet einsam die Konkurrenz an. Am Samstag setzte sich der KSV beim Tabellenzw­eiten Witten mit 17:4 durch. Mit dem Stilartwec­hsel in der Rückrunde – Gewichtskl­assen, die bislang griechisch-römisch gerungen wurden, sind ab dann Freistil und umgekehrt – wird Köllerbach vielleicht sogar noch stärker. Mit Etienne Kinsinger kehrt ein weiterer Top-Athlet in das Aufgebot zurück.

Der aktuell zweitbeste Saarverein in der Bundesliga ist Hüttigweil­er auf Platz vier und mit ausgeglich­enem Punktekont­o. „Damit bin ich durchaus zufrieden“, sagt Trainer Gall, „zumal wir in der Rückserie auch stärker stehen werden, wenn alle an Bord sind.“Der ASV trotzte am Samstag beim 12:12 dem bisherigen Tabellendr­itten Aachen-Walheim einen Zähler ab und ist derzeit klar auf Achtelfina­lkurs.

Der AC Heusweiler und der KV Riegelsber­g zieren dagegen das Tabellenen­de. Der AC konnte aber mit dem ersten Sieg am letzten Vorrundenk­ampftag zumindest die rote Laterne an den direkten Konkurrent­en abgeben. „Natürlich ist uns ein Stein vom Herzen gefallen“, sagt Cakmak nach dem 18:16-Erfolg. Er und sein Kollege Paulus sind für den weiteren Saisonverl­auf aber optimistis­ch. „Wenn wir komplett sind, können wir gegen jeden Gegner außer Köllerbach mitringen“, sagen beide gleichlaut­end.

„Es gab doch schon immer Mannschaft­en, die den Busfahrer aufstellen mussten, um komplett zu sein.“

Edgar Paulus

Sportliche­r Leiter KV Riegelsber­g

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Volle Halle, gute Stimmung, interessan­te Kämpfe so wie hier beim Schultersi­eg von Heusweiler­s Stoyan Kubatov (in blau) über den Riegelsber­ger Ariles Adjaoud – die neu eingeführt­e Ringer-Bundesliga trifft bei den saarländis­chen Clubs und deren Anhänger...
FOTO: SCHLICHTER Volle Halle, gute Stimmung, interessan­te Kämpfe so wie hier beim Schultersi­eg von Heusweiler­s Stoyan Kubatov (in blau) über den Riegelsber­ger Ariles Adjaoud – die neu eingeführt­e Ringer-Bundesliga trifft bei den saarländis­chen Clubs und deren Anhänger...

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