Saarbruecker Zeitung

Trotz Steuer-Hochs: Städte bangen ums Überleben

Der Staat schwimmt im Geld. Dennoch sandten gestern in Saarbrücke­n 70 arme Städte einen Notruf an den Bund.

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SAARBRÜCKE­N (pbe/dpa) Trotz weiter kräftig sprudelnde­r Steuer-Milliarden mit immer neuen Rekord-Einnahmen schlagen Deutschlan­ds hochversch­uldete Kommunen Alarm. „Wir sind eigentlich nicht mehr überlebens­fähig“, sagte Dagmar Mühlenfeld vom Aktionsbün­dnis „Für die Würde unserer Städte“gestern nach einem Treffen in Saarbrücke­n. Das Bündnis vereint 70 bettelarme Städte, darunter Saarbrücke­n, Völklingen, Pirmasens, Trier und Kaiserslau­tern. Allein die Landeshaup­tstadt hat einen Schuldenbe­rg von 1,1 Milliarden Euro angehäuft. Insgesamt belaufen sich die Liquidität­skredite der Kommunen bundesweit auf 52 Milliarden Euro.

Den Hauptgrund für die finanziell­e Schieflage sehen die Bündnispar­tner in den Altschulde­n, die sie bedienen müssen – und in den Sozialabga­ben, die nicht zuletzt durch die Flüchtling­skrise teils enorm gestiegen sind. „Der Fehler liegt ganz klar im System“, sagte Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD). „Selbst wenn wir mal mehr Gewerbeste­uern einnehmen, bekommen wir dafür am Ende weniger Schlüsselz­uweisungen. Wir werden also dafür bestraft. Das ist paradox.“

In Saarbrücke­n verabschie­deten die 70 Städte aus acht Bundesländ­ern gestern eine Resolution, in der sie vom Bund einen „Entschuldu­ngsfonds“mit 30 Jahren Laufzeit sowie die Bildung einer Kommission zur Wiederhers­tellung der Gleichwert­igkeit der Lebensverh­ältnisse fordern. „Es darf keine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft von armen und reichen Städten mehr geben“, betonte der Pirmasense­r Oberbürger­meister Bernhard Matheis (CDU). Diese Schieflage treibe die benachteil­igten Kommunen weiter in die Arme von Populisten.

Die Steuereinn­ahmen von Bund, Ländern und Kommunen liegen laut aktueller Schätzung im laufenden Jahr bei 734,2 Milliarden Euro. Das sind 1,8 Milliarden mehr, als noch im Mai angenommen worden war. Bis 2022 sollen sie auf 889,6 Milliarden Euro steigen, teilte der geschäftsf­ührende Finanzmini­ster Peter Altmaier (CDU) gestern mit.

BRÜSSEL (dpa) Aus den Gebietsver­lusten der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Syrien und im Irak könnte aus Sicht der Nato die Gefahr von Anschlägen in Europa wachsen. „Unsere Arbeit ist nicht getan“, sagt Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g gestern zum Auftakt eines Treffens der Anti-IS-Koalition in Brüssel. „Während der IS Gebiet verliert, könnte er versuchen, seine Bedeutung zu beweisen, in dem er Terrorangr­iffe in der Region und darüber hinaus verstärkt, auch hier in Europa.“

Die Koalition müsse wachsam bleiben und zusammenar­beiten, um neuen Herausford­erungen entgegenzu­treten. Auch US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis warnte die Verbündete­n: „Trotz der Erfolge ist unser Kampf nicht vorbei. Auch ohne physisches Kalifat bleibt der IS eine Bedrohung zur Stabilität der befreiten Gebiete und in unserer Heimat.“Laut der von den USA angeführte­n Koalition haben die Islamisten inzwischen 96 Prozent ihres ehemaligen Herrschaft­sgebietes in Syrien und im Irak verloren.

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FOTO: ?? Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz
LHS SB/MAURER FOTO: Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz

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