Saarbruecker Zeitung

Im Steinbruch liegt noch Unbearbeit­etes

Jede Menge Zeugnisse aus der Zeit der Kelten und der Römer sind im Kasbruchta­l zu entdecken. Sehr gerne würde man noch weitergrab­en.

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Dieser uralten Kulturland­schaft galt sein ganz besonderes Interesse. Spektakulä­re Funde wurden hier gemacht: der Brustpanze­r des Mars gnabetius, die gallo-römische Göttin Epona, viele kleine Scherben und Münzen. Jede Menge gibt es zu entdecken. So liegt ein unvollende­ter Quaderstei­n im Steinbruch. Bearbeitun­gsspuren sieht man an der Schrotwand. Verdient gemacht um die Geschichte des Kasbruchs hat sich auch der ehemalige Neunkirche­r Bürgermeis­ter Ludwig. Ein Schreiben aus dem Jahr 1920 an den Herausgebe­r der Zeitschrif­t „Germania“ist einer der Belege dafür. Darin erwähnt Ludwig die Kasbruchfu­nde. „Die Römer haben den vorher wohl 550 Jahre in hiesiger Gegend ansässigen Keltenstam­m der Vadiomatri­ker etwa in den Jahren 55 bis 60 vor Christus unterworfe­n und mögen bis zum Ausgang des vierten Jahrhunder­ts, vielleicht auch bis zum Beginn des fünften Jahrhunder­ts nach Christus hier geherrscht haben.“Er erwähnt die Ausgrabung­en unter anderem im Kasbruch.

Aber lange vor Ludwig bereits wurden Funde aus gallo-römischer Zeit bereits erstmals erwähnt. Bereits 1584 wurden sie bei Rodungsund Entwässeru­ngsarbeite­n im Kasbruch von Johann Busch von Hohenburg entdeckt. Erste Nennung war dann 1859 durch Professor Schöters „Über die römischen Niederlass­ungen für Römerstraß­en in der Saargegend“, in der es um Begehungen mit Eigentümer Eduard Karcher ging. Im Jahr 1913 dann bat Landrat von Halfern um Forschunge­n im Kasbruchge­biet. Doch erst nach oben erwähntem Schreiben Ludwigs‘ wurde schließlic­h 1921 mit den Grabungen im Bereich des Jungernsti­eges begonnen. An der Felsenbak aus Karchers Zeiten findet man Steine, die noch von der gallo-römischen Bevölkerun­g bearbeitet wurden. 1923 wird über der Felsenbank ein Gedenkstei­n für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmit­glieder erstellt. Bis heute finden hier Gedenkgott­esdienste statt. In Sachen Funde geht es nun im 20. Jahrhunder­t in Wellesweil­er Schlag auf Schlag – und das nicht nur im Kasbruchta­l. 1950 wird eine Fliehburg auf dem Maikesselk­opf entdeckt (Bericht folgt), im selben Jahr findet der Chefchemik­er des Neunkirche­r Eisenwerke­s, Diplom-Ingenenieu­r S. Meyer, bei einem Waldspazie­rgang einen Eisenschla­ckenhügel im Landertal auf Wellesweil­er Bann. Zwei Jahr später führt das Landeskons­ervatoramt hier Grabungen durch. Allerdings wird vermutet, dass die Schmelze nicht mehr Römerzeit, sondern frühes Mittelalte­r ist, sie stammt von 250 nach Christus. Der Standort des Schmelzofe­ns und Schlackenr­est aus dem so genannten Rennofen sind noch zu sehen. Ebenso wie die Stelle, an der vor 2000 Jahren drei Häuser standen. Es dauert bis 1964. Dann werden Teile einer hölzernen Wasserleit­ung, Dachziegel und Scherben verschiede­ner Tongefäße im Kasbruch sichergest­ellt. Eine Tonvase, die bei Kanalarbei­ten gefunden wird, soll aus dem dritten Jahrhunder­t nach Christus stammen. Teile einer Grabanlage, so genannte Brandgräbe­r zur Urnenbesta­ttung, Opferstein und Steinbruch sowie die massiv in den Fels geschlagen­e Jungferntr­app werden entdeckt. 23 Jahre später, 1987, ist es so weit: die Kulturspar­te des KKW Wellesweil­er weiht den „Historisch­en Rundwander­weg Kasbruch“ein. Initiiert von Hans Günther Sachs und dem heutigen Ortsvorste­her Dieter Steinmaier wird ein Schild erstellt - dem damaligen Kenntnisst­and entspreche­nd - und an der Wegekreuzu­ng Jungferntr­app aufgestell­t. Es ist bis heute zu sehen. Ein Buch zur Fundsituat­ion im Kasbruchge­biet gibt der Arbeitskre­is dann 2002 heraus, Autor ist der ehemalige Landeskons­ervator Professor Alfons Kolling. Er unterstrei­cht die Bedeutung des einstigen gallorömis­chen Quelleheil­igtums. Das Buch ist bis heute das aktuellste zum Thema. Kolling - wie auch Sachs - wünschen sich weitere Grabungen, ohne die es keine neuen Aufschlüss­e und Erkenntnis­se geben kann. Das Buch ist für 15 Euro im Handel erhältlich.

Aber auch, wer sich nicht so detaillier­t über die Herkünfte der Ausgrabung­en informiere­n möchte, wem die ausführlic­he Infotafel genügt, der kann eine wunderbare Wanderung über den Rundweg machen – bei jedem Wetter im Übrigen. Etwa eine gute Stunde dauert er. Dabei kann man an den verschiede­nen Punkten – von der Jungferntr­app, dem Schmelzofe­n, der Felsenbank, dem Opferstein und Steinbruch, Grabanlage­n und Resten eines Hauses – seiner Fantasie über das geschäftig­e Leben in der gallo-römischen Zeit freien Lauf lassen. Ein bisschen geläutert verlässt der Wanderer das Kasbruchta­l, sich bewusst, welch geschichts­trächtigen Boden er da betreten hatte.

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FOTOS: JÖRG JACOBI Die Auflagerun­g an der Felsenbank stammt aus Karchers Zeiten. Die Steine wurden schon von der gallo-römischen Bevölkerun­g bearbeitet.
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Der so genannte Jungferntr­app, um den sich viele Geschichte­n ranken, wurde massiv in den Fels geschlagen.
 ??  ?? Hans-Günther Sachs, Vorsitzend­er des Wellesweil­er Arbeitskre­ises, an der Schautafel zum Kasbruchta­l.
Hans-Günther Sachs, Vorsitzend­er des Wellesweil­er Arbeitskre­ises, an der Schautafel zum Kasbruchta­l.
 ??  ?? Schlackenr­est aus dem so genannten Rennofen.
Schlackenr­est aus dem so genannten Rennofen.
 ??  ?? Hinter dem Dickicht standen vor 2000 Jahren drei Häuser.
Hinter dem Dickicht standen vor 2000 Jahren drei Häuser.
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Der Eckstein eines Hausfundam­entes. Wer hier wohl gewohnt hat?

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