Saarbruecker Zeitung

Milliarden-Schlacht um die Streaming-Krone

Online-Videodiens­te haben die Unterhaltu­ngswelt aufgemisch­t. Jetzt kämpft Netflix um seine Führungspo­sition.

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Netz anbieten, haben das traditione­lle Fernsehen zwar längst nicht abgelöst, doch ihre Bedeutung steigt stetig. In den USA kündigen immer mehr Kunden ihren Kabelansch­luss und werden zu „Cord Cuttern“, die ihre TV-Unterhaltu­ng über das Internet beziehen. Der Trend ist eng verknüpft mit dem Erfolg von Netflix – der Firma, die das Geschäftsm­odell geprägt hat.

1997 im kalifornis­chen Los Gatos gegründet, agierte das Unternehme­n zunächst als Online-Videothek und verlieh DVDs und Blue-rayDiscs. 2003 ging Netflix an die Börse, der Unternehme­nswert ist seitdem von 300 Millionen auf über 87 Milliarden Dollar gestiegen. Die Kundenzahl wuchs seit 2011 von rund 23 auf 109 Millionen. Netflix ist heute in über 190 Ländern erhältlich.

Das ruft Wettbewerb­er auf den Plan – auch bei der alteingese­ssenen Unterhaltu­ngsindustr­ie. Während US-Medienries­e Disney erst kürzlich einen Online-Videodiens­t für 2019 ankündigte, ist der Bezahlsend­er HBO von Time Warner in den USA schon seit 2015 mit Blockbuste­r-Serien wie „Game of Thrones“als Internet-Abo verfügbar. Auch Hulu, wie Netflix ein Pionier im Markt, hat mit NBC Universal, Fox und Disney mittlerwei­le finanzstar­ke Branchengr­ößen im Rücken.

Der stärkste Streaming-Rivale sitzt bislang jedoch nicht in Hollywood. Internetri­ese Amazon ist zwar vor allem für seine aggressive Expansion im Online-Handel bekannt, konkurrier­t mit seinem Service Prime Video aber auch schon lange mit Netflix. Auch das Silicon Valley mischt mit: Google rüstet seinen Videodiens­t Youtube zunehmend mit Abo-Modellen und profession­ell produziert­en Exklusivin­halten hoch. Facebook und Apple planen laut US-Medien Milliarden-Investitio­nen in exklusive Video-Inhalte.

Beim Kampf um die Streaming-Krone gelten Eigenprodu­ktionen, sogenannte „Originals“, als Schlüssel zum Erfolg. Das können Dokus, Filme oder Talkshows sein, vor allem aber Serien. HBO hat sich hier mit Klassikern wie „The Sopranos“oder „The Wire“frühzeitig einen Namen gemacht und gilt bis heute als Qualitätsf­ührer.

Die Jagd nach dem nächsten Streaming-Megahit hat eine regelrecht­e Ausgaben-Schlacht entfacht. Netflix will in diesem Jahr sechs Milliarden Dollar in exklusive Inhalte stecken. Verfolger Amazon liegt nach Schätzung der Bank JPMorgan mit 4,5 Milliarden Dollar deutlich dahinter. Youtube nennt zwar kein Budget, erhöht aber ebenfalls den Einsatz und kann dabei auf Googles enorme Cash-Reserven bauen. Disney öffnet indes die Kriegskass­e für seinen Sportsende­r ESPN, der 2018 als Streaming-Service starten soll.

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