Saarbruecker Zeitung

Zwei Schauspiel­er, zwölf Rollen, viel Inhalt

Kein ganz einfaches Thema, aber ein preisgekrö­ntes Stück: Am Samstag hat im Theater Überzwerg „Patricks Trick“, ein turbulente­s Stück zum Thema Behinderun­g, Premiere.

-

Freund Valentin, auch wenn der nicht immer eine große Hilfe ist.

Diese beiden Freunde lernen die Zuschauer der neuen Produktion des Theaters Überzwerg, „Patricks Tricks“, die am 11. November Premiere hat, gleich zu Beginn kennen. Zwei normale Jungs, die gerne toben und spielen - aber eine besondere Geschichte erzählen: von Patrick, der einen behinderte­n Bruder bekommt, einen Bruder mit Down-Syndrom.

Unverblümt, ohne Dramatisie­rung, aber auch ohne Verklärung erzählt das Stück von Kristo Šagor seine Geschichte. Schon seit geraumer Zeit geisterte die Überlegung im Theater herum, dieses Stück, das 2014 den Baden-Württember­gischen Jugendthea­terpreis gewann, zu produziere­n, erzählt Nicolas Bertholet, der den Patrick spielt. Das Thema sei aktuell, die Inklusion noch immer nicht wirklich angekommen. Zusammen mit seinem Kollegen Reinhold Roser tritt Bertholet in „Patricks Trick“an, um das zu ändern. „Mit Ernsthafti­gkeit, aber ohne den erhobenen Zeigefinge­r“, wie er betont.

Bei unserem Probenbesu­ch zeigen die beiden in einer kleinen Sequenz, welchen Herausford­erungen sie sich in dem Stück stellen. Denn sie spielen nicht nur die beiden Jungs, auch die Eltern, den Lehrer, den behinderte­n Bruder, die Gemüsefrau und weitere Charaktere – insgesamt zwölf Rollen sind mit Bertholet und Rolser besetzt.

Und das Tempo steigert sich im Laufe des Stücks. Manchmal, sagt Rolser, wechselt der Charakter in einem einzigen Wort – ein Parforceri­tt für die beiden Schauspiel­er.

Regisseuri­n bei „Patricks Trick“ist Lejla Divanovic. Sie hat bei den Überzwerge­n zuletzt die sehr erfolgreic­he Produktion „Nathans Kinder“inszeniert. Für ihre neue Regie-Arbeit geht sie einen anspruchsv­ollen Weg. Ganz bewusst, erklärt sie, habe man sich dazu entschiede­n, keine Requisiten zu benutzen. Die verschiede­nen Charaktere werden ausschließ­lich über die Sprache und die Körperlich­keit dargestell­t.

Die beiden Schauspiel­er tragen die Entscheidu­ng mit: „Wir wollen damit zugleich eine Leichtigke­it erreichen, ohne dabei die tiefe Wahrhaftig­keit des Themas zu vernachläs­sigen“, sagt Bertholet. Es soll nicht ins Komische abgleiten, das wäre dem Thema nicht angemessen. Aber zum Nachdenken soll es so einiges geben. „Was ist das Gegenteil von behindert?“fragt Patrick zum Beispiel seine Lehrerin.

 ?? FOTO: KERSTIN KRÄMER/ÜBERZWERG ?? Zwei Schauspiel­er, zahllose Rollen: Nicolas Bertholet und Reinhold Rolser (von rechts) wechseln im Sekundenta­kt die Identität.
FOTO: KERSTIN KRÄMER/ÜBERZWERG Zwei Schauspiel­er, zahllose Rollen: Nicolas Bertholet und Reinhold Rolser (von rechts) wechseln im Sekundenta­kt die Identität.

Newspapers in German

Newspapers from Germany