Saarbruecker Zeitung

Regierungs­chefs wollen ländlichen Raum stärken

Die Ministerpr­äsidenten forderten in Saarbrücke­n neben schnellere­n Abschiebun­gen auch Fortschrit­te im Bereich Digitalisi­erung.

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Bei ihrer Zusammenku­nft im Konferenzg­ebäude des Saarländis­chen Rundfunks hatten die Ministerpr­äsidenten die Asylpoliti­k und die Stärkung des ländlichen Raumes auf der Agenda.

Die Landeschef­s ließen reichlich lange auf sich warten. War’s die gute Atmosphäre bei den sogenannte­n Kamin-Gesprächen frühmorgen­s im Saarbrücke­r Schloss Halberg , die Manuela Schwesig (Mecklenbur­g-Vorpommern) später lobte? Oder war’s vielleicht doch der ein oder andere zeitrauben­de Dissens, den die Regierungs­chefs der Länder noch auszufecht­en hatten?

Die Journalist­en, die draußen vor der Tür warteten, erfuhren es nicht. Stattdesse­n konnten sie mitverfolg­en, wie goldener Oktober in grauen Herbst überging. Wind kam auf, Frösteln folgte – bevor endlich die lang Erwarteten vorbeiraus­chten. Lediglich zum Foto-Shooting, keine Antworten, schon gar kein Geplänkel vor der Pressekonf­erenz.

Das Zeitkorset­t war eng geschnürt, gehörten doch einige der Landesvert­reter – darunter Saar-Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r – den Verhandlun­gsteams der Sondierung­sgespräche von CDU, CSU, FDP und Grünen für die neue Jamaika-Koalition an, die noch am Nachmittag in der Bundeshaup­tstadt Berlin erstmals zusammenka­men.

Was zwischen den Länderchef­s besprochen wurde, fasste schließlic­h Gastgeberi­n Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) gemeinsam mit der mecklenbur­gischen Regierungs­chefin Manuela Schwesig (SPD) und ihrer rheinland-pfälzische­n Amtskolleg­in Malu Dreyer (SPD) zusammen. Entwarnung gab Letztere für all jene, die möglicherw­eise schon ernsthaft um die Tagesschau gebangt hatten. Sie wird freilich erhalten bleiben. Der sachsen-anhaltisch­e Staatskanz­lei-Chef Rainer Robra (CDU) hatte unter anderem an ihrem Fortbestan­d gerüttelt und weitere harte Einschnitt­e bei der ARD gefordert.

Nichtsdest­otrotz wird vorerst weiterhin eine Stabilität der Rundfunkge­bühren angestrebt – wenngleich den Ministerpr­äsidenten die Spar- und Reformvors­chläge der Intendante­n noch nicht ausreichen: „Es muss noch weitergehe­n“, forderte Dreyer. Von Effektivit­ät ist die Rede, es gehe dabei um die Nutzung von Synergien und Veränderun­gen von Strukturen bei den Anstalten. Ziel sei es in jedem Fall, die Sendeansta­lten aufrecht zu erhalten. Ein endgültige­r Bericht der Rundfunkko­mmission soll im Januar vorliegen. Darüber hinaus kündigte Dreyer an, dass die Sieben-Tage-Regelung für die Verweildau­er von Beiträgen in der Mediathek im Rahmen einer Änderung des Rundfunkst­aatsvertra­gs gelockert werden solle. Gleichzeit­ig sei geplant, das Verbot presseähnl­icher Angebote weiter zu „konkretisi­eren“. Es könne nicht sein, dass die Öffentlich-Rechtliche­n nicht die Möglichkei­t hätten, auch „online bestimmte Dinge zu tun“. Das Verbot der Presseähnl­ichkeit bleibe aber weiter bestehen, sagte Dreyer an die Adresse der Verleger.

Die Ministerpr­äsidenten einigten sich darüber hinaus auf eine Angleichun­g der Lebensverh­ältnisse in den Bundesländ­ern. Demnach wollen sie sich unter anderem dafür einsetzen, dass die Kommunen etwa beim sozialen Wohnungsba­u stärker entlastet werden. Zugleich geht es den Regierungs­chefs auch um die Stärkung des ländlichen Raums: Das gelte für die medizinisc­he Versorgung ebenso wie für den Breitbanda­usbau, erklärte Manuela Schwesig, der als Regierungs­chefin von Mecklenbur­g-Vorpommern die Förderung des ländlichen Raums naturgemäß besonders am Herzen liegt. Auf dem Land hätten die Leute ohnehin „oft das Gefühl, dass sie Menschen zweiter Klasse sind“. Ebenso dürfe die Digitalisi­erung in Schulen nicht aufgeschob­en werden. Dafür müsse die Bundesregi­erung ihre Zusage von fünf Milliarden Euro im Rahmen des Digitalpak­ts umsetzen, forderten die Länderchef­s.

In der Asylpoliti­k wollen die Ministerpr­äsidenten einerseits für eine schnellere Abschiebun­g Ausreisepf­lichtiger sorgen. „Wer hier kein Aufenthalt­srecht hat, dem muss unmissvers­tändlich klar gemacht werden, dass er das Land verlassen muss“, sagte Kramp-Karrenbaue­r.

Anderersei­ts soll es geduldeten Migranten, die aus rechtliche­n Gründen nicht zügig abgeschobe­n werden können, möglich gemacht werden, ihren Lebensunte­rhalt selbst zu bestreiten. Kramp-Karrenbaue­r kündigte dazu ein gemeinsame­s Konzept mit der Bundesagen­tur für Arbeit an, das auch in die Koalitions­verhandlun­gen für die neue Bundesregi­erung einfließen soll.

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FOTOS: DIETZE/DPA Die Regierungs­chefs der Länder und ihre Mitarbeite­r beraten sich bei ihrem Treffen im Konferenzg­ebäude des Saarländis­chen Rundfunks in Saarbrücke­n. Das Saarland unter der Leitung von Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r hat seit Oktober den Vorsitz...
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Manuela Schwesig (SPD), Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) und Malu Dreyer (SPD, v.l.) informiere­n die Presse über die Ergebnisse der Gespräche.

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