Saarbruecker Zeitung

Basketball-Länderspie­l heute in Saarlouis

Die Sportminis­terkonfere­nz in St. Wendel endet ohne Kontrovers­en. Die Länder wollen mehr Stützpunkt­e erhalten.

- VON TOBIAS FUCHS

Die deutsche Basketball-Nationalma­nnschaft der Frauen bestreitet an diesem Samstag ab 20 Uhr in der Saarlouise­r Stadtgarte­nhalle ihr EM-Qualifikat­ionsspiel gegen Tschechien.

Es ist kurz nach 10 Uhr, als sich die Türen des Konferenzs­aals öffnen. Damit endet am Freitag die Sportminis­terkonfere­nz (SMK) im Golfhotel Angel’s nahe St. Wendel – gut eine Stunde früher als geplant. Und das, nachdem der Abschluss bereits vorverlegt worden war. Im Saal stehen auf langen Tischen die Fähnchen der Bundesländ­er, das Licht ist angenehm gedämpft, bodentiefe Fenster geben den Blick frei auf das hügelige Idyll des Golfplatze­s. Alle sprechen unaufgereg­t miteinande­r, niemand wirkt erschöpft. Das alles nimmt die Botschaft des zweitägige­n Treffens vorweg, zu dem Saar-Sportminis­ter Klaus Bouillon (CDU) seine Länderkoll­egen eingeladen hatte. Bouillon fasst sie in einen Satz: „Die Länder sind sich einig.“Aber nicht nur sie.

Zwischen allen Entscheide­rn des deutschen Spitzenspo­rts soll Harmonie herrschen. Das vermitteln sie bei der anschließe­nden Pressekonf­erenz. Dort steht Bouillon als SMK-Vorsitzend­er neben Alfons Hörmann, dem Präsidente­n des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB), und Hans-Georg Engelke, Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­ums (BMI). Also Vertretern jener Institutio­nen, die eine Spitzenspo­rtreform angeschobe­n haben, die im Vorfeld als das umstritten­ste Thema in St. Wendel galt.

„Wir haben gute Nachrichte­n“, erklärt Bouillon vor der Presse. Eine weitere Etappe in der absolut erforderli­chen Reform des Leistungss­ports sei genommen. Was nicht zu erwarten war: Vor einer Woche hatte der 69-Jährige alles andere als eine harmonisch­e Zusammenku­nft angekündig­t. Nichts sei klar, hatte der Christdemo­krat über das Reformvorh­aben gesagt. Und die strittigst­en Fragen benannt: Wie viele Olympia- und Bundesstüt­zpunkte soll es in Zukunft geben? Wie viele Kaderathle­ten werden an diesen Standorten gefördert? Schließlic­h: Was darf das alles kosten?

Ohne eine Gegenstimm­e verabschie­deten die Minister in St. Wendel eine vorab erarbeitet­e „Positivlis­te“der zukünftige­n Stützpunkt­e. „Die Länder haben den Wunsch, dass zusätzlich­e Stützpunkt­e evaluiert werden“, sagt Hörmann. Im Klartext: Weniger sollen wegfallen. Nicht mehr 20 Prozent der über 200 bestehende­n Einrichtun­gen. Am Grundsatz will Hörmann festhalten: „Die heutige Struktur der Stützpunkt­e ist nicht akzeptabel.“

Der DOSB-Präsident lobt ausdrückli­ch den länderüber­greifenden Olympiastü­tzpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland, der „vorbildlic­h aufgestell­t“sei und „perfekte Voraussetz­ungen“biete. Unter dessen Dach gibt es im Saarland fünf Bundesstüt­zpunkte. Auf der „Positivlis­te“der Länder steht noch der Stützpunkt der Ruderer in Saarbrücke­n – aber nur, weil dieser bis zu Olympia 2020 in Tokio anerkannt ist. Bouillon wird für dessen Zukunft nicht kämpfen. „Keine Trainer, keine Athleten – da wäre es müßig, jetzt zu sagen, ich will den Standort halten“, bekräftigt er bei der SMK frühere Aussagen: „Man muss sich auf das konzentrie­ren, was realistisc­h ist.“Nach SZ-Informatio­nen soll auf der Liste ein neuer Stützpunkt im Schwimmen zu finden sein. Man bemühe sich um eine Anerkennun­g, erklärt Bouillon.

Nachdem sich die Länder am Donnerstag untereinan­der beraten hatten, beschäftig­ten sie sich im Beisein von DOSB und Athletensp­recher Max Hartung überrasche­nd kurz mit der Reform. Beobachter sprachen von etwas mehr als eineinhalb Stunden. Wohl auch, weil man sich bald wiedersehe­n will: Die Minister verabredet­en ein erneutes Treffen im Saarland, eine Sonderkonf­erenz im März nächsten Jahres. Bis dahin wollen die Ländervert­reter ihre „Positivlis­te“abgearbeit­et sehen. „Wir setzen uns unter Zeitdruck“, begründet Bouillon den neuerliche­n Termin, der einen Zeitpuffer enthält. Schließlic­h laufen im Bund noch die Koalitions­verhandlun­gen zwischen Union, FDP und Grünen. Wer in der nächsten Legislatur­periode das Innenminis­terium führt, weiß niemand.

„Wir waren nicht zufrieden mit dem Zustand des Spitzenspo­rts“, ist am Freitag von Staatssekr­etär Engelke zur Reform zu hören. Nicht weiter kommentier­en will er in St. Wendel die Forderunge­n nach mehr Geld. Zuletzt flossen 167 Millionen Euro in den Leistungss­port, nachdem es 2013 noch 35 Millionen weniger gewesen waren. Aus dem DOSB ist von einem Mehrbedarf von 100 Millionen Euro zu hören. „Ich rede nicht über Zahlen“, sagt Engelke – und verweist auf den Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s. Zur Harmonie trägt da bei, dass Bouillon die angekündig­te Rechnung der Länder nicht präsentier­t – weil bei der Reform noch zu vieles offen ist, auch nach der Konferenz im Saarland.

„Wir setzen uns unter Zeitdruck.“

SMK-Vorsitzend­er Klaus Bouillon

zum Tempo der Spitzenspo­rtreform

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Der saarländis­che Sportminis­ter Klaus Bouillon (rechts) verhandelt­e mit seinen Länderkoll­egen in St. Wendel zwei Tage lang die Spitzenspo­rtreform. Mit dabei war auch Alfons Hörmann (Mitte), der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s – ein...

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