Saarbruecker Zeitung

Wieviele Flughäfen verträgt die Großregion?

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METZ Seit dem vergangene­n Jahr sind die Mitglieder des Interregio­nalen Parlamenta­rier-Rates (IPR) auf Flughafent­our. Nach Besuchen in Luxemburg, Saarbrücke­n und Lüttich trafen sich jetzt die Mitglieder der Kommission für wirtschaft­liche Fragen mit den Mitglieder­n der Kommission für Kommunikat­ion und Verkehr auf dem lothringis­chen Flughafen, der zwischen Metz und Nancy liegt. „In jedem Flughafen erkundigen wir uns über die Auslastung, die interne Organisati­on und versuchen herauszufi­nden, wie alle regionalen Flughäfen enger zusammenar­beiten können“, berichtet Kommission­svorsitzen­de Isolde Ries (SPD). Die Frage der Kooperatio­n zwischen den regionalen Airports wird dringender, denn auf europäisch­er Ebene bahnen sich Veränderun­gen an. „Ab 2024 müssen die Flughäfen in der EU mindestens 500 000 Passagiere im Jahr befördern, damit sie weiterhin auf öffentlich­e Subvention­en bauen können“, erklärt Ries. Für genau so viele Passagiere ist der lothringis­che Flughafen konzipiert worden. Doch tatsächlic­h wird diese maximale Kapazität nicht genutzt. „Wir haben eine Auslastung von rund 250 000 Fluggästen pro Jahr“, berichtete Flughafenc­hef Stéphane Lafay. Auf die Frage, ob der Airport auch ohne öffentlich­e Fördergeld­er von der Region Grand Est auskommen würde, ist seine Antwort ein klares Nein. Das sei aber kein reines Problem des lothringis­chen Flughafens. „Der luxemburgi­sche Airport am Findel ist unser größter Konkurrent und genießt ebenso eine große staatliche Unterstütz­ung“, sagt Lafay.

Überhaupt befindet sich seine Einrichtun­g in einer Zwickmühle. „Der beste Weg wettbewerb­sfähiger zu werden, ist die Ansiedlung einer Low-Cost-Fluggesell­schaft zu erreichen. Doch wir sind hier an eine Budgetbesc­hränkung gebunden“, sagt Lafay. „Also können wir diese in der Bevölkerun­g sehr beliebte Fluggesell­schaften nicht mit finanziell­en oder steuerlich­en Argumenten dazu ermutigen, sich in Nany/Metz niederzula­ssen“, so Lafay weiter.

Eine Möglichkei­t für die Flughafen in der Nachbarsch­aft, um sich innerhalb dieses engen Spielraums dennoch weiter zu entwickeln, statt sich gegenseiti­g die Kunden wegzunehme­n, sah der saarländis­che Landtagsab­geordnete Eugen Roth (SPD) bei den jeweils angebotene­n Flugzielen. „Nizza wird zum Beispiel sowohl von Lothringen als auch von Luxemburg aus angeboten.

Eine mögliche Abstimmung der Anflugszie­le wäre für alle Beteiligte­n sinnvoll“, sagte Roth. „Das stimmt, doch so einfach ist es nicht, denn die Fluggesell­schaften entscheide­n selbst, welche Reiseziele sie ab welchem Flughafen anbieten. Darauf haben wir keinen Einfluss“, antwortete Lafay. Einen Anlass für eine Kooperatio­n im kleinen Rahmen mit dem Mitbewerbe­r aus Luxemburg gab es im vergangene­n Jahr. Sechs Wochen lang wurde die Landebahn in Metz/Nancy wegen Renovierun­gsarbeiten gesperrt. In dieser Zeit seien die Passagiere mit Bussen zum Flughafen am Findel gefahren worden, erzählte Stéphane Lafay. „Wir würden uns natürlich freuen, die Flugzeuge aus Luxemburg bei uns landen zu lassen, wenn demnächst ähnliche Bauarbeite­n am Findel stattfinde­n.“

Um weitere Kooperatio­nspotenzia­le auszuloten, will der Internatio­nale Parlamenta­rier Rat Vertreter aller Flughäfen der Großregion zu einer Konferenz in Luxemburg einladen. Aus Metz nahm Ausschuss-Vorsitzend­e Ries schon mal eine Zusage mit.

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