Saarbruecker Zeitung

Glyphosat-Hersteller wollen klagen

Auf die EU könnten bei einem Verbot Schadeners­atzforderu­ngen in Millionenh­öhe zukommen.

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für die Höhe der Schadeners­atzforderu­ngen seien die Umsatzausf­älle bei einer Nicht-Verlängeru­ng der Zulassung von Glyphosat, sagen Juristen. Schätzunge­n gehen davon aus, dass der Glyphosat-Erfinder Monsanto sowie rund 20 weitere Hersteller von Nachahmer-Präparaten in der EU jährlich einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro mit dem Mitteln erzielen.

Die Juristen der Industrie argumentie­ren, dass rechtlich nichts gegen eine Wiederzula­ssung spricht. Schließlic­h seien die Zulassungs­behörden der EU zu dem Ergebnis gekommen, Glyphosat sei bei korrekter Anwendung für Menschen unbedenkli­ch. Auch die Kommission geht in ihrer Beschlusse­mpfehlung für den Umweltauss­chuss aufgrund der wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se davon aus, dass es „angemessen ist, die Zulassung für Glyphosat zu erneuern“.

Die EU-Vorschrift­en sehen für eine Wiederzula­ssung einen Zeitraum von „höchstens 15 Jahren“vor. Diesen Zeitraum hatte die Kommission zunächst im Blick. Wegen der anhaltende­n Kritik an dem Wirkstoff hat sie den Vorschlag zuletzt auf fünf Jahre reduziert. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO war zu dem Schluss gekommen, dass Glyphosat Krebs auslösen kann.

„Wir haben entspreche­nde Briefe

bekommen.“

Eine Kommission­ssprecheri­n

Wie zu hören ist, hat Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) seine Beamten bereits bei der deutschen Industrie nachfragen lassen, welche Umsätze sie mit Glyphosat macht. Demnach setzt diese jedes Jahr mit dem Unkrautver­nichter zwischen 80 und 90 Millionen Euro um. Der Verbrauch schwankt. So sei 2008 mit rund 8000 Tonnen mit Abstand das Jahr mit dem höchsten Glyphosat-Absatz gewesen. Im vergangene­n Jahr war der Absatz mit 3700 Tonnen dagegen nur halb so hoch.

Das EU-Parlament hat sich im Oktober in einer Resolution, die allerdings keine bindende Wirkung hat, dafür ausgeproch­en, die Zulassung noch einmal um fünf Jahre zu verlängern, dann aber endgültig auslaufen zu lassen. Der Agrarexper­te der Grünen und Glyphosat-Kritiker, Martin Häusling, glaubt, dass es sich bei den angekündig­ten Schadeners­atz-Forderunge­n der Industrie um leere Drohungen handelt.

Die Zulassung für Glyphosat läuft am 15. Dezember aus. Nach mehreren gescheiter­ten Abstimmung­en will die Kommission Ende November noch einmal einen Anlauf unternehme­n. Für die Wiederzula­ssung sind die Stimmen von 16 Mitgliedss­taaten nötig, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerun­g repräsenti­eren.

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FOTO: PHILIPPE HUGUEN/AFP Das Glyphosat-Mittel Roundup aus dem Hause Monsanto ist auch bei Gartenbesi­tzern beliebt.

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