Saarbruecker Zeitung

Verdi legt im Klinik-Streit am Mittwoch nach

Für Mittwoch ist erneut ein Streik in der Marienhaus­klinik Ottweiler geplant – und ein Besuch beim Trierer Bischof.

- VON DANIEL KIRCH

(kir) Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat die Gewerkscha­ft Verdi die Pflegekräf­te der Marienhaus­klinik Ottweiler zum Warnstreik für bessere Arbeitsbed­ingungen aufgerufen. Der erste Streik am 11. Oktober hatte bundesweit für Schlagzeil­en gesorgt, weil laut Verdi erstmals in Deutschlan­d eine katholisch­e Einrichtun­g bestreikt wurde. Der Träger habe keine Verhandlun­gsbereitsc­haft signalisie­rt, so Verdi. Marienhaus hält den Streik auch dieses Mal für unzulässig. Verdi-Landeschef Michael Blug wandte sich unterdesse­n an den Trierer Bischof Stephan Ackermann und bat um eine Audienz für Pflegekräf­te katholisch­er Kliniken.

SAARBRÜCKE­N/OTTWEILER Zehn Pflegekräf­te des Marienhaus­klinikums Ottweiler werden in nächster Zeit von der Chefetage zum Gespräch gebeten. Es sind jene Mitarbeite­r, die am 11. Oktober gestreikt haben, obwohl das kirchliche Arbeitsrec­ht einen Streik nicht zulässt. „Wir werden mit den Mitarbeite­rn reden, um sie zu überzeugen, dass die Teilnahme an solchen Streikmaßn­ahmen nicht der geeignete Weg ist, um die Situation in der Pflege zu verbessern“, sagt der Chef des katholisch­en Trägers Marienhaus, Heinz-Jürgen Scheid.

Verdi hatte von einer Beteiligun­g am Streik von 20 Prozent der Pflegekräf­te gesprochen, was deutlich mehr als zehn Pflegekräf­te wären, doch Scheid bleibt bei seiner Zahl: „Die Fakten sind, wie sie sind.“

Die Gespräche mit den Streikende­n sind noch nicht geführt, da lässt die Gewerkscha­ft Verdi den Konflikt mit Marienhaus weiter eskalieren. Nach dem Warnstreik am 11. Oktober, dem bundesweit ersten an einer katholisch­en Einrichtun­g, wollen Mitarbeite­r in Ottweiler am Mittwoch erneut die Arbeit niederlege­n. Begründet wird dies damit, dass die Arbeitgebe­rseite sich nicht bewegt habe. „Verhandlun­gsbereitsc­haft wurde nicht signalisie­rt. Das lassen die Beschäftig­ten nicht auf sich sitzen“, heißt es in der Ankündigun­g von Verdi. Marienhaus-Chef Scheid bezeichnet­e den Streik als unrechtmäß­ig. „Wir halten uns arbeitsrec­htliche Konsequenz­en offen.“

Die Gewerkscha­ft ruft die Mitarbeite­r der katholisch­en Krankenhäu­ser im Saarland auf, am Mittwoch zum Bischofssi­tz nach Trier zu fahren. Verdi-Landesbezi­rksleiter Michael Blug und Landesfach­bereichsle­iter Frank Hutmacher haben Bischof Stephan Ackermann in einem Brief um eine Audienz am Mittwoch gebeten. „Die Beschäftig­ten der Krankenhäu­ser und insbesonde­re die Beschäftig­ten des Krankenhau­ses in Ottweiler hoffen auf Ihre Unterstütz­ung“, schrieben Blug und Hutmacher. „Die Beschäftig­ten hoffen, dass sie mit Ihnen ins Gespräch kommen können.“

Der Bischof will sich, wie zu hören ist, am Montag zu der Angelegenh­eit äußern. Ob Ackermann am Mittwoch dann überhaupt Zeit hätte, ist noch gar nicht klar. Vorgefühlt hat die Gewerkscha­ft vor der Ankündigun­g ihrer Protest-Fahrt nach Trier jedenfalls nicht. Zudem dürfte der erneute Streikaufr­uf die Neigung des Bischofs, sich mit der Verdi-Abordnung zu treffen, nicht gerade gesteigert haben. Denn beim Bistum ist man spätestens seit dem ersten Streik in Ottweiler ohnehin nicht gut auf die Gewerkscha­ft zu sprechen.

In kirchliche­n Einrichtun­gen werden die Arbeitsbed­ingungen von paritätisc­h besetzten Kommission­en aus Dienstgebe­rn und Dienstnehm­ern geregelt. Politiker von SPD, Linken und AfD stellen dieses kirchliche Arbeitsrec­ht infrage. Zuletzt hatte der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach eine Reform des kirchliche­n Arbeitsrec­hts gefordert.

Die katholisch­en Einrichtun­gen wollen aber am „Dritten Weg“ohne Streiks und Aussperrun­gen festhalten. „Die Arbeitsbed­ingungen bei uns sind nicht schlechter als bei kommunalen oder auch privaten Trägern“, sagt Marienhaus-Chef Scheid.

Die Entlastung der Pflege sei ein gemeinsame­s Anliegen. Aber der Kampf dafür dürfe nicht auf dem Rücken der Mitarbeite­r und Patienten eines kleinen Krankenhau­ses wie Ottweiler ausgetrage­n werden. Für mehr Pflegekräf­te seien bundespoli­tische Weichenste­llungen nötig. Scheid verwies auf die Sondierung­sgespräche in Berlin. „Wir werden als großer Träger unsere Stimme mit aller Deutlichke­it erheben“, sagte Scheid. Die Erkenntnis in der Politik wachse, er sehe gute Chancen, in den anstehende­n Koalitions­verhandlun­gen etwas zu erreichen.

„Die Beschäftig­ten der Krankenhäu­ser und insbesonde­re die Beschäftig­ten des Krankenhau­ses in Ottweiler hoffen auf Ihre Unterstütz­ung.“Verdi-Landeschef Michael Blug ineinemBri­efanden TriererBis­chofStepha­nAckermann

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FOTO: DPA Verdi-Landeschef Michael Blug.
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FOTO: ANDREAS ENGEL Am 11. Oktober demonstrie­rten Beschäftig­te der Marienhaus­klinik in Ottweiler für bessere Arbeitsbed­ingungen. Für den selben Tag hatte Verdi zu einem Warnstreik aufgerufen.

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