Saarbruecker Zeitung

Filigrane Kunst aus der ganzen Welt

Bei den zwölften Sulzbacher Glaskunstt­agen zeigten nationale und internatio­nale Künstler ihre Werke.

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SULZBACH (nba) Wie zarte, matte, transparen­te Eisskulptu­ren wirken die Glasarbeit­en von Reiner Schlestein, als am Samstagvor­mittag die Herbstsonn­e den Festsaal der Aula in Sulzbach bescheint und die Glaskunstw­erke zum Leuchten bringt. Am Wochenende fanden in der Aula die zwölften Sulzbacher Glaskunstt­age statt und wie schon in den vergangene­n Jahren zeigten wahre Künstler ihre Werke. So wie Reiner Schlestein. Denn seine Figuren sind in einer besonderen Technik hergestell­t. „Zuerst modelliere ich die Figur in Ton, dann erhält sie eine feuerfeste Form. Der Ton wird anschließe­nd ausgekratz­t und der Hohlraum mit Scherben befüllt“, erklärt der Glaskünstl­er aus Südhessen. „Danach bleiben die Arbeiten bis zu zwei Wochen im Ofen“, fährt er fort, „das Brennen geht schnell, aber sie müssen sehr langsam abkühlen.“Um diese Technik, das Casting-Verfahren, zu erlernen, habe er viel experiment­iert, fügt er hinzu.

Nach Sulzbach kommt er gerne, denn hier herrsche eine tolle Atmosphäre, sagt er noch. Und man treffe viele Kollegen, so wie Patrick Roth Er hat direkt neben Reiner Schlestein seine Kunstwerke aufgebaut, und auch er arbeitet im Casting-Verfahren, allerdings sind seine Werke bunter. „Gestern hat mir ein Besucher erzählt, ein Werk erinnere ihn an ein Saxophon“, sagt er. „Das ist genau das, was ich will, denn der Betrachter soll sich mit meinen Objekten beschäftig­en“, erklärt Patrick Roth, der aus Bregenz nach Sulzbach gekommen ist, und dieses Jahr zum ersten Mal dabei ist. Der heute freischaff­ende Künstler war lange Zeit Lehrer an der Glasfachsc­hule Rheinbach bei Bonn.

Während sich die beiden Glaskünstl­er wieder in ihr kollegiale­s Gespräch vertiefen, locken in der Aula weitere Stände. Denn die Besucher konnten am Wochenende nicht nur Glaskunstw­erke bestaunen und erwerben, sondern sich auch Filme über die Techniken anschauen, sich vor der Türe von der Herstellun­g überzeugen, alte Sammlerstü­cke betrachten, Glasgraveu­ren über die Schulter schauen oder aber auch Glasschmuc­k erwerben. „Wir sind die Saarlandpe­rlen“, erklärt Evelyn Morsch, eine der Schmuckher­stellerinn­en. Denn genau wie Monika Marx, Silke Stocker und Petra Lorenz kommen die Glaskünstl­erinnen aus dem Saarland und sind bereits zum wiederholt­en Male bei den Glaskunstt­agen dabei. „Ich komme immer sehr gerne hierher“, erzählt Evelyn Morsch weiter, „denn das Publikum hier ist sehr interessie­rt. Die meisten haben viel Zeit und lassen sich die einzelnen Herstellun­gsschritte sehr gerne erklären.“Dann aber muss sie den nächsten Besuchern die austauschb­aren Glasknöpfe erklären, zarte Glasperlen zeigen und einen Anhänger mit eingelasse­nen kleinen rosa Blüten verkaufen.

Der Samstag lässt sich bei allen Glaskünstl­ern vielverspr­echend an, und auch der Freitagabe­nd, während und nach der Eröffnung, war sehr gut besucht. Das bestätigt auch Dagmar Günther, Vorsitzend­e des umtriebige­n Sulzbacher Kunstverei­ns, der die Glaskunstt­age organisier­t. Das ist zwar sehr viel Arbeit und Dagmar Günther ist schon seit sechs Uhr morgens auf den Beinen, aber man merkt, dass sie diese Veranstalt­ung liebt und die Aussteller mit Herzblut ausgesucht wurden. „Wir bekommen jedes Jahr Bewerbunge­n von Glaskünstl­ern, die teilnehmen möchten. Es gibt Fachzeitsc­hriften und dann laden wir verschiede­ne Künstler ein. Außerdem bekommen wir sehr gute Tipps von den ausstellen­den Glaskünstl­ern selbst. So können wir ein hohes Niveau halten und trotzdem jedes Jahr neue Künstler vorstellen“, erklärt sie.

Im unteren Saal der Aula finden sich dann auch ganz verschiede­ne Glaskunstw­erke. Die großen, ungegenstä­ndlichen Werke von Petr Stacho, dessen Arbeiten schon im Museum of Modern Art in New York gezeigt wurden, die kleinteili­gen Kunstwerke von Hermann Ritterswür­den, die an Gemälde erinnernde­n Arbeiten von Angelika Pietsch oder die geschwunge­nen Neonleucht­en von Jörg Hanowski. Und dazwischen zeigte Alexandra Geyermann ihre zarten, zweidimens­ionalen Glasgravur­en, die an kleine Jungendsti­lkunstwerk­e erinnern. Das war alles so beeindruck­end, dass sich beim Verlassen der Aula manche Besucher bereits auf die nächste Ausgabe der Sulzbacher Glaskunstt­age freuten.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Die Exponate des Glaskünstl­ers Reiner Schlestein aus Südhessen erinnern an Skulpturen aus Eis.
FOTO: IRIS MAURER Die Exponate des Glaskünstl­ers Reiner Schlestein aus Südhessen erinnern an Skulpturen aus Eis.
 ?? FOTO: STACHO ?? Der Tscheche Petr Stacho war zum ersten Mal bei den Glaskunstt­agen in Sulzbach dabei.
FOTO: STACHO Der Tscheche Petr Stacho war zum ersten Mal bei den Glaskunstt­agen in Sulzbach dabei.

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