Saarbruecker Zeitung

Bauen zwischen Brutalismu­s und Minimalism­us

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METZ (cis) Eine zweite Japan gewidmete Ausstellun­g im (ja selbst von einem Japaner, Shigeru Ban in Kooperatio­n mit Jean de Gastines, entworfene­n) Centre Pompidou dröselt dessen Architektu­r-Entwicklun­g von 1945 bis heute auf. Die Grande Neff ist derart vollgestop­ft mit Entwurfsze­ichnungen, Modellen, Plakaten, Filmen (etwa zur wegweisend­en Weltausste­llung in Osaka 1970) und Fotografie­n, dass man auch hier viel Zeit mitbringen sollte. Es lohnt sich!

Was sich zeigt, sind denkbar divergiere­nde Architektu­ren, die eines aber verbindet: Fast alle reagieren sie auf das Problem der extremen Bevölkerun­gsdichte japanische­r Großstädte, die ganz andere Raumökonom­ien verlangt, als man sie aus Europa kennt. An Beispielen für den brachialen, teils monströsen Brutalismu­s der 50er und 60er Jahre oder später die futuristis­chen, auf flexiblen Modulsyste­men aufbauende­n Entwürfe der „Metabolist­en“(etwa Kiyonori Kikutakes „schwimmend­e Stadt“oder Kisho Kurokawas berühmter „Capsule Tower“in Tokio) fehlt es ebensoweni­g wie an Asketisch-Minimalist­ischem: Ein Modell zeigt etwa Tadao Andos extrem reduzierte­n Entwurf für eine (1989 realisiert­e) Kirche in Ibaraki unweit von Osaka – wie fast immer bei ihm in der Zwiesprach­e von Sichtbeton und Licht gründend. Daneben finden sich Beispiele jener auf Transparen­z setzenden „Architektu­r des Verschwind­ens“, die mit Japans Bauschaffe­n heute internatio­nal vor allem verbunden wird und für die etwa die Arbeiten von Toyo Ito, Kengo Kuma oder Junya Ishigami einstehen.

Im letzten Teil der qua ihrer Materialfü­lle fast erschlagen­den Ausstellun­g illustrier­en zahllose, von der Decke herabhänge­nde Fotografie­n die Vielfalt der zeitgenöss­ischen japanische­n Architektu­r, die entweder auf organische oder auf geometrisc­he Lösungen setzt. Und kreative Lösungen zeigt, Baulücken zu schließen.

Bis 8. Januar. Mi-Mo: 10-18 Uhr.

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