Saarbruecker Zeitung

Die Überbringe­r unsicherer Nachrichte­n

Nicht alle Kurznachri­chtendiens­te sind gleich. Datenschut­z und Verschlüss­elung bleiben bei vielen auf der Strecke.

- VON SARAH THUST

BERLIN (dpa) Die meisten Smartphone-Nutzer verzichten inzwischen auf klassische Kurznachri­chten per SMS und bleiben mit Freundeskr­eis und Familie mit Messengern wie Hoccer, Signal, Threema oder Whatsapp in Kontakt. Wer einen solchen Kurznachri­chtendiens­t nutzen will, sollte sich die Wahl gut überlegen. Denn die Messenger unterschei­den sich insbesonde­re bei der Sicherheit.

„In ihrer Funktion sind sich die Messenger alle recht ähnlich“, sagt Christine Steffen von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen ( VZ NRW ). „In der Regel lassen sich Text- und Sprachnach­richten, Bilder oder auch weitere Dateiforma­te versenden.“Beschränku­ngen könne es etwa bei der maximal möglichen Dateigröße geben. Microsofts Skype etwa kann Dateien mit einer Größe von bis zu 300 Megabyte (MB) versenden, bei Whatsapp sind es jeweils nur rund 100 MB und bei Threema 50 MB. Teils werden gesendete Fotos oder Videos komprimier­t, sodass die Qualität leiden kann.

Unterschie­dlich ist auch die Übertragun­gsqualität beim Telefonier­en und bei Videochats. Beide Funktionen gehören neben dem klassische­n Textchat längst auch bei fast allen Text-Messengern zum Standard. Umgekehrt kann man mit Apps, die ursprüngli­ch eher für Video-Telefonate gedacht waren, wie Skype, Yahoo Messenger, Google Hangouts, Wechat oder Facetime, auch per Text chatten. Textund Video-Programme gleichen sich also immer mehr an.

Fotos, Videos und andere sensible Daten, die über MessengerD­ienste verschickt werden, sind nicht immer vor den neugierige­n Blicken Dritter geschützt. Datendiebs­tahl könne nicht grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen werden, erklärt ein Sprecher der Bundesbeau­ftragten für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit. Nutzer sollten daher gründlich überlegen, welche Informatio­nen sie über MessengerD­ienste mitteilen.

Das gilt zumindest dann, wenn der Dienst über keine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung verfügt. Mit dieser wird die Übertragun­g gesichert. „Da befindet sich der Schlüssel ausschließ­lich bei Sender und Empfänger“, erklärt Lena Rohrbach von Amnesty Internatio­nal Deutschlan­d. Andere Verschlüss­elungsmeth­oden gelten dagegen

„In ihrer Funktion sind sich die Messenger alle

recht ähnlich.“

Christine Steffen Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen

als unsicher. Oftmals verfüge der Anbieter über einen Generalsch­lüssel, mit dem er die Gespräche der Nutzer mitlesen könne, erklärt Rohrbach.

Viele Anbieter interessie­ren sich aber ohnehin viel mehr für Verbindung­sdaten und Kontakte. Whatsapp behält sich etwa in den Nutzungsbe­dingungen vor, die auf dem Smartphone gespeicher­ten Kontakte abzugleich­en, erklärt Juristin Steffen von der VZ NRW. „Damit könnte der Anbieter Nutzungspr­ofile erstellen, die Auskunft darüber geben, wer mit wem wie oft kommunizie­rt.“Solche Daten werden dann etwa zu Werbezweck­en genutzt.

Bei manchen Apps wie Facebook Messenger oder Google Allo muss die Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung erst von Hand aktiviert werden – teils sogar für jeden einzelnen Chat. Skype, Google Hangouts oder auch Snapchat bieten diese sichere Verschlüss­elung gar nicht erst an, wie eine Untersuchu­ng der VZ NRW ergeben hat.

Verbrauche­r sollten sich vor der Installati­on einer Messenger-App darüber informiere­n, ob und wie die Daten verschlüss­elt werden. Ebenfalls wichtig ist, wie und wozu die Anwendung auf Kontakte zugreift oder das Nutzerverh­alten analysiert. Lesebestät­igungen und andere Funktionen zur Kontrolle der Aktivität sollte man in den Einstellun­gen des Messengers besser deaktivier­en, rät Steffen.

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FOTO: WARNECKE/DPA Der Großteil der Smartphone-Besitzer nutzt mittlerwei­le Programme wie Whatsapp oder Skype. SMS verschickt hingegen kaum noch jemand.

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