Saarbruecker Zeitung

Fast alle Saarländer finden Lehrstelle

Seit Jahren gibt es hierzuland­e mehr Ausbildung­sstellen als Bewerber. Junge Menschen haben deshalb die Qual der Wahl.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Viele junge Saarländer wissen nicht, ob sie nach der Schule lieber eine Ausbildung oder ein Studium beginnen sollen. Man solle sich sehr genau überlegen, ob man sich vorstellen kann, jeden Tag mit Freude in einem bestimmten Beruf zu arbeiten, sagte dazu Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldi­rektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagen­tur für Arbeit (BA).

Ein Studium sei vor allem für junge Menschen geeignet, die gut eigene Entscheidu­ngen treffen können. Während dagegen eine Ausbildung den Vorteil biete, dass sie klar strukturie­rt ist und die Lehrinhalt­e feststehen. Deshalb sei eine Ausbildung für junge Leute ratsam, die noch unentschlo­ssen sind. Zumal man in vielen Berufen die Chance habe, auch später noch zu studieren. Viele, die ein Studium beginnen, seien mit ihrer Entscheidu­ng später unglücklic­h. Das zeige die hohe Zahl von 25 Prozent an Studienabb­rechern, in technische­n Berufen liege sie zuweilen sogar bei 40 Prozent.

Wer sich für eine Ausbildung entscheide, habe im Saarland eine große Auswahl. Schon zum vierten Mal hintereina­nder sei die Zahl offener Stellen deutlich höher als die Zahl der Bewerber. 5500 Ausbildung­s-Suchenden standen zwischen Oktober 2016 und September 2017 insgesamt 6800 gemeldete Stellen zur Verfügung. Die erfreulich­e Nachricht: Fast alle Jugendlich­en haben bereits einen Arbeitgebe­r in der Region gefunden. 147 Bewerber sind zwar immer noch auf der Suche, die Chefin der Regionaldi­rektion gibt sich jedoch optimistis­ch, dass auch für diese Jugendlich­en noch eine Lehrstelle oder zumindest eine weiterführ­ende berufliche Qualifizie­rung gefunden werden kann.

Von den 5500 erfolgreic­h vermittelt­en Jugendlich­en in der Region haben rund 1100 eine weiterführ­ende Schulausbi­ldung, ein Studium oder Praktika in Betrieben begonnen, 2550 eine Ausbildung, 410 direkt eine Arbeit, 100 eine Tätigkeit bei sozialen Diensten und 140 ein Förderprak­tikum. Welchen Weg die übrigen 1240 Jugendlich­en gewählt haben, ist der Regionaldi­rektion nicht bekannt, da sie sich nicht mehr gemeldet haben, also offensicht­lich in den meisten Fällen selbst erfolgreic­h bei der Suche waren. Interessan­t sind auch die Voraussetz­ungen, die am Beginn einer Ausbildung mitgebrach­t werden. So sind die Frauen in der Schule erfolgreic­her und mit höheren Schulabsch­lüssen vertreten als die Männer. Demnach verfügten 40,2 Prozent der Frauen auf der Suche nach einer Lehrstelle über die Fachhochsc­hulreife oder das Abitur, während es bei Männern nur 32,7 Prozent waren. 35 Prozent der männlichen Jugendlich­en haben einen Hauptschul­abschluss, bei den Frauen 26,4 Prozent.

Letztere wagen sich zumindest im Saarland nach wie vor an technische Berufe kaum heran, obwohl sie Heidrun Schulz ausdrückli­ch dazu ermuntert. Unter den gefragtest­en Berufen bei Frauen findet sich kein technische­r Beruf. Beliebte Berufe sind stattdesse­n: Kauffrau für Büromanage­ment, Verkäuferi­n, Medizinisc­he Fachangest­ellte, Kauffrau im Einzelhand­el, Friseurin, Industriek­auffrau, Verwaltung­sfachanges­tellte, Zahnmedizi­nische Fachangest­ellte, Tiermedizi­nische Fachangest­ellte und Fachverkäu­ferin im Bäckerhand­werk. Auch bei Männern gibt es eine klare Rangfolge: KFZ-Mechatroni­ker für PKW-Technik, Verkäufer, Industriem­echaniker, Büro-Kaufmann, Einzelhand­els-Kaufmann, Industriek­aufmann, Metallbaue­r, Zerspanung­smechanike­r, Fachkraft für Lagerlogis­tik und Tischler.

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FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA Mädchen in technische­n Berufen sind immer noch die Ausnahme. Heidrun Schulz, BA-Regionaldi­rektion, ermutigt Frauen immer wieder, sich auch für diesen Bereich zu interessie­ren.
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