Saarbruecker Zeitung

„Keinen Sinn für Wegwerfmen­talität“

Kritiker werfen Primark vor, der Händler fördere Wegwerfmen­talität gerade bei jungen Kunden. Doch der Deutschlan­d-Chef weist dies zurück.

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werde auf diese Weise zum Wegwerfpro­dukt.

Primark-Deutschlan­d-Chef Wolfgang Krogmann weist das allerdings für die Primark-Produkte entschiede­n zurück. „Sie sind gemacht, um lange zu halten.“Er habe persönlich auch „keinen Sinn für Wegwerfmen­talität“, meint der Manager. „Ich kann nicht verstehen, dass man einfach Dinge wegschmeiß­t. Ich bin anders groß geworden.“Das vermittle er auch seinen Kindern.

Bei den deutschen Verbrauche­rn kommt das Primark-Konzept jedenfalls gut an. Der irische Händler hat in den letzen acht Jahren aus dem Nichts eine Kette von 22 Läden aufgebaut. Dafür habe Primark „einen mittleren dreistelli­gen Millionenb­etrag“investiert. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Krogmann.

Und der Textildisc­ounter will weiter wachsen. Allein in den nächsten zwölf Monaten sollen fünf neue Geschäfte in Bielefeld, Münster, Stuttgart, Ingolstadt und München eröffnet werden, wie Krogmann ankündigt. Genaue Zahlen zum Umsatz oder zum Ergebnis in Deutschlan­d nennt der Manager nicht, doch betont er, Primark schreibe trotz des zügigen Wachstums schwarze Zahlen. Internatio­nal hat Primark – eine Tochter der britischen Firma Associatet British Foods (AFP) – im vergangene­n Jahr laut AFP-Geschäftsb­ericht einen Umsatz von 5,9 Milliarden britischen Pfund (6,62 Milliarden Euro)

„Die Kleidung von Primark müsste gesellscha­ftlich genauso geächtet sein

wie Käfigeier“

Kisten Brodde

Greenpeace-Textilexpe­rtin

sowie einen Gewinn von 689 Millionen Pfund (772 Millionen Euro) eingefahre­n. Die Verkäufe waren um neun Prozent gestiegen.

Bei der weiteren Expansion hat das Unternehme­n vor allem Städte mit „deutlich mehr als 150 000 Einwohnern“im Blick. Einen Primark-Online-Shop soll es dagegen auch weiterhin nicht geben. Primark arbeite mit einer sehr geringen Gewinnspan­ne, sagte Krogmann. Dies erlaube einfach nicht, Waren zu versenden und wieder zurückzune­hmen.

Mit seiner Billigstra­tegie ist der irische Textilhänd­ler nach einem aktuellen Ranking des Branchenfa­chblatts „Textilwirt­schaft“inzwischen unter die zehn größten Modemarken-Anbieter Europas aufgestieg­en, hinter dem Zara-Mutterkonz­ern Inditex und H&M, aber vor C&A und weit vor KiK.

Dass inzwischen auch die deutschen Discount-Giganten Aldi und Lidl versuchen, sich ein größeres Stück vom Markt für Billig-Textilien abzuschnei­den, beobachtet der Primark-Chef aufmerksam. Schließlic­h haben sich die Lebensmitt­eldiscount­er dafür mit Heidi Klum und der Sängerin Anastacia prominente Werbe-Ikonen als Unterstütz­ung geholt. Primark will auf derartige Werbeauftr­itte aber auch in Zukunft verzichten. „Prominente können wir uns nicht leisten“, sagt er. „Wir machen keine Werbung.“

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FOTO: ARNO BURGI/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA Kunden mit Taschen voller Billigst-Klamotten. Vor allem Umweltschu­tzverbände sehen die Tiefpreis-Strategie des irischen Konzerns mit Sorge.

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