Mit Weihnachten läuft irgendetwas schief
„Weihnachten findet Stadt.“Das verkünden Plakate in der Saarbrücker Innenstadt. Was soll das?
Weihnachten hat ein Problem. Irgendetwas läuft da schief. Das Fest macht mir Sorgen. Nicht, weil ich knapp zwei Monate vor der Familienversammlung unterm Christbaum noch kein einziges Geschenk gekauft habe. Es würde mich eher beunruhigen, wenn ich schon welche hätte. Es sind auch nicht die Spekulatius, Lebkuchen und Stollen im Supermarkt. Über die kann ich mich auch drei Monate vor Weihnachten nicht empören. Es ist ein Satz, der mich stutzig gemacht hat. „Weihnachten findet Stadt!“, lautet er. Er steht auf einem Plakat, von dem eine junge, blonde Frau in unsere Stadt blickt, die auch von einem der Plakate lächeln könnte, die verkünden, dass sich alle elf Minuten ein Single auf einer Internet-Partnerbörse verliebt. Die Frau auf dem Plakat ist aber kein Single, sie ist das Christkind. Genauer gesagt: das Nürnberger Christkind. „Weihnachten findet Nürnberg!“, sollte es also heißen. Aber das klänge nicht bescheuert genug, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Aber was bedeutet es, wenn Weihnachten so eine Stadt findet? Auf der Internetseite des Nürnberger Tourismusbüros habe ich Antworten gefunden. „Endlich das Christkind hautnah erleben - das ist in Nürnberg möglich!“, steht da. Und: „In der Adventszeit besucht das Christkind am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag nicht nur den berühmten Christkindlesmarkt, sondern auch die Nürnberger Kinderweihnacht.“So werde „die aufregende Wartezeit bis Weihnachten zum Erlebnis“. Aber: Wenn fast jeden Tag Kinderweihnacht mit dem Christkind ist, was ist dann noch aufregend? Und was kann dann am 24. Dezember noch kommen?