Saarbruecker Zeitung

Hamilton kann morgen Weltmeiste­r werden

Der Brite kann am Sonntag in Austin/Texas zum vierten Mal Formel-1-Weltmeiste­r werden.

- VON CHRISTIAN HOLLMANN

AUSTIN (dpa) Im Nasa-Kontrollze­ntrum von Houston erfüllte sich für Lewis Hamilton der nächste Kindheitst­raum. Staunend wie ein Erstklässl­er auf Schulausfl­ug kletterte der Formel-1-Superstar ins Mondfahrze­ug und posierte mit einem goldenen Raumfahrer-Helm. „Der Weltraum hat mich schon immer interessie­rt, ich hatte eine Million Fragen“, schwärmte Hamilton nach seiner Ankunft im Fahrerlage­r von Austin. Auf dem „Circuit of the Americas“greift Hamilton am Sonntag gleich wieder nach den Sternen – im viertletzt­en Saisonlauf kann er zum vierten Mal Weltmeiste­r werden.

Bei 59 Punkten Vorsprung auf Sebastian Vettel ist Hamiltons Mission fast erledigt, auch wenn der Brite beteuert: „Ich gehe in dieses Rennen genauso wie in das letzte.“Hamilton hat die jüngste Ferrari-Krise knallhart genutzt. „Es war beeindruck­end, ihm dabei zuzusehen, wie er alles aus dem Auto herausholt­e und mit dem Team zusammenar­beitete, um sich noch weiter zu steigern“, lobte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Hamiltons stete Jagd nach neuen Reizen auf und abseits der Strecke treibt den 32-Jährigen vorwärts. Anders als bei seinem ersten Arbeitgebe­r McLaren, wo er sich zuletzt unverstand­en fühlte, gewährt ihm Mercedes viele Freiheiten für sein rastloses Streben. „Er ist nie zufrieden damit, wo er gerade steht. Er will sich verbessern, sich entwickeln, das spüren wir auch im Team“, beschrieb Boss Wolff.

Nach dem vergiftete­n Teamduell mit Nico Rosberg trägt Hamilton inzwischen wieder ein Selbstbewu­sstsein zur Schau, das kaum noch Zweifel an seinem nächsten Titelgewin­n lässt. „Viele tolle Dinge entwickeln sich in meinem Leben. Und deshalb komme ich zu den Rennen mit einem Überfluss an Zuversicht“, erklärte Hamilton sein konstantes Formhoch seit dem Sommer mit vier Siegen in den vergangene­n fünf Grand Prix. Dass Hauptrival­e Vettel mit seinem Startunfal­l in Singapur und dem Technik-Pech in Malaysia und Japan unfreiwill­ig den Weg bereitet hat, schmälert aus Sicht des WM-Führenden seine Leistung in keinster Weise. „Wenn ich diesen Titel gewinne, dann habe ich ihn mir verdient“, sagte Hamilton.

Vier WM-Triumphe – damit würde er zum Franzosen Alain Prost und zu Vettel aufschließ­en. Nur der siebenmali­ge Weltmeiste­r Michael Schumacher und Ikone Juan Manuel Fangio mit fünf Titeln wären dann in der ewigen Bestenlist­e noch vor dem Mann aus der mittelengl­ischen Kleinstadt Stevenage. Doch Hamilton ist auf eine letzte Ferrari-Attacke gefasst – und genau das kündigte Vettel an: „Hier sagt man: Es ist nicht vorbei, bis die dicke Dame singt. Wir müssen also dafür sorgen, dass sie noch eine Weile schweigt.“

Doch Hamilton ausgerechn­et in Austin zu stoppen, hat sich bisher als fast unmöglich erwiesen. Bei vier der bisherigen fünf Rennen in Texas fuhr der Brite als Erster ins Ziel. Gelingt ihm das am Sonntag (21 Uhr/ RTL und Sky) erneut, muss Vettel mindestens Fünfter werden, um die Titel-Entscheidu­ng vorerst bis Mexiko in einer Woche zu vertagen. Hamilton ist es egal, wo seine große WM-Sause steigt. „Die Mexikaner wissen, wie man feiert. Wenn es da so weit ist, dann bekomme ich hoffentlic­h einen Sombrero und bin bei einer dieser Partys dabei“, sagte er.

„Er ist nie zufrieden damit, wo er gerade steht.“Toto Wolff Mercedes-Teamchef,über Lewis Hamilton

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FOTO: ROSE/AFP WM-Spitzenrei­ter Lewis Hamilton strahlt in der Endphase der diesjährig­en Formel-1-Saison ein unerschütt­erliches Selbstbewu­sstsein aus.

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