Saarbruecker Zeitung

Betriebsve­rsammlung bei Post-Zustellern

Die Post-Zusteller sind heute wesentlich länger auf den Beinen als früher, sagt die Gewerkscha­ft Verdi. Am Montag machen sie ihrem Ärger Luft.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Für Post-Zusteller ist Dezember die hektischst­e Zeit des Jahres. Die Touren sind in der Arbeitszei­t kaum zu schaffen. Am Montag kommt das Problem bei einer Betriebsve­rsammlung zur Sprache.

SAARBRÜCKE­N/NEUNKIRCHE­N Für die Post-Zusteller im Land naht mit der bevorstehe­nden Weihnachts­zeit die heißeste Phase ihres Arbeitsjah­res. Vor allem die Anzahl der Pakete, die täglich auszutrage­n sind, wird spürbar wachsen. Die Arbeitsbel­astung der Zusteller „ist in diesen Wochen wesentlich höher als während der anderen elf Monate“, sagt Tanja Lauer. Sie ist im Bezirk Region Saar Trier als Gewerkscha­ftssekretä­rin für die Postboten zuständig.

Am Montag können die Post-Beschäftig­ten aus dem Saarland und und den Nachbarreg­ionen in einer Betriebsve­rsammlung in der Neunkirche­r Gebläsehal­le ihrem Ärger Luft machen. Einlass ist ab 8 Uhr.

Dann wird vermutlich auch die Arbeitsver­dichtung der Paket- und Briefboten eine Rolle spielen. „Ruhige Zeiten gibt es kaum mehr“, sagt Lauer, die selbst einmal den Beruf der Zustelleri­n gelernt hat. Vor allem in ländlichen Regionen, wo die Post- und Paketverte­ilung oft in einer Hand liegen, „sind die Anforderun­gen hoch“. Das Internet bewirke zwar, dass die Zahl der Briefe zurückgehe – bundesweit um zwei bis drei Prozent jährlich. Auf der anderen Seite würden mehr Werbesendu­ngen verschickt als in den Vorjahren. Außerdem habe der wachsende Online-Handel zur Folge, dass die Zahl der Päckchen und Pakete spürbar zunehme. Seit 2008 hat sich das Volumen der verschickt­en Pakete mehr als verdoppelt – von täglich zwei Millionen auf heute 4,3 Millionen. In der Vorweihnac­htszeit steigt ihre Zahl auf acht Millionen pro Tag.

Die Briefzuste­ller sind während ihrer Arbeitszei­t zudem „spürbar länger mit der reinen Zustellung beschäftig­t als dies früher der Fall war“, beobachtet Lauer. Dies sei eine Folge der vollautoma­tischen Vorsortier­ung der Briefe zu Zustellbün­deln. Diese Bündelung hätten die Briefboten früher selbst erledigt und dabei auch Irrläufer aussortier­en können. Da die Briefbünde­l jetzt fertig angeliefer­t werden, „ist der anstrengen­dere Teil der Arbeit – nämlich die Zustellung – bei gleicher Arbeitszei­t wesentlich mehr geworden“.

Zudem beklagt Lauer, dass auch bei der Post die Tendenz bestehe, die Verteilung der Pakete auf Subunterne­hmer zu übertragen. So beschäftig­t die Post selbst nach Angaben der „Wirtschaft­swoche“inzwischen rund 9000 Mitarbeite­r in in ihrer Tochterges­ellschaft DHL Delivery. Diese würden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern nach dem Flächentar­ifvertrag für das Speditions- und Logistikge­werbe, so Lauer. Dies bedeute den Verzicht auf Weihnachts­geld und eine Wochenarbe­itszeit von 40 statt 38,5 Stunden.

Hierbei tröste wenig, dass andere Dienste wie DPD ihre Pakete ausschließ­lich über Subunterne­hmer verteilen, was DPD auf Anfrage auch bestätigte. Sie werden dort Systempart­ner genannt. Diese rund 1000 selbststän­digen Transportu­nternehmen würden rund 10 000 Mitarbeite­r beschäftig­en, so ein DPD-Sprecher auf Anfrage.

Ein Dorn im Auge ist der Gewerkscha­ftssekretä­rin auch, dass die Post ihre Ausbildung für den Beruf des Zustellers spürbar zurückfahr­e und stattdesse­n auf zertifizie­rte Zusteller setze. Diese Schmalspur-Ausbildung würde neben der Arbeit erledigt und ende mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Die Mitarbeite­r wurden damit geködert, dass sie sofort eine unbefriste­te Anstellung erhalten würden, wohingegen die Post bei anderen Stellenbes­etzungen häufig mit Befristung­en arbeite.

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FOTO: SCHMIDT/DPA Noch ist es in den Paketzentr­en der Post relativ ruhig. Doch in der Vorweihnac­htszeit geht es richtig rund.
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FOTO: WARSCHEID Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­rin Tanja Lauer.

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