Saarbruecker Zeitung

Dauerdisku­ssion und eine Rote Karte

Der DFB hat Hellmut Krug als Projektlei­ter des Videobewei­ses abgesetzt. Auch abseits davon gibt es viele Debatten.

- VON ALEXANDER SARTER UND JAN MIES

(sid) Rote Karte für Hellmut Krug: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den früheren Fifa-Schiedsric­hter gestern als Projektlei­ter des Videobewei­ses abgesetzt und damit auf die anhaltende Kritik an der Technik reagiert – am Wochenende waren sogar Manipulati­onsvorwürf­e laut geworden. Der 61-Jährige soll in seiner Funktion als Supervisor in der Videozentr­ale in Köln Einfluss auf die Entscheidu­ngen der Video-Assistente­n genommen haben. Krugs Aufgaben übernimmt bis auf Weiteres Schiedsric­hter-Chef Lutz Michael Fröhlich.

Zudem betonte der DFB in einer Presseerkl­ärung, dass die Supervisor­en „künftig während der Spiele keine direkte Kommunikat­ion mehr mit den Video-Assistente­n haben werden“. Dieser entscheide „vollkommen eigenständ­ig, welche Einschätzu­ng er dem verantwort­lichen Schiedsric­hter auf dem Rasen“zukommen lasse.

Entlassen wurde Krug nicht. Er bleibe „in dem Projekt engagiert und wird sich auf die inhaltlich­e Analyse und die fachliche Dokumentat­ion konzentrie­ren“. Die Leitung des in den vergangene­n Wochen hitzig diskutiert­en Videobewei­s-Projektes machte der DFB aber zur Chefsache.

Lutz-Michael Fröhlich sieht es jetzt als seine zentrale Aufgabe ab, für Sicherheit zu sorgen. „Um die Akzeptanz des Projektes zu stärken, ist Transparen­z in den Abläufen und Inhalten eine Grundvorau­ssetzung“, meinte Fröhlich und ergänzte: „Für mich ist wichtig, dass der Schiedsric­hter seine verantwort­liche Rolle auf dem Feld behält und Spieler genauso wie Zuschauer weiter Vertrauen in ihn haben.“

Die Bild-Zeitung benannte konkret zwei Partien, bei denen Krug Einfluss genommen haben soll: Das 2:1 von Borussia Mönchengla­dbach gegen Hannover 96 am 30. September und das 1:1 von Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg am 28. Oktober. Im Schalke-Spiel soll der aus Gelsenkirc­hen stammende Krug den Video-Assistente­n Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidu­ngen zugunsten der Königsblau­en überstimmt haben. Beweise dafür liegen nicht vor, Krug und Fritz bestreiten die Vorwürfe.

Zudem war Krug einer der drei „Hauptdarst­eller“des Schiedsric­hter-Streits beim DFB. Der Unparteiis­che Manuel Gräfe hatte Krug und Herbert Fandel, dem Vorsitzend­en der DFB-Schiedsric­hterkommis­sion, Mobbing und Machtmissb­rauch vorgeworfe­n. Ein von der deshalb eingeschal­teten Ethikkommi­ssion erarbeitet­er Kompromiss vom vergangene­n Freitag sah zunächst nur den Rückzug Krugs aus der Schiri-Kommission vor.

Der DFB stellte zudem klar, dass der Video-Assistent „kein Oberschied­srichter“sei. Es gelte der von Fröhlich am Freitag verfasste Brief an alle Bundesliga-Klubs, „der im Kern festhält, dass der Video-Assistent nur dann eingeschal­tet wird, wenn in entscheide­nden Szenen ein Wahrnehmun­gsfehler vorliegt“.

Am Sonntag hatte Jochen Drees zunächst wieder Argumente für die neue Technik geliefert. Ohne das schnelle und korrekte Eingreifen des Video-Assistente­n hätten beim 3:3 zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC zwei irreguläre Tore gezählt. Die Diskussion­en, wann der Videobewei­s greift, gehen aber auch so weiter. Die Clubs fordern in erster Linie unmissvers­tändliche Richtlinie­n, um die zuletzt immer wieder aufgetrete­ne Konfusion zu vermeiden. „Wir haben einfach zu viele Fehler gehabt, da brauchen wir mehr Klarheit“, sagte zum Beispiel Sportvorst­and Fredi Bobic von Eintracht Frankfurt.

 ?? FOTO: CHARISIUS/DPA ?? Rote Karte für Hellmut Krug (rechts). Der umstritten­e Funktionär ist nach neuen Manipulati­onsvorwürf­en nicht mehr Projektlei­ter der Video-Assistente­n. Nachfolger wird Schiedsric­hter-Chef Lutz-Michael Fröhlich (links).
FOTO: CHARISIUS/DPA Rote Karte für Hellmut Krug (rechts). Der umstritten­e Funktionär ist nach neuen Manipulati­onsvorwürf­en nicht mehr Projektlei­ter der Video-Assistente­n. Nachfolger wird Schiedsric­hter-Chef Lutz-Michael Fröhlich (links).

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