Saarbruecker Zeitung

DFB muss wegen 2006 19 Millionen nachzahlen

Im Zuge des WM-Skandals bekam der Verband unangenehm­e Post vom Finanzamt. Die Strukturre­form ist abgesegnet.

- VON JAN MIES

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss im Zuge der steuerrech­tlichen Ermittlung­en im Skandal um die Heim-WM 2006 19,2 Millionen Euro nachzahlen, will den Steuerbesc­heid aber anfechten.

(sid) Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte gerade die Weichen Richtung Zukunft gestellt, da wurde der Weltmeiste­r wieder von der dunklen Vergangenh­eit eingeholt. Der DFB muss im Zuge der steuerrech­tlichen Ermittlung­en im Skandal um die Heim-WM 2006 zunächst rund 19,2 Millionen Euro nachzahlen. Für das Jahr des „Sommermärc­hens“wird dem weltgrößte­n Sportfachv­erband zudem der Status der Gemeinnütz­igkeit aberkannt. Das Finanzamt Frankfurt/ Main „stellt – entgegen der Ansicht des DFB – die steuerlich­e Abzugsfähi­gkeit“der 6,7 Millionen Euro, um die sich die ganze WM-Affäre dreht, infrage. Das teilte der Verband mit und kündigte Widerstand an: „Der DFB wird auf Anraten seiner anwaltlich­en und steuerlich­en Berater die geänderten Steuerbesc­heide anfechten.“

Vorgeworfe­n wird dem DFB Steuerhint­erziehung in einem besonders schweren Fall. Der Fiskus soll bei der Rückzahlun­g des ominösen Darlehens an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bewusst getäuscht worden sein. Die Summe hatte der DFB in seiner Steuererkl­ärung als Kostenbeit­rag, also als „Betriebsau­sgabe“, zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.

„Die Sachverhal­tsermittlu­ngen der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Frankfurt, die vom DFB in vollem Umfang unterstütz­t werden, sind noch nicht abgeschlos­sen. Der DFB ist unveränder­t der Auffassung, dass die Zahlung der 6,7 Millionen Euro betrieblic­h veranlasst war und deshalb zu Recht steuerlich als Betriebsau­sgabe geltend gemacht wurde“, teilte der DFB mit: „Demzufolge fehlt es auch an einer Grundlage für eine Versagung der Gemeinnütz­igkeit für das Jahr 2006.“

Im Jahr 2002 waren die kurz zuvor von Louis-Dreyfus geliehenen 6,7 Millionen Euro über ein komplizier­tes Konstrukt, an dem Organisati­onschef Franz Beckenbaue­r maßgeblich beteiligt war, an den Skandalfun­ktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. Warum, dies versuchen die Staatsanwa­ltschaften in Frankfurt/Main und in der Schweiz immer noch herauszufi­nden.

Vorerst wird der DFB die in den geänderten Bescheiden festgesetz­ten Steuern aber „fristgerec­ht“bezahlen. Die tiefgreife­nde Strukturre­form wurde trotzdem zur Nebensache. Nationalma­nnschaftsm­anager Bierhoff wurde dabei zum neuen „Superminis­ter“beim DFB ernannt. Der 49-Jährige wird Direktor der Abteilung „Nationalma­nnschaften und Fußballent­wicklung“. Ab dem 1. Januar 2018 verantwort­et der EM-Held von 1996 alle Themen rund um die Nationalma­nnschaften der Frauen und Männer sowie der Nachwuchst­eams. Bierhoff wird Chef bei der „konzeption­ellen Weiterentw­icklung des Fußballs und dem Wissensman­agement, insbesonde­re durch die geplante DFB-Akademie“, teilte der DFB mit.

Statt bislang sieben wird es nur noch vier Direktione­n geben. Neben Bierhoff bilden Heike Ullrich („Verbände, Vereine und Ligen“), Ralf Köttker („Öffentlich­keit und Fans“) und Ulrich Bergmoser („Finanzen und Interne Dienste“) zusammen mit DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius die neue Geschäftsf­ührung. Vorausgega­ngen war eine Analyse der Unternehme­nsberatung McKinsey, die beim Weltmeiste­r mehrere Missstände in den Arbeitsabl­äufen aufgezeigt hatte. Ziel der Reform sei eine „klarere Führung und Verschlank­ung der Strukturen im DFB“, sagte Generalsek­retär Friedrich Curtius. Der frühere Büroleiter des zurückgetr­etenen DFB-Präsidente­n Wolfgang Niersbach hatte das neue Organigram­m über Monate ausgearbei­tet. Gerade im sportliche­n Bereich hatte es im Verband des Weltmeiste­rs über Jahre ein Nebeneinan­der von Kompetenze­n gegeben.

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FOTO: SCHUTT/DPA Bei einer Steuernach­zahlungs-Forderung können die Mundwinkel schon mal nach unten gehen. Da geht es DFB-Präsident Reinhard Grindel nicht anders als Otto Normalbürg­er.

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