Saarbruecker Zeitung

Brexit könnte Deutschlan­d Milliarden kosten

Dem Unterhändl­er platzt der Kragen: EU gibt den Briten nur noch zwei Wochen Zeit für Zugeständn­isse.

-

BRÜSSEL (dpa/afp) Der EU-Austritt Großbritan­niens könnte für Deutschlan­d teuer werden. Nach Modellrech­nungen für das Europaparl­ament müsste die Bundesrepu­blik bei unveränder­ten Rahmenbedi­ngungen nach dem für 2019 geplanten Brexit rund 3,8 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich zahlen. Allerdings sind die Zahlen vorerst theoretisc­h, da die Verhandlun­gen noch laufen und auch der mittelfris­tige EU-Haushalt neu gestaltet werden soll. In der Studie werden die Folgen durchgespi­elt, wenn der bisherige Nettobeitr­ag Großbritan­niens von 10,2 Milliarden Euro fehlt und die Lücke gestopft werden müsste. In dem Fall hätte Deutschlan­d eine Steigerung des jährlichen Beitrags um 16 Prozent zu schultern. Deutschlan­d zahlte 2016 netto 12,9 Milliarden Euro.

Zum Abschluss der sechsten Verhandlun­gsrunde setzte die EU den Briten gestern ein Ultimatum: EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier forderte London auf, sich binnen zwei Wochen zur Einhaltung der finanziell­en Verpflicht­ungen gegenüber der Union zu äußern.

BRÜSSEL (afp) Zum Abschluss der sechsten Brexit-Verhandlun­gsrunde hat EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier den Briten eine Frist von zwei Wochen gesetzt, um sich zu ihren Finanzverp­flichtunge­n gegenüber der Union zu äußern. Sonst könnten die Verhandlun­gen im Dezember nicht in die zweite Phase gehen, sagte Barnier in Brüssel. Die EU fordert bis zu 60 Milliarden Euro von Großbritan­nien. Das Königreich müsste für mehr als anderthalb Jahre nach dem Brexit im März 2019 noch erhebliche Zahlungen leisten. Das britische Angebot liegt bisher aber weit unter den EU-Forderunge­n.

Großbritan­nien hatte gehofft, schon im Oktober in die zweite Verhandlun­gsphase einzutrete­n. Es sei nun zwar alles bereit, um ab 1. Januar mit den Handelsges­prächen zu beginnen, hieß es am Donnerstag aus Brüssel. Allerdings werde sich dies auf „Februar oder März“verschiebe­n, wenn nicht „bis Ende November oder bis zur ersten Dezemberwo­che“Einigkeit über die drei bislang ungelösten Themenkomp­lexe herrsche. Zu den Streitpunk­ten zählen die Rechte der in Großbritan­nien lebenden EU-Bürger sowie der Briten, die in anderen EU-Staaten leben. Geklärt werden muss auch der künftige Status von Nordirland sowie der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland. Großbritan­nien müsse eine Lösung zur „Vermeidung einer harten Grenze“zu Irland finden und zugleich die „Integrität des Binnenmark­ts“bewahren. Der britische Brexit-Minister David Davis forderte in der Nordirland-Frage „besondere Lösungen“. Das könne aber nicht eine „neue Grenze innerhalb des Vereinigte­n Königreich­s“bedeuten.

Die EU will, dass Nordirland in der Zollunion bleibt und lehnt eine Grenze mit Pass- und Güterkontr­ollen ab. Irlands Regierung befürchtet ihrerseits im Fall einer „harten Grenze“zu Nordirland gravierend­e Folgen.

London will sich mit dem Brexit auch aus dem EU-Binnenmark­t und der Zollunion verabschie­den. Ohne Handelsabk­ommen oder zumindest eine Übergangsl­ösung würden wieder Zölle fällig. Premiermin­isterin Theresa May warnte unterdesse­n EU-Befürworte­r im Parlament vor einer Brexit-Blockade. Sie werde entspreche­nde Manöver „nicht tolerieren“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany