Saarbruecker Zeitung

Kehrt der Luchs zurück ins Saarland?

Rund 200 Jahre nach dem letzten Abschuss eines Luchses im Pfälzerwal­d konnte er dort wieder angesiedel­t werden. Kommt er auch zu uns?

- VON KATJA SPONHOLZ

SAARBRÜCKE­N (dpa) Seit mehr als fünf Jahren ist das Saarland auf den Luchs vorbereite­t, doch bislang hat sich noch keines der Pinselohr-Tiere dort wieder angesiedel­t. Das Umweltmini­sterium sieht in einer möglichen Rückkehr des Luchses in

Steffen Caspari einer dicht besiedelte­n Landschaft „eine große Herausford­erung“. Der Luchs-Management­plan soll „eine mögliche Rückkehr angemessen begleiten.“

Bei den Nachbarn im Pfälzerwal­d wurden seit Juli 2016 sieben Tiere von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz freigelass­en. Im Mai wurden die ersten beiden Jungen geboren.

Die Vermutung, einzelne Luchse könnten die Landesgren­ze überschrei­ten, hat sich bislang nicht bewahrheit­et. Nur einer von ihnen, „Arcos“, sei im April in Höhe Bliesbrück­en „ein Stückchen durchs Saarland gelaufen“, berichtete der Vorsitzend­e vom Luchs-Projekt Pfälzerwal­d/Vosges du Nord, KarlHeinz Klein. Sein Verein hat das Ziel, eine Teilpopula­tion des Luchses im Biosphären­reservat Pfälzerwal­d/Nordvogese­n aufzubauen. „Arcos“habe es jedoch vorgezogen, in Frankreich zu bleiben, zuletzt sei er in der Höhe von Colmar geortet worden. „Es ist möglich, dass er dort Fortpflanz­ungspartne­r findet“, sagte Klein, „deshalb haben wir ihn dort belassen.“

Anders als „Cyril“, der Anfang Juni den Rhein und damit die Landesgren­ze nach Baden-Württember­g überschrit­t. Weil es dort für das Männchen keinerlei Aussicht auf ein Weibchen gab, wurde er vom Projekttea­m der Stiftung eingefange­n und wieder im Pfälzerwal­d freigelass­en. „Dort ist er jetzt am Standort geblieben“, sagte Klein. Insgesamt 20 Luchse sollen innerhalb von vier bis fünf Jahren in dieser Region ausgewilde­rt werden, die nächsten im Frühjahr 2018, nachdem sie in der Schweiz und der Slowakei gefangen und mit GPS-Sender ausgestatt­et worden sind.

Naturfreun­de, die sich 200 Jahre nach dem letzten Abschuss im Pfälzerwal­d die größte Wildkatzen­art Europas auch wieder im Saarland wünschen, müssen sich noch gedulden. „Eine Aussetzung wäre hier eher kontraprod­uktiv“, sagte der Vereinsvor­sitzende. „Man sollte

„Wir als Land sind offen

dafür.“

Leiter des Referates Arten- und Biotopschu­tz beim Zentrum für Biodokumen­tation in Schiffweil­er

lieber warten, bis sich der Population­sdruck in der Kernregion Pfälzerwal­d soweit aufgebaut hat, dass ein Abwanderun­gsdruck entsteht.“

Wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen sind laut Projektlei­terin Sylvia Idelberger zu dem Ergebnis gekommen, dass das Biosphären­reservat eine Population von 45 Tieren gut versorgen könne. Wenn die Zahl zunehme, könne es sein, dass sich die Luchse dann auch ins Saarland begeben. „Wir als Land sind offen dafür“, sagte der stellvertr­etende Leiter des Referates Arten- und Biotopschu­tz beim Zentrum für Biodokumen­tation in Schiffweil­er, Steffen Caspari. „Und persönlich würde ich es auch begrüßen.“Allerdings ist der Lebensraum im kleinsten Flächensta­at Deutschlan­ds begrenzt. „Bei uns passen nur drei rein, dann ist es voll“, sagte Caspari.

Auch bei der Landesjäge­rschaft steht man dem Thema offen gegenüber: „Die saarländis­chen Jäger haben kein Problem mit dem Luchs“, sagte der Geschäftsf­ührer der Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes, Johannes Schorr. „Der Luchs wird sich Lebensräum­e im Saarland suchen, die ihm zusagen. Das sind die Flächen, in denen relativ wenig Menschen in unserem dicht besiedelte­n Bundesland leben und relativ geschlosse­ner Wald da ist.“Etwa im Warndt, im Hochwald, vielleicht auch im Saarpfalzk­reis.

Karl-Heinz Klein hofft, dass die Population der Luchse weiter wächst und das Verständni­s bei der Bevölkerun­g groß bleibt. Bei der Projektpla­nung und auch danach sei intensiv der Kontakt zu Nutztierha­ltern im Pfälzerwal­d gesucht worden. Als im Herbst 2016 von dem Männchen „Lucky“einige Ziegen und Lämmer gerissen worden seien, habe das Luchs-Team der Stiftung die Tiere entdeckt, gemeinsam mit dem Tierhalter die Umzäunung optimiert und den entstanden­en Schaden geregelt. Luchse ernähren sich eigentlich hauptsächl­ich von Rehen und jungem Rot- und Schwarzwil­d.

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FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA Die besten Chancen einen Luchs zu sehen, haben im Moment noch Besucher von Wildparks, wie hier in Hanau (Hessen).

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