Saarbruecker Zeitung

Seelische Widerstand­skraft: Der Schlüssel bei Krisen und Stress

Mathias Fischedick begeistert beim SZ- Experten Forum rund 100 Gäste.

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Saarbrücke­n (khu) Schon der Blick auf ein bunt gestaltete­s Modell zum Ausklappen, das zunächst aussah wie ein kleiner Stern und nach dem Ausklappen zu einem großen Ball wurde, wies ganz plastisch die Richtung, in die es an diesem Abend gehen sollte: Stress verengt die Perspektiv­e. Deshalb gilt es, einfach stark stark sein! „Wie Sie dabei Ihre Resilienz steigern und Herausford­erungen besser meistern, darüber referierte Mathias Fischedick im Rahmen des SZ-Experten Forums.

Die Gäste beschäftig­ten sich 90 Minuten lang mit der Frage, was denn die Seele schützt und wie Druck und Stress gut bewältigt werden können. „75 bis 90 Prozent mangelnde Resilienz können wir als Ursache für Arztbesuch­e sehen“, meinte Fischedick. Was zunächst viel klang, erklärte sich mit Blick auf den physiologi­schen Hintergrun­d dieser Behauptung. Denn ganz viele Erkrankung­en hängen mit einem zu hohen Cortisolsp­iegel zusammen, beispielsw­eise eine vermindert­e Wundheilun­g, Bluthochdr­uck oder Rückenschm­erzen sind hier zu nennen. Stress wurde zu einer der wichtigste­n Vokabeln an diesem Abend, auch weil er wichtige Hormone wie Adrenalin, Noradrenal­in und Cortisol im Körper beeinfluss­t. „Es gibt ein etablierte­s Stresssyst­em im Körper, das ist schon weit über 300.000 Jahre alt“, berichtete Fischedick dazu. Die Stress-Empfindsam­keit ist genetisch zu 25% festgelegt, zu 25% anerzogen und zu 50% steuerbar. Am wichtigste­n bei der Stressbewä­ltigung sei Sport: „Bewegung hilft bei der Stressredu­ktion, es ist das beste Mittel, um runter zu kommen.“

Außerdem wichtig ist Entspannun­g. Fischedick erwähnte in dem Zusammenha­ng das richtige Atmen, vor allem doppelt so langes, ruhiges Ausatmen wirke auf Körper und Psyche entspannen­d. Genauso wichtig ist laut Fischedick auch die innere Haltung. „Uns stresst, wie wir eine Sache bewerten und welche Bedeutung wir dieser geben!“Wie sehr herzliches Lachen entspannt und Stress aus dem System nimmt, erlebten die Zuhörer dank zahlreiche­r Scherze und viel Situations­komik.

Fischedick trat sehr humorvoll auf, ging viel auf das Publikum ein und geizte nicht mit Charme. Ausnehmend lustig gelang dann auch der Ausflug in die neurophysi­ologischen Grundlagen des Gehirns: „Im Hirn gibt es auch den Jammerlapp­en“, die Stimme, die uns sagt, möglichst unbekannte­s Terrain zu meiden. Dieses Sicherheit­ssystem mag laut Fischedick keine Veränderun­gen. Deswegen gäbe es bei fast allen Menschen einen ausgeprägt­en Hang zu Gewohnheit­szonen. Mit einem gewichtige­n Nachteil: „Wir schlafen mit offenen Augen, weil wir bis zu 80% unseren Gewohnheit­en folgen.“Deswegen hilft sich einzugeste­hen, dass da ein fetter Jammerlapp­en in einem sitzt. Der nörgelt, notorisch verallgeme­inert und immer eine Ausrede findet, statt zur Bewegung zu animieren. „Genauso wichtig wie Bewegung und das Eingeständ­nis der eigenen Verhindere­r finde ich Hinterfrag­en.“

Das leuchtete auch Alexandra Rollewitz aus Saarbrücke­n ein, die mit zwei Arbeitskol­leginnen den Abend verfolgte: „Da war jetzt viel Bekanntes dabei, aber alles gut und sehr unterhalts­am zusammenge­fasst mit Blick auf das, was uns Menschen schnell stressen kann. Offenheit ist wirklich wichtig, natürlich auch Neugier und in Lösungen zu denken.“Gerade bei Antipathie­n zu Menschen solle man sich laut Fischedick doch erst mal an die eigene Nase fassen. Und nach der „Sympathiel­ocke“forschen.

Die Kraft einfacher Bilder war eine Stärke von Fischedick­s Vortrag. Dazu gab es immer wieder eine dialogisch aufgebaute Interaktio­n in Form eines kleinen Films. Darin ein animierter Jammerlapp­en in Gestalt eines Waschlappe­ns, der mit Fischedick auf der Bühne ins Gespräch kam. Und nölte brav, was das Zeug hielt. Fischedick: „Mut, Neugier und Vertrauen sind die Antagonist­en gegen das Nörgeln und Festhalten in uns und prima Faktoren, um mental flexibel zu bleiben.“

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FOTOS: MANUELA MEYER Bewegung hilft, Stress zu reduzieren, „das beste Mittel, um runterzuko­mmen“, wie Mathias Fischedick demonstrie­rte.
 ??  ?? Alexandra Rollewitz fand den Abend sehr unterhalts­am.
Alexandra Rollewitz fand den Abend sehr unterhalts­am.
 ??  ?? Mathias Fischedick während seines Vortrags vor gut 100 Gästen.
Mathias Fischedick während seines Vortrags vor gut 100 Gästen.
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