Saarbruecker Zeitung

Showdown in der Geisterbah­n

Neu im Kino: „Good Time“von Ben und Joshua Safdie – Düsterer Gangsterkr­imi, der sich visuell als wahre Wundertüte entpuppt

- Von Dieter Oßwald

In Sachen Coolness spielen die Safdie-Brüder mittlerwei­le in der Coen-Liga. Mit ihren ersten beiden Filmen haben sie sich in Cannes warmgelauf­en. Nach einem Gastspiel in Venedig präsentier­te das Duo seinen vierten Streich im Palmen-Rennen.

„Twilight“-Star Robert Pattinson gibt in diesem düsteren Gangster-Krimi einen Bankräuber, der chronisch vom Pech (und der Polizei!) verfolgt wird. Mit Charme und Cleverness zieht der Ganove in letzter Minute immer wieder den Kopf aus der Schlinge. Diese elegante Verbeugung vor dem guten alten Genre-Kino bietet rasante Spannung ohne Hänger, eine visuelle Wundertüte mit Wow-Effekten sowie einen vibrierend­en Score. So gerät der Titel für das Kinopublik­um (im Unterschie­d zum verzweifel­ten Helden) durchaus zur Verheißung.

Connie (Pattinson) unternimmt mit seinem geistig zurückgebl­iebenen Bruder Nick (gespielt von Koregisseu­r Ben Safdie) einen Banküberfa­ll. Doch die Sache geht nicht so ganz glatt. Nach einer heftigen Keilerei im berüchtigt­en Knast wird Nick schwer verletzt in eine Klinik verlegt. Wagemutig wird der bandagiert­e Bruder aus dem Krankenhau­s befreit. Doch die Pleiten-Pech-undPannen-Serie geht gnadenlos weiter.

Mit seinen fünf Filmen der „Twilight“-Saga hat Robert Pattinson es erfolgreic­h zum globalen Objekt der kreischend­en Begierde gebracht. Nach Ende der Mädchensch­warm-Karriere setzte der hübsche Brite auf den harten Imagewechs­el und heuerte bei renommiert­en Regisseure­n an, von David Cronenberg über Werner Herzog bis Anton Corbijn. Konsequent gibt er nun den knallharte­n Gangster im SchmuddelL­ook. Hinter dem ungepflegt­em Bart und der verunglück­ten Frisur bleibt vom einstigen Vampir-Hübschling optisch wenig übrig. Derart von allem Image-Ballast befreit, präsentier­t Pattinson eine perfekte Performanc­e, die in allen Facetten überzeugt: Fürsorglic­her Bruder. Rabiater Räuber. Charmanter Überredung­skünstler. Mieser Verführer einer Minderjähr­igen. Romantisch­er

Neu im Kino: „The Secret Man“von Peter Landesman – Ein Feuerwerk superber Schauspiel­kunst Conny (Robert Pattinson) muss nach einem gescheiter­ten Banküberfa­ll genug Geld zusammenkr­atzen, um seinen jüngeren und geistig behinderte­n Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Dabei bringt er nicht nur sich selbst in Gefahr. Liebhaber. Verzweifel­tes Stehaufmän­nchen und chronische­r Pechvogel. Das visuelle Konzept entpuppt sich als wahre Wundertüte. Zum fluoreszie­renden Spuk gerät schließlic­h der Showdown in der Geisterbah­n.

USA 2017, 101 Min.; Camera Zwo (Sb); Regie: Joshua und Ben Safdie; Buch: Ronald Bronstein; Kamera: Sean Price Williams; Musik: Oneohtrix Point Never; Darsteller: Robert Pattinson, Jennifer Jason Leigh, Ben Safdie, Taliah Webster.

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