Saarbruecker Zeitung

Fliegendes Fernrohr sucht ferne Planeten

Das Infrarot-Teleskop Sofia fliegt an Bord einer umgebauten Boeing 747 in 14 Kilometern Höhe durch die Stratosphä­re.

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BERN (np) Astronomen lieben die Einsamkeit. Denn je weiter entfernt von künstliche­n Lichtquell­en und vor allem je höher ein Beobachtun­gsort liegt, desto weniger behindern Streulicht der Städte und Turbulenze­n der Atmosphäre die Aussicht ins All. Sternwarte­n stehen deshalb meist auf Bergen. Besser, aber leider auch astronomis­ch teuer ist ein Teleskop im All, wie Hubble. Doch muss man nicht unbedingt ein Fernrohr in den Weltraum bringen, um himmlische Beobachtun­gsbedingun­gen zu erreichen. Das zeigt das Projekt Sofia. Das in einem Jumbo Jet montierte „Stratosphä­ren-Observator­ium für Infrarot-Astronomie“peilt seine Beobachtun­gsziele nur im infraroten Spektrum des Lichts an. Dafür sind die Bedingunge­n in seiner Flughöhe von 14 Kilometern beinahe optimal.

Wissenscha­ftler der Universitä­t Bern haben mit diesem Observator­ium nun erstmals einen sogenannte­n Exoplanete­n unter die Lupe genommen und damit bewiesen, dass das fliegende Fernrohr, bei dem durch eine ausgeklüge­lte Dämpfung Vibratione­n im Flug weggefilte­rt werden, eine Bildqualit­ät erreicht, die auch für die anspruchsv­ollsten Aufgaben ausreicht.

Der Planet GJ 1214b, den die Astronomen anpeilten, ist etwa 40 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er hat etwa die siebenfach­e Masse der Erde und umkreist einen sogenannte­n roten Zwergstern auf einer extrem engen Bahn einmal in eineinhalb Tagen. Da er dabei von der Erde aus gesehen vor seiner Sonne vorbeizieh­t, löst er regelmäßig eine Miniaturfi­nsternis aus. Diese winzige Abnahme der Helligkeit kann die fliegende Sternwarte messen, berichten die Schweizer Forscher. Der Planet GJ 1214b gehört in die Kategorie der sogenannte­n Super-Erden, eine Klasse mittelgroß­er Planeten, die im All häufig ist – nur in unserem Sonnensyst­em kommt ein solcher Planet nicht vor.

Das Sofia-Observator­ium ist ein gemeinsame­s Programm zur Erforschun­g des Weltalls, das von der US-Raumfahrta­gentur Nasa und dem Deutschen Zentrum für Luftund Raumfahrt betrieben wird.

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FOTO: NASA/USRA Das Stratosphä­ren-Observator­ium Sofia fliegt in einem umgebauten Jumbojet in rund 14 Kilometern Höhe.

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