Saarbruecker Zeitung

Saar-Bahnöfe sollen sauberer werden

Die Bahn verzichtet aus Kostengrün­den auf Videokamer­as, um die Vandalen zu erwischen. Jetzt gibt es ein neues Reinigungs­konzept.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

(dik) Die Deutsche Bahn will die Bahnhöfe im Saarland sauberer machen. Das Unternehme­n stellte gestern ein neues Konzept vor, nachdem alle Ausstattun­gsgegenstä­nde in einem bestimmten Takt gereinigt werden. Die Bahn gebe für die Reinigung der Bahnhöfe im Jahr etwa 600 000 Euro aus.

Wer gestern Morgen um kurz nach neun Uhr den Saarbrücke­r Eurobahnho­f betrat, war erstaunt. Für einen regelmäßig­en Bahnkunden bot sich ein erfreulich­es Bild: Der Bahnhof war bis in den letzten Winkel gereinigt und aufgeräumt. Nirgendwo flogen Brötchentü­ten, Zigaretten­kippen oder Kaffeebech­er herum, die von manchen Reisenden achtlos weggeworfe­n werden. Grund für das blitzsaube­re Bild war ein Presseterm­in, zu dem der Leiter des Saarbrücke­r Bahnhofman­agements der Deutschen Bahn Station&Service AG, Ulrich Demmer, eingeladen hatte. Dies räumte auch Bernd Kittelberg­er, Leiter Infrastruk­turelles Facility Management der Deutschen Bahn Services GmbH, Regionalbe­reich Südwest aus Frankfurt, gegenüber der SZ ein.

Thema des Medien-Treffs, zu dem etwa 20 Mitarbeite­r in roten T-Shirts mit der Aufschrift „Ihr Reinigungs­team Hauptbahnh­of Saarbrücke­n“erschienen waren: das neue Reinigungs­konzept für die 77 Bahnhöfe im Saarland. „Das neue Konzept beinhaltet, dass ab jetzt alle Ausstattun­gsgegenstä­nde eines Bahnhofs in einem bestimmten Takt gereinigt werden“, sagte Demmer. Die Deutsche Bahn gebe für die Reinigung der Bahnhöfe im Jahr etwa 600 000 Euro aus. Größtentei­ls würden die Arbeiten durch Mitarbeite­r der Saar Service Gesellscha­ft (SSG), einer Tochterfir­ma der Stadt Saarbrücke­n, und die Firma RDL Dienstleis­tungen KG ausgeführt. Demmer hob lobend hervor, dass die Stadt St. Wendel sich an der 30 000-Euro-Reinigung des dortigen Bahnhofs hälftig beteilige, was die bürgerscha­ftliche Verbundenh­eit mit dem Bahnhof unterstrei­che.

In Saarbrücke­n wird täglich geputzt, dabei kommt auch der Scrubmaste­r B 115 R zum Einsatz, der aussieht wie ein Aufsitzmäh­er und bis zu 2300 Quadratmet­er in der Stunde feucht abschrubbt und den Dreck wegsaugt. Bahnhöfe, die nur 500 Fahrgäste am Tag betreten, werden jedoch nur drei Mal die Woche von der Putztruppe besucht.

Doch während am Saarbrücke­r Eurobahnho­f gestern alles Picobello war, zeigte sich nur drei Gleiskilom­eter weiter am Saarbrücke­r Ost-Bahnhof das Alltagsbil­d, mit dem Berufspend­ler, Schüler und Studenten jeden Tag konfrontie­rt werden. Alle Gebäude des Ost-Bahnhofs sind mit düsteren Graffiti und großformat­igen Unterschri­ftskürzeln („Tags“) besprüht. Auf dem Boden liegen Pappbecher, Zigaretten­kippen und Papierabfa­ll. In der Unterführu­ng, dem einzigen Zuweg zu den beiden Gleisen, stinkt es bestialisc­h nach Urin.

Noch vor vier Jahren hatten etwa 40 Schüler, Lehrer und Eltern der Montessori-Gemeinscha­ftsschule Saarbrücke­n-Schafbrück­e (jetzt: Friedrichs­thal) den Ost-Bahnhof im Rahmen der „72-Stunden-Aktion“der Katholisch­en Jugend im Bistum Trier von Grund auf gereinigt und mit frischer Farbe gestrichen. Davon ist nichts mehr übrig. „Bahnhöfe sind das Tor zum System Bahn und somit die Visitenkar­te für die DB“, hieß es gestern in der DB-Pressemitt­eilung.

Viele private Immobilien­besitzer schützen inzwischen ihr Hab und Gut mit Videokamer­as, die Täter abschrecke­n oder bei der Überführun­g von Tätern gute Dienste leisten. „Nach Abwägung der Wirtschaft­lichkeit sehen wir bisher von der Anbringung von Videokamer­as an allen Bahnhöfen ab“, sagte Bahnhofsma­nager Demmer. Dieter Schwan, Bundespoli­zeispreche­r im Saarland, sagte, dass es in diesem Jahr an saarländis­chen Bahnhöfen bereits 158 Graffiti-Straftaten gegeben habe. „Nur eine Handvoll konnten wir aufklären“, sagte Schwan. Deshalb würde die Bundespoli­zei Videobilde­r der DB gerne nutzen – wenn es sie denn gäbe.

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FOTOS: DIETMAR KLOSTERMAN­N Sandra Mayer vom Saarbrücke­r Bahnhofsma­nagement schrubbt den Boden im Eurobahnho­f auf dem Scrubmaste­r B 115 R.
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Bahnhof Saarbrücke­n-Ost: Pappbecher, Graffiti und Urin-Geruch vermiesen den Reisenden die Bahnfahrt.

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