Saarbruecker Zeitung

Einigung auf Leitlinien beim Thema Finanzen

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Frauke Scholl VON STEFAN VETTER

BERLIN Keine neuen Schulden und keine neuen Substanzst­euern – für die künftige Finanzpoli­tik einer möglichen Jamaika-Koalition haben die Unterhändl­er von Union, FDP und Grünen in der Nacht zum Mittwoch erste Pflöcke eingeschla­gen:

GRUNDSÄTZE: „Die Gesprächsp­artner sind sich darüber einig, dass die Schuldenbr­emse des Grundgeset­zes eingehalte­n werden muss. Sie wollen einen ausgeglich­enen Haushalt. Sie wollen keine Substanzst­euern einführen“. So steht es in dem vereinbart­en Arbeitspap­ier. Hier haben sich Union und FDP in vollem Umfang durchgeset­zt.

FINANZPLAN­UNG: Aus den erwähnten Grundsätze­n sollen nun die Finanzspie­lräume abgeleitet werden. Und zwar „unter Überprüfun­g der bisherigen mittelfris­tigen Finanzplan­ung“. An dieser Stelle haben die Grünen gepunktet. So ist in der geltenden Finanzplan­ung zum Beispiel eine kräftige Aufstockun­g des Wehretats vorgesehen, was die Partei immer abgelehnt hat. Mit dem vereinbart­en Prüfauftra­g stehen auch die von der Union ermittelte­n 30 Milliarden Euro als Maximum für zusätzlich­e Ausgaben in Frage.

EINZELMAßN­AHMEN: In der Einigung sind sieben steuerlich­e Entlastung­smaßnahmen aufgeführt, bei denen sich die Verhandlun­gspartner allesamt wiederfind­en. Dazu gehört das Bekenntnis zur „Entlastung von Familien mit Kindern“sowie von Beziehern „unterer und mittlerer Einkommen“. Beides war insbesonde­re der Union und den Grünen wichtig. „Der Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s“war dagegen den Liberalen ein Herzensanl­iegen. Allerdings bleibt der Zeitrahmen strittig. Zu den weiteren Maßnahmen zählen die Förderung der energetisc­hen Gebäudesan­ierung und der Abbau klimaschäd­licher Subvention­en. Darauf hatten die Grünen gepocht.

REAKTIONEN: Das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW ) sieht im Abbau des Solis eine soziale Schieflage: Mittlere und niedrige Einkommen würden davon „herzlich wenig profitiere­n“, sagte DIW-Steuerexpe­rte Stefan Bach unserer Redaktion. Dagegen forderte der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er, Reiner Holznagel: „Der Soli muss weg, und zwar für alle“. Die Politik habe die Abgabe immer mit den Hilfen für die neuen Bundesländ­er verknüpft. Wenn diese 2019 endeten, müsse auch der Soli abgeschaff­t werden, so Holznagel gegenüber unserer Redaktion.

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