Saarbruecker Zeitung

Auch in der Notkirche wird Luther gefeiert

Viele evangelisc­he Kirchen öffneten am Dienstag ihre Türen zur „Nacht der Reformatio­n“.

- Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen, Jörg Wingertsza­hn Markus Saeftel

Rund 30 Sängerinne­n und Sänger in afrikanisc­hen Kleidern erheben hier die Stimme, um Gospels und Spirituals von Freiheit und gegen Unterdrück­ung zu singen. Pfarrer Otto Deutsch, ihr früherer Leiter, erzählt dazu aus dem Leben von Martin Luther King. Was für ein Klangerleb­nis in dem strahlende­n Kirchenrau­m. Da will man doch nicht weg. Doch auch andernorts, in der wohl kleinsten Kirche, der Notkirche am 40er Grab, kann man zur gleichen Zeit über Besucherma­ngel nicht klagen. „Gerade hat hier neben mir am Tisch noch die Oberbürger­meisterin gesessen“, sagt Karl-Heinz Huppert und verspeist ein Stück Kuchen. Huppert ist mit dem Bus aus der Stadtmitte gezielt hierher gekommen. „Weil diese Kirche hier einmalig ist, so gemütlich mit den Tischen, Stühlen und der Holzvertäf­elung, ist das fast wie ein zweites Wohnzimmer“, schwärmt er. Vorne hebt Ewald Schulz einen kleinen Lederbeute­l hoch und lässt die kleinen Besucher hineingrei­fen. Mit solchen Ton-Murmeln, erzählt Schulz, habe Luther als Kind gespielt.

In der Notkirche hat man das Programm an diesem Abend für die ganze Familie ausgericht­et. Kleine Stofffigur­en stellen auf einem langen Tisch wichtige Lebensstat­ionen des Reformator­s wie den Thesenansc­hlag vor. Vorne machen sich nun die Bläser des Saarbrücke­r Posaunench­ors für einen Auftritt bereit.

Derweil stehen in der Schlosskir­che Kinder und Erwachsene an Druckerpre­ssen, um sich Luther-Postkarten oder Bierdeckel zu drucken. Eigens für diesen Abend hat das Zeitungsmu­seum Wadgassen seine Mitmach-Abteilung aus der Ausstellun­g „Luther für Kinder“hier aufgebaut. „Mindestens 50 Leute waren schon hier“, erzählt Matthias Weber so gegen 22 Uhr und ermuntert die neuen Gäste, doch mal mit einem Federkiel zu schreiben. Von draußen hört man Kraniche und ab und zu einen Automotor. Auf den Teppichen rund ums wärmende Lagerfeuer könnte man es gut noch Stunden aushalten. „Was? Schon elf Uhr?“Schrickel staunt. Nach 48 Stunden im Einsatz heißt es für die Pfadfinder jetzt: Zelte abbauen. Doch an so einem Tag fällt es nicht leicht, sich zu trennen. Immer noch huschen einzelne Menschen durch die Dunkelheit in die Ludwigskir­che. Außen blau und innen weiß war sie eine Nacht lang in jeder Hinsicht der hellste Punkt der Stadt.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Reformatio­nstag am Abend in der Notkirche: Ewald Schulz führte durch die Erzählfigu­ren-Ausstellun­g.
FOTO: IRIS MAURER Reformatio­nstag am Abend in der Notkirche: Ewald Schulz führte durch die Erzählfigu­ren-Ausstellun­g.
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