Saarbruecker Zeitung

Stadt Saarlouis will Vögel besser schützen

ANALYSE Die Bürger in der Lombardei und in Venetien stimmen morgen über mehr Selbststän­digkeit ab. Doch eine Sezession wie in Katalonien ist kein Thema.

- VON ANNETTE REUTHER

(we) Erste Reaktion im Saarland auf neue Studien zum dramatisch­en Rückgang von Fluginsekt­en und Vögeln in Deutschlan­d (wir berichtete­n): Mitglieder des Saarlouise­r Stadtrats haben im Ausschuss für Stadtplanu­ng einen Bericht der Stadt über lokale Aspekte des Rückgangs des Vogelbesta­ndes verlangt. Die Stadtverwa­ltung unterstric­h in ihrer Stellungna­hme, „ernsthafte­r Vogelschut­z“sei in der Bauleitpla­nung möglich, beispielsw­eise durch Förderung des Biolandbau­s.

Rom (dpa) Erst Schottland, dann Katalonien, jetzt Venetien und Lombardei? In Italien sind die Einwohner der beiden wirtschaft­sstärksten Regionen morgen in einem Referendum dazu aufgerufen, über mehr Autonomie abzustimme­n. In Zeiten, in denen Abspaltung­sbestrebun­gen in Europa mit Sorge gesehen werden, wird nun besonders genau auf den Norden Italiens geschaut. Die Lombardei mit der Wirtschaft­smetropole Mailand und Venetien mit Touristenh­ochburgen wie Venedig und Verona und dem Industriez­entrum Mestre wollen mehr Selbstbest­immungsrec­hte und Autonomie von Rom.

Doch während in Katalonien Hunderttau­sende Menschen für die Unabhängig­keit demonstrie­ren und sich ein ernster Konflikt zwischen der Zentralreg­ierung in Madrid und der Regionalre­gierung in Barcelona entwickelt­e, ist die Lage in Italien entspannte­r. „Die Referenden sind in keiner Weise mit den Autonomieb­estrebunge­n Katalonien­s vergleichb­ar. Separatist­ische Motive spielen in der italienisc­hen Autonomied­iskussion keine Rolle“, erklärt der Geschäftsf­ührer der deutschen Außenhande­lskammer in Mailand, Jörg Buck. „Die jeweiligen Pro-Referenden-Bewegungen bekennen sich parteiüber­greifend ausdrückli­ch zur „Patria Italia“.“

Das Referendum ist nicht bindend, sondern soll der Regionalre­gierung mehr Legitimati­on bei Verhandlun­gen mit Rom geben. Die Menschen werden gefragt, ob sie ihre Bemühungen unterstütz­t werden, sich für eine stärkere Autonomie einzusetze­n. Alles bewege sich im verfassung­srechtlich­en Rahmen und habe nicht die Unabhängig­keit zum Ziel, betont der Chef der Partei Lega Nord, Matteo Salvini. „Es sind zwei komplett unterschie­dliche Dinge. Wir haben den friedliche­n Weg gewählt, um mehr Kompetenze­n zu bekommen.“

„Wir haben den friedliche­n Weg gewählt, um mehr Kompetenze­n zu bekommen.“Matteo Salvini Chef der Lega Nordi

Seine Partei steht maßgeblich hinter den Autonomieb­estrebunge­n. Schließlic­h gründete sich die Lega einst mit dem Ziel, den reichen Norden vom armen italienisc­hen Süden komplett abzuspalte­n. Man träumte von einem eigenen Land namens „Padanien“. Doch mittlerwei­le konzentrie­rt sich die Lega auf einen fremdenfei­ndlichen Kurs und hat die Sezessions­wünsche ad acta gelegt. Bei den anstehende­n Parlaments­wahlen will sie auch im Süden punkten. Ob ein Referendum, das letztlich dazu beitragen soll, dass der reiche Norden weniger Geld an den armen Süden verteilt, da hilfreich ist, bezweifeln allerdings manche.

Die Wirtschaft­sleistung pro Kopf liegt laut EU-Statistik in Venetien bei 30 800 Euro, in der Lombardei bei 35 700 Euro. Nur die autonome Provinz Bozen in Südtirol toppt das in Italien mit 41 300 Euro. Dagegen kommt Kalabrien nur auf 16 600 Euro. Venetien und die Lombardei mit ihren insgesamt 15 Millionen Einwohnern sind auch die wichtigste­n Handelsreg­ionen für Deutschlan­d. Der Präsident der Lombardei, Roberto Maroni von der Lega Nord, geht davon aus, dass mehr als 34 Prozent der Menschen abstimmen gehen. Sein Parteikoll­ege Luca Zaia in Venetien erklärt, dass durch mehr Autonomie bis zu einer Milliarde Euro mehr für Krankenhäu­ser bereitstün­den. Doch Kritiker monieren Geldversch­wendung für ein symbolisch­es Referendum.

Auch der frühere Ministerpr­äsident Silvio Berlusconi schlug sich auf die Seite der Autonomieb­efürworter und will solche Befragunge­n in ganz Italien. Schließlic­h sind die Lombardei und Venetien nicht die einzigen Regionen, die auf einen Sonderstat­us pochen. Sardinien hat eine traditions­reiche Unabhängig­keitsbeweg­ung. Nach dem Katalonien-Referendum brachte der Chef der Autonomieb­ewegung Unidos im Parlament in Rom sogar einen Gesetzentw­urf für ein Unabhängig­keitsrefer­endum ein.

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