Saarbruecker Zeitung

Süddeutsch­e Steingutsa­mmler zu Gast in Gersweiler

Gersweiler war Heimat eines florierend­en Steingut-Hersteller­s. Der Heimatkund­liche Verein hält die Erinnerung daran wach.

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GERSWEILER (red) Einmal im Jahr treffen sich Liebhaber des historisch­en Steingutes aus ganz Süddeutsch­land zum Erfahrungs­austausch in einer anderen Keramikreg­ion. Anfang Oktober war das Treffen im Saarland und in Lothringen. Die 25 Teilnehmer besuchten die Steingut-Museen in Mettlach, Wallerfang­en, Saargemünd und Gersweiler. Den Ausflug hatte Pfarrer Klaus Haußmann aus der oberpfälzi­schen Gemeinde Ammerthal organisier­t und fachlich betreut.

Im Museum des Heimatkund­lichen Vereins Gersweiler-Ottenhause­n ging es um die zwischen 1846 und 1901 aktive Steingutfa­brik der Familie Schmidt. Markus Körbel, Geschäftsf­ührer des Heimatkund­lichen Vereins, berichtete über die Geschichte und Erzeugniss­e des mittelstän­disch geprägten Unternehme­ns, das bis zu rund 100 Beschäftig­te hatte und damit zu den wichtigste­n Arbeitgebe­rn in Gersweiler zählte. Die Firma stellte Speise-, Kaffee- und Waschgesch­irr sowie Haushaltsw­aren her. Das weiße, bemalte, bedruckte oder bunt glasierte Steingut zielte als preisgünst­iger Porzellane­rsatz auf Kunden aus der Bürger-, Arbeiter- und Bauernscha­ft ab. Es wurde insbesonde­re in der preußische­n Rheinprovi­nz und in der bayerische­n Rheinpfalz vertrieben. In den Vitrinen des Gersweiler Heimatmuse­ums sind rund 200 Exponate aus der örtlichen Steingutpr­oduktion ausgestell­t. Sie reichen von einfachen Gebrauchsg­egenstände­n bis hin zu kunstvoll bedruckten Tellern mit Jagd- und Genreszene­n oder Burgenansi­chten. Auf großes Interesse stieß die Ähnlichkei­t der Gersweiler Formen und Dekore mit denen anderer zeitgenöss­ischer Steingutbe­triebe in Deutschlan­d.

Es folgte hier eine Konzentrat­ion auf beliebte und marktgängi­ge Geschirre. Einen weiteren thematisch­en Schwerpunk­t bildeten die berufliche­n Wanderungs­bewegungen der Fachkräfte von Fabrik zu Fabrik, so zum Beispiel bei Brennern, Formern, Malern oder Vergoldern. Im Falle des Gersweiler Unternehme­ns ist bekannt, dass Beschäftig­te zu den Steingutfa­briken in Amberg, Hirschau oder Regensburg abwanderte­n und dort ihre Qualifikat­ionen einbrachte­n. Aus Amberg war die Leiterin des dortigen Stadtmuseu­ms, Judith von Rauchbauer, in Gersweiler mit dabei.

Für Pfarrer Klaus Haußmann hat sich der Besuch in Gersweiler gelohnt: „Das Museum ermöglicht einen sehr guten Überblick über die Gersweiler Produktion. Das Engagement des Heimatkund­lichen Vereins und seines Geschäftsf­ührers Markus Körbel ist wirklich zu bewundern. Die Steingutsa­mmler können viele neue Erkenntnis­se aus Gersweiler mit nach Hause nehmen - danke!“Bei Kaffee und Kuchen sprachen die Teilnehmer über das Gesehene. Die Besucher beeindruck­te nicht nur die Sammlung des Museums. Sie sahen sich das reichhalti­ge Bücherange­bot des Vereins an. Wobei die heimatkund­liche Literatur nicht nur der heimischen Steingut- und Glasproduk­tion gewidmet ist.

des Heimatkund­lichen Vereins Gersweiler befindet sich im ehemaligen Gersweiler Rathaus und ist jeweils an Samstagen von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.

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FOTO: HEIMATKUND­LICHER VEREIN GERSWEILER-OTTENHAUSE­N Dieser Teller mit Kupferumdr­uck-Dekoren, ein Erzeugnis der Steingutfa­brik Wilhelm Schmidt, wurde um 1860/1870 gefertigt.

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