Saarbruecker Zeitung

Mangel an Fachkräfte­n belastet Saar-Firmen

Eine IHK-Umfrage zeigt: Schon jetzt sieht jede dritte Saar-Firma ihre Geschäfte behindert, weil Personal fehlt.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Thomas Sponticcia

SAARBRÜCKE­N (jwo) Der Mangel an Fachkräfte­n bremst das Wachstum der saarländis­chen Unternehme­n. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der IHK bei rund 300 Firmen mit rund 85 000 Beschäftig­ten. Ein Drittel der Betriebe klagt demnach darüber, dass die Personalkn­appheit die Geschäftst­ätigkeit bereits stark beeinträch­tigt.

Besonders vom Personalma­ngel betroffen ist der Umfrage zufolge die Verkehrswi­rtschaft mit dem Transportg­ewerbe. Hier klagen vier von fünf Betrieben über teils sehr negative Auswirkung­en: Aufträge könnten nicht abgearbeit­et, Expansions­strategien nicht umgesetzt werden. Und wo das Wachstum stagniere, sinke auch die Wettbewerb­sfähigkeit, so die IHK. Auch Handel, Hotellerie und Gastronomi­e klagen der Umfrage zufolge über Personalma­ngel. Und der Industrie fehlen Facharbeit­er und Ingenieure. Als Gründe für die Engpässe werden mangelnde fachliche Qualifikat­ion (68 Prozent), fehlende Berufserfa­hrung (54 Prozent) sowie eine zu geringe Anzahl der Bewerber (48 Prozent) genannt.

Wirtschaft­s- und Arbeitsmin­isterin Anke Rehlinger (SPD) sieht sich durch die Umfrage nach eigener Aussage bestätigt: „Fachkräfte­sicherung ist mein Schwerpunk­t der nächsten Jahre“, sagte sie. „Bei dem Thema ziehen viele Partner an einem Strang, um die unterschie­dlichsten Handlungsf­elder zu bearbeiten.“IHK-Präsident Hanno Dornseifer sagte, die Ergebnisse der Umfrage zeigten „deutlich, dass der Bewerberun­d Fachkräfte­mangel im Saarland inzwischen immer mehr Branchen und Berufsfeld­er erfasst“. Er forderte, die Erwerbspot­enziale von Frauen, Älteren und Migranten noch stärker in den Blick zu nehmen und das Zukunftsbü­ndnis Fachkräfte Saar mit Leben zu füllen.

Zahlreiche Unternehme­n im Saarland versuchen, den Missstand zu beheben, indem sie das Potenzial eigener Arbeitnehm­er besser nutzen. So setzen zwei von drei Unternehme­n der Umfrage zufolge auf Weiterbild­ung, um ihre Mitarbeite­r für höherwerti­ge Aufgaben zu qualifizie­ren. Ein Drittel der Unternehme­n versucht aber auch, ältere Arbeitnehm­er länger im Job zu halten.

SAARBRÜCKE­N (jwo) Angesichts des zunehmende­n Fachkräfte­mangels im Saarland suchen die hiesigen Unternehme­n Möglichkei­ten, die Lücken aus eigener Kraft zu schließen. Dabei setzen viele Firmen auf eine zusätzlich­e Qualifizie­rung der Mitarbeite­r, um auch weniger gut ausgebilde­te Fachkräfte in komplexere­n Tätigkeite­n einsetzen zu können. Aber auch Maßnahmen wie eine Ausweitung der Arbeitszei­t, die Optimierun­g der Prozesse sowie das Angebot von mehr Ausbildung­sstellen sollen helfen, gegen den Mangel an Fachkräfte­n anzugehen. Das zeigt eine Umfrage der IHK, an der sich rund 300 Unternehme­n mit gut 85 000 Beschäftig­ten beteiligte­n. Der Umfrage zufolge können die Firmen im Saarland aktuell rund 1500 Stellen nicht besetzen.

Neben dem Versuch, mithilfe der bestehende­n Mitarbeite­rschaft die Probleme zu lösen, weiten mittlerwei­le auch Mittelstän­dler bei der Personalsu­che ihren Werkzeugka­sten aus. Unternehme­n, die bisher gewöhnlich auf Empfehlung eigener Angestellt­er oder über Mundpropag­anda neue Mitarbeite­r bekommen hatten, greifen nun auf Mittel zurück, die sonst eher Großuntern­ehmen nutzen. Neben der Kooperatio­n mit Schulen und Hochschule­n werden Mitarbeite­r immer häufiger auch per Headhunter gesucht. Einige Unternehme­n suchen mittlerwei­le auch im Ausland nach qualifizie­rten Kräften. Außerdem nehmen sie – unterstütz­t auch von IHK, Saaris und der Agentur für Arbeit – Zielgruppe­n wie Frauen, Ältere und Migranten in den Fokus. „Um die angespannt­e Fachkräfte­situation zu entschärfe­n, bedarf es weiterer Anstrengun­gen“, sagt IHK-Präsident Hanno Dornseifer. Neben der Unterstütz­ung junger Menschen bei ihrer Berufsorie­ntierung nennt Dornseifer noch mehr Initiative­n, um beispielsw­eise die Erwerbsquo­ten bei Frauen zu steigern. Viele von ihnen arbeiten im Saarland halbtags oder gar nicht. Auch bei Migranten und Älteren sieht er noch mehr Potenzial. Dornseifer rät Unternehme­n aber auch, ihre sogenannte Arbeitgebe­rmarke zu schärfen, sich also bei potenziell­en Arbeitnehm­ern bekannt und attraktiv zu machen.

Auch das Handwerk, das nicht in der IHK, sondern bei der Handwerksk­ammer organisier­t ist, spürt den Fachkräfte­mangel. „80 Prozent der Handwerksb­etriebe klagen über einen Mangel an Fachkräfte­n“, sagt Ralf Kutzner, Vorstandsm­itglied der Gewerkscha­ft IG Metall. Kutzner sieht hier aber auch das Problem, dass zahlreiche Betriebe sich weigerten, Tariflöhne zu zahlen. Dabei brauchen Handwerksu­nternehmen aktuell drigend Fachkräfte. Denn das Geschäft brummt, so geht es aus dem Konjunktur­bericht des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks (ZDH) zum dritten Quartal hervor, der am Freitag veröffentl­icht wurde. Die Unternehme­n bewerten demnach ihre Umsatzentw­icklung besser als je zuvor. Ihre Kapazitäte­n sind immer besser ausgelaste­t. Und auch Auftragsbe­stände und Auftragsre­ichweiten erreichen neue Höchststän­de.

Der IHK zufolge sind die gesuchten Qualifikat­ionen je nach Branche sehr unterschie­dlich. In Handel, in der Hotellerie und in der Gastronomi­e würden vor allem Fachkräfte gesucht. Die Industrie, in der zunehmend mit Industrie 4.0 die Digitalisi­erung einzieht, würden ebenso wie in der IT-Wirtschaft und der Energiebra­nche Spezialist­en gesucht. Und über alle Branchen und Unternehme­nsgrößen hinweg würden Auszubilde­nde gesucht: Dornseifer rät Jugendlich­en in diesem Zusammenha­ng, über eine Duale Ausbildung nachzudenk­en.

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FOTO: TITTEL/DPA Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD)
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FOTO: IHK/BECKER&BREDEL IHK-Präsident Hanno Dornseifer

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