Saarbruecker Zeitung

„Wir wollen Trendwende­n“

Die FDP-Generalsek­retärin benennt die Hauptanlie­gen der Liberalen für Jamaika.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Frau Beer, lacht die Sonne wieder über Jamaika?

BEER Das Wetter war am Montag besser als in der vergangene­n Woche. Aber ernsthaft: Es geht darum, dass wir inhaltlich vorankomme­n. Deswegen haben wir in den Sondierung­en alles vor die Klammer gezogen, worauf wir uns jetzt schon verständig­en können. Bei den Konfliktth­emen wird es nächste Woche darauf ankommen, weitere Details zu klären.

Welche sind das aus Sicht der FDP?

BEER Uns geht es darum, Trendwende­n zu erreichen. Wir wollen eine faire Balance zwischen Privat und Staat in diesem Land. Deswegen sind für uns die vollständi­ge Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s und die Senkung der Sozialvers­icherungsb­eiträge besonders wichtig. Darüber hinaus brauchen wir eine realistisc­here Energiepol­itik, damit Strom für die Bevölkerun­g wieder bezahlbar ist und die Versorgung­ssicherhei­t nicht gefährdet wird. Und wir brauchen mehr Ordnung bei der Zuwanderun­g. Unser Vorschlag dazu ist ein Einwanderu­ngsgesetz.

Ist denn die Bereitscha­ft bei allen gestiegen, von eigenen Positionen abzurücken?

BEER Nach meinem Eindruck schon. Nehmen Sie die Themen Innen und Recht. Da ist jeder aus seiner Ecke gekommen und alle vier Parteien wollen eine neue Balance zwischen Sicherheit und Bürgerrech­ten. Den Rechtsstaa­t in dieser Weise zu stärken, ist ein Fortschrit­t.

Bleibt Raum für Steuersenk­ungen?

BEER Ja. Darauf pochen wir, und darüber werden wir uns im Detail unterhalte­n müssen. Wir wollen die bisherige Finanzplan­ung der großen Koalition nicht einfach weiterführ­en. Wir müssen auch an große Brocken der Vergangenh­eit heran.

Jens Spahn will die Rente mit 63 auslaufen lassen. Gehen Sie da mit?

BEER Wir werden in den weiteren Gesprächen sehen, ob das die Meinung von Herrn Spahn ist oder die der Union. Uns ist wichtig, dass wir die Sozialabga­ben insgesamt unter 40 Prozent drücken. Und damit ist auch klar, dass wir bei der Rente zu einem neuen Generation­envertrag kommen müssen. Das bedeutet, nicht nur Rücksicht auf einzelne Gruppen zu nehmen, sondern insgesamt eine faire und tragfähige Lösung zu schaffen.

Ärgert Sie, dass Ihnen die Union womöglich ein entmachtet­es Finanzmini­sterium überlässt?

BEER Über die Zuschnitte von Ministerie­n wird jetzt nicht gesprochen. Erst reden wir über Inhalte. Und erst am Schluss darüber, wie alle Parteien sich angemessen vertreten sehen.

Kann der Zug nach Jamaika überhaupt noch entgleisen?

BEER Die Chancen stehen 50 zu 50, eine Jamaika-Koalition zu schmieden. Ohne Mut bei allen Beteiligte­n wird es am Ende nicht gelingen.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer

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